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Erfuellung

Erfuellung

Titel: Erfuellung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Day
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alles herausgefunden.« Ich drückte mein Gesicht gegen seine Brust, mein Geist war erfüllt vom Echo des Schmerzes, den mein Vater empfand. »Er weiß Bescheid.«
    Gideon hob mich auf seine Arme und wiegte mich leicht. Sein Telefon fing an zu klingeln. Er fluchte leise und verließ das Zimmer.
    Im Flur konnte ich mein Handy auf dem Couchtisch rattern hören. Das nervtötende Geräusch zweier Telefone, die gleichzeitig Aufmerksamkeit verlangten, steigerte meine Beklemmung ins Unerträgliche.
    »Lass mal schauen, ob du wirklich rangehen solltest«, sagte er.
    »Das ist meine Mutter. Ich bin sicher, mein Dad hat sie bereits angerufen, so wütend wie er ist. O Gott … Gideon. Er ist am Boden zerstört.«
    »Ich verstehe, wie er sich fühlt.«
    Er trug mich ins Gästezimmer und schlug die Tür hinter sich zu. Dann legte er mich aufs Bett, nahm die Fernbedienung vom Nachttisch und schaltete den Fernseher an. Der Ton verschluckte sämtliche anderen Geräusche außer meine hicksenden Schluchzer. Dann legte er sich neben mich und umarmte mich, streichelte beruhigend meinen Rücken. Ich weinte, bis meine Augen brannten, und ich keine Tränen mehr übrig hatte.
    »Sag mir, was ich tun soll«, sagte er, als ich mich beruhigt hatte.
    »Er kommt her. Nach New York.« Mein Magen krampfte sich erneut zusammen bei dem Gedanken. »Er versucht, heute noch einen Flug zu bekommen, glaube ich.«
    »Wenn du Genaueres weißt, dann begleite ich dich, um ihn abzuholen.«
    »Das geht nicht.«
    »Natürlich geht das, zum Teufel«, sagte er ganz ruhig.
    Ich hob ihm meinen Mund entgegen und seufzte, als er mich küsste. »Ich sollte wirklich lieber allein gehen. Er ist verletzt. Er wird nicht wollen, dass jemand anders ihn so sieht.«
    Gideon nickte. »Dann nimm wenigstens mein Auto.«
    »Welches?«
    »Den DB9 deines neuen Nachbarn.«
    »Wie?«
    Er zuckte die Achseln. »Du wirst ihn erkennen, wenn du ihn siehst.«
    Das bezweifelte ich nicht. Was für ein Auto es auch sein mochte, es war sicher schnittig, schnell und gefährlich – wie sein Besitzer.
    »Ich habe Angst«, murmelte ich und schlang meine Beine noch enger um seine. Er war so stark und zuverlässig. Ich wollte mich an ihm festhalten und ihn nie mehr loslassen. Seine Finger fuhren durch mein Haar. »Wovor?«
    »Zwischen meiner Mutter und mir sind die Dinge schon schwierig genug. Wenn meine Eltern sich miteinander verkrachen, will ich nicht zwischen ihnen stehen. Ich weiß, dass beide nicht damit klarkämen – besonders meine Mutter nicht. Sie lieben einander nämlich immer noch heiß und innig.«
    »Das war mir nicht klar.«
    »Du hast sie noch nicht zusammen erlebt. Da knistert es gewaltig«, erklärte ich. Mir war eingefallen, dass Gideon und ich getrennt gewesen waren, als ich bemerkt hatte, dass zwischen meinen Eltern immer noch eine intensive sexuelle Anziehungskraft herrschte. »Und mein Vater hat mir sogar gestanden, dass er sie noch liebt. Der Gedanke macht mich so traurig.«
    »Weil sie nicht mehr zusammen sind?«
    »Ja, aber nicht weil ich unbedingt eine große, glückliche Familie haben will«, erläuterte ich ihm. »Ich finde den Gedanken furchtbar, durchs Leben zu gehen ohne den Menschen, den man liebt. Als ich dich verloren …«
    »Du hast mich nie verloren.«
    »Es war, als ob ein Teil von mir gestorben wäre. Ein ganzes Leben so zu verbringen …«
    »Es wäre die Hölle.« Gideon fuhr mit den Fingerspitzen über meine Wange, und ich sah die Trostlosigkeit in seinen Augen. Er wurde Nathans Geist einfach nicht los. »Lass mich mit Monica reden.«
    Ich blinzelte. »Was willst du ihr sagen?«
    Die Andeutung eines Lächelns huschte über seine Lippen. »Ich werde sie anrufen und sie fragen, wie du mit allem klarkommst und wie es dir geht. Das ist der erste öffentliche Schritt zurück in dein Leben.«
    »Sie weiß, dass ich dir alles erzählt habe. Sie wird möglicherweise ziemlich emotional reagieren.«
    »Besser bei mir als bei dir.«
    Da musste ich fast lächeln. »Danke.«
    »Ich werde sie ablenken und dazu bringen, über etwas anderes nachzudenken.« Er ergriff meine Hand und berührte meinen Ring.
    Hochzeitsglocken. Er sprach es nicht aus, aber ich verstand die Botschaft trotzdem. Und natürlich würde auch meine Mutter zu diesem Schluss gelangen. Ein Mann in Gideons Position wählte nicht den Weg über ihre Mutter zu einer Frau zurück – insbesondere nicht über eine Mutter wie Monica Stanton –, wenn seine »Absichten« nicht ernster Natur waren.
    Mit diesem

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