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Erfuellung

Erfuellung

Titel: Erfuellung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Day
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hätte mich einweihen müssen.« Er holte zitternd Atem. »Ich hatte ein Recht, es zu erfahren!«
    Seine Traurigkeit zerriss mir das Herz. Mein Dad – ein Mann, der sich ähnlich stark unter Kontrolle hatte wie Gideon – klang, als ob er weinte.
    Ich stellte meine Kaffeetasse auf den Couchtisch. Mein Atem ging schnell und flach. Nathans versiegelte Aufzeichnungen aus seiner Jugend waren nach seinem Tod aufgebrochen worden und enthüllten den Schrecken meiner Vergangenheit einem jeden, der die Kenntnisse und die Mittel hatte, sie sich zugänglich zu machen. Als Polizist hatte mein Vater diese Mittel.
    »Du hättest doch nichts tun können«, sagte ich zu ihm. Ich war fassungslos und wie gelähmt, versuchte aber, mich um seinetwillen zusammenzureißen. Mein Smartphone piepte, weil ein weiterer Anruf einging, aber ich ignorierte es. »Weder davor, noch danach.«
    »Ich hätte für dich da sein können. Ich hätte für dich sorgen können.«
    »Daddy, das hast du getan. Indem du mich mit Dr. Travis zusammengebracht hast, hast du mein Leben verändert. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich mit der ganzen Sache nicht im Geringsten auseinandergesetzt. Ich kann dir nicht sagen, wie sehr mir das geholfen hat.«
    Er stöhnte, es war ein leiser Klagelaut. »Ich hätte gegen deine Mutter um das Sorgerecht kämpfen sollen. Um deinetwillen. Du hättest bei mir aufwachsen sollen.«
    »O Gott.« Mein Magen krampfte sich zusammen. »Du kannst Mom nicht die Schuld dafür geben. Sie wusste lange Zeit gar nicht, was da vor sich ging. Und als sie es herausfand, tat sie alles …«
    »Sie hat es mir nicht gesagt !«, schrie er so laut, dass ich vor Schreck zusammenzuckte. »Und wie konnte sie so etwas nicht wissen? Es muss doch Hinweise gegeben haben … Wie konnte sie die nicht erkennen? Herr im Himmel. Ich habe sie doch erkannt, als du mich in Kalifornien besucht hast.«
    Ich schluchzte, konnte meinen Schmerz nicht zurückhalten. »Ich habe sie gebeten, es dir nicht zu erzählen. Sie musste es mir versprechen.«
    »Du warst gar nicht in der Lage, diese Entscheidung zu treffen, Eva. Du warst ein Kind. Sie hätte es besser wissen müssen.«
    »Es tut mir leid!«, weinte ich. Das hartnäckige Klingeln eines eingehenden Anrufs raubte mir den letzten Nerv. »Es tut mir so leid. Ich wollte nur verhindern, dass Nathan noch jemand anderen verletzte, den ich liebte.«
    »Ich komme dich besuchen«, sagte er, plötzlich völlig ruhig. »Ich nehme das nächste Flugzeug. Ich rufe dich an, wenn ich gelandet bin.«
    »Dad …«
    »Ich liebe dich, Süße. Du bist alles für mich.«
    Er legte auf. Erschüttert und benommen saß ich da. Ich wusste, dass dieses Wissen meinen Vater verfolgen würde, aber ich hatte keine Ahnung, wie ich die dunklen Schatten für ihn bekämpfen konnte.
    Mein Telefon vibrierte erneut in meiner Hand. Ich starrte auf das Display mit dem Namen meiner Mutter, nicht in der Lage, eine Entscheidung zu treffen, wie ich mich jetzt verhalten sollte.
    Unsicher kam ich auf die Beine und ließ mein Handy auf den niedrigen Tisch fallen, als ob ich mich daran verbrannt hätte. Ich konnte jetzt nicht mit ihr reden. Ich wollte mit niemandem reden. Ich wollte nur Gideon.
    Ich stolperte über den Flur, meine Schulter glitt an der Wand entlang. Ich hörte Gideons Stimme, als ich mich seinem Büro näherte, und weinte heftiger, während sich meine Schritte beschleunigten.
    »Ich weiß es zu schätzen, dass du an mich gedacht hast, aber nein«, sagte er mit leiser, fester Stimme, die wieder völlig anders klang als der geschäftsmäßige Ton von vorhin. Sie war sanfter, intimer. »Natürlich sind wir Freunde. Du weißt, warum … Ich kann dir nicht das geben, was du dir von mir wünschst.«
    Ich bog um die Ecke in sein Büro und sah ihn am Schreibtisch sitzen, den Kopf gebeugt, während er lauschte.
    »Hör auf«, sagte er jetzt kalt. »Diesen Kurs möchtest du mit mir nicht einschlagen, Corinne.«
    »Gideon«, flüsterte ich. Ich umklammerte den Türpfosten so krampfhaft, dass meine Knöchel weiß hervortraten.
    Er sah hoch, richtete sich sogleich auf und sprang auf die Füße. Sein finsterer Gesichtsausdruck war wie weggeblasen.
    »Ich muss auflegen«, sagte er, nahm das Headset ab und ließ es auf den Schreibtisch fallen. Dann kam er zu mir. »Was ist los? Bist du krank?«
    Er breitete seine Arme aus, und ich warf mich hinein. Ich brauchte ihn. Erleichterung durchflutete mich, als er mich dicht zu sich heranzog und festhielt.
    »Mein Dad hat

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