Erfuellung
und begann sich zu dehnen. »Na los, beeilen Sie sich. Ich hab nicht den ganzen Abend Zeit.«
Graves verpasste mir eine ordentliche Abreibung. Für eine so hagere, drahtige Frau verfügte sie über enorme Kräfte. Sie ging hoch konzentriert, präzise und völlig unbarmherzig zu Werke. In der Tat lernte ich viel von ihr in der Stunde, die wir miteinander kämpften, vor allem dass ich meine Deckung keine Sekunde vernachlässigen durfte. Sie bewegte sich blitzschnell und nutzte jeden noch so kleinen Vorteil sofort kaltblütig aus.
Um kurz nach acht stolperte ich erschöpft in meine Wohnung und schleppte mich sofort weiter in Richtung Badewanne. Umgeben von brennenden Kerzen entspannte ich mich in nach Vanille duftendem Wasser und hoffte nur, dass Gideon rechtzeitig auftauchen würde, bevor ich vollkommen verschrumpelt war.
Als er schließlich kam, wickelte ich mich gerade in ein Badetuch. Sein feuchtes Haar und die Jeans verrieten mir, dass er nach einer Einheit mit seinem Trainer noch geduscht hatte.
»Hallo, Ace.«
»Hallo, teure Gattin.« Er trat auf mich zu, löste das Badetuch und senkte den Kopf zu meinen Brüsten.
Es verschlug mir den Atem, als er eine Brustwarze in den Mund nahm und rhythmisch daran saugte, bis sie hart wurde.
Dann richtete er sich auf und begutachtete sein Werk. »Gott, bist du sexy.«
Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und küsste sein Kinn. »Wie war dein Abend?«
Er sah mich mit einem ironischen Lächeln an. »Dr. Petersen hat uns gratuliert und anschließend lang und breit erklärt, warum eine Paartherapie ungeheuer wichtig sei.«
»Er denkt, wir hätten zu früh geheiratet.«
Gideon lachte. »Wenn es nach ihm ginge, hätten wir nicht einmal Sex, Eva.«
Ich rümpfte die Nase, wickelte das Handtuch wieder um mich und griff nach einem Kamm für meine feuchten Haare.
»Lass mich das machen«, sagte er, nahm mir den Kamm aus der Hand und führte mich zur Badewanne, wo ich mich auf den breiten Rand setzen musste.
Während er mir die Haare kämmte, erzählte ich ihm von meiner Begegnung mit Detective Graves beim Krav-Maga-Training.
»Meine Anwälte haben mir versichert, der Fall sei zu den Akten gelegt«, sagte Gideon.
»Was hältst du denn von der Sache?«
»Du bist in Sicherheit. Das ist alles, was zählt.«
Seine Stimme war völlig emotionslos, woran ich erkannte, dass es ihn stärker beschäftigte, als er mir gegenüber zugeben wollte. Irgendwo tief in seinem Innersten verfolgte ihn der Mord an Nathan, das wusste ich genau. Ich wusste es, weil es mich verfolgte, was Gideon für mich getan hatte, und wir zwei Seiten derselben Seele waren.
Aus diesem Grund hatte Gideon auch so entschieden auf einer Heirat bestanden. Ich war seine Zuflucht. Ich war der eine Mensch, der jedes seiner düsteren, qualvollen Geheimnisse kannte, und ich liebte ihn dennoch unendlich. Und mir war in meinem ganzen Leben keiner begegnet, der Liebe dringender benötigte als er.
Ich spürte, wie etwas an meiner Schulter vibrierte, und neckte ihn: »Hast du da etwa ein neues Spielzeug mitgebracht, Ace?«
»Ich hätte das verdammte Ding ausschalten sollen«, brummte er und kramte sein Handy hervor. Nach einem kurzen Blick auf das Display meldete er sich mit einem barschen »Cross«.
Ich hörte eine aufgeregte Frauenstimme, verstand aber nicht, was sie sagte.
»Wann?« Nachdem er die Antwort gehört hatte, fragte er: »Wo? Ja. Ich bin unterwegs.«
Er legte auf und fuhr sich mit der Hand durch die Haare.
Ich stand auf. »Was ist passiert?«
»Corinne ist im Krankenhaus. Meine Mutter meint, es sei ernst.«
»Ich zieh mich an. Was ist geschehen?«
Gideon blickte mich an. Gänsehaut überzog meinen Körper. Ich hatte ihn noch nie so gesehen, so … erschüttert.
»Pillen«, sagte er heiser. »Sie hat ein ganzes Fläschchen Pillen geschluckt.«
Wir nahmen den DB9. Während wir darauf warteten, dass der Parkwächter uns den Wagen brachte, rief Gideon bei Raúl an und wies ihn an, uns am Krankenhaus zu treffen, um dort bei unserer Ankunft den Aston Martin zu übernehmen.
Gideon glitt hinter das Steuer und lenkte den Wagen mit angespannter Konzentration. Jedes Drehen des Lenkrads, jeder Druck auf das Gaspedal war überlegt und gekonnt. Eingeschlossen in diesem engen Raum spürte ich genau, dass er sich abgekapselt hatte. Auf Gefühlsebene war er jetzt nicht länger zu erreichen. Ich legte ihm die Hand aufs Knie, um ihm meinen Trost und meine Hilfe anzubieten, aber er zeigte nicht die geringste
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