Erfuellung
Thema würden wir uns ein andermal auseinandersetzen.
In der nächsten Stunde wich Gideon mir nicht von der Seite, obwohl er so tat, als ob das gar nicht seine Absicht wäre. Er blieb immer in der Nähe und folgte mir unter dem einen oder anderen Vorwand von einem Raum zum nächsten. Als mein Magen knurrte, zerrte er mich sofort in die Küche und stellte einen Teller mit Sandwiches, Kartoffelchips und fertigem Makkaroni-Salat zusammen.
Wir aßen am Küchentresen, und seine tröstliche Aufmerksamkeit beruhigte meine Nerven. Wie schlimm es auch kommen mochte, er war für mich da, und ich konnte mich bei ihm anlehnen. Das gab mir das Gefühl, dass wir viele der Hindernisse überwinden konnten, die sich uns in den Weg stellten. Es gab nichts, das wir nicht erreichen konnten, solange wir zusammen waren.
»Was wollte Corinne eigentlich?«, fragte ich. »Außer dich.«
Seine Züge verhärteten sich. »Ich will nicht über Corinne reden.«
Da war ein Unterton, der mir Sorgen machte. »Ist alles in Ordnung?«
»Was habe ich denn gerade gesagt?«
»Irgendetwas wenig Überzeugendes, das ich ignorieren werde.«
Er gab ein genervtes Schnauben von sich, lenkte aber ein. »Sie ist aufgewühlt.«
»Schreit sie, oder weint sie?«
»Macht das einen Unterschied?«
»Ja. Man ist entweder wütend auf einen Typen, oder man ist seinetwegen in Tränen aufgelöst. Zum Beispiel: Deanna ist sauer und plant deinen Ruin. Ich hingegen war in Tränen aufgelöst und kam tagelang kaum aus dem Bett.«
»Mein Gott, Eva.« Er streckte die Hand aus und legte sie auf meine. »Es tut mir so leid.«
»Hör schon auf mit den ewigen Entschuldigungen! Du machst es wieder gut, indem du dich um meine Mutter kümmerst. Also, ist Corinne wütend oder traurig?«
»Sie hat geweint.« Es war ihm sichtlich unangenehm. »Mein Gott, sie war völlig aufgelöst.«
»Tut mir leid, dass du dich damit auseinandersetzen musst. Du darfst dir jetzt nur keine Schuldgefühle von ihr einreden lassen.«
»Ich habe sie benutzt«, sagte er leise, »um dich zu beschützen.«
Ich legte mein Sandwich auf den Teller und sah ihn mit schmalen Augen an. »Hast du ihr nun gesagt, dass du ihr nur Freundschaft bieten kannst, oder nicht?«
»Du weißt, dass ich das getan habe. Aber ich habe trotzdem bewusst den Eindruck gefördert, dass aus uns mehr werden könnte, und zwar wegen der Presse und der Polizei. Ich habe widersprüchliche Signale ausgesandt. Deshalb fühle ich mich schuldig.«
»Nun mach mal halblang. Diese Zicke wollte mich glauben lassen, dass du mit ihr geschlafen hättest« – ich hielt zwei Finger in die Höhe – »und das sogar zweimal . Und beim ersten Mal hat es so wehgetan, dass ich immer noch nicht ganz darüber hinweg bin. Außerdem ist sie verheiratet, verflucht noch mal. Sie sollte also besser die Finger von meinem Mann lassen, wo sie doch ihren eigenen hat.«
»Kommen wir noch einmal zu dem Thema zurück, dass ich angeblich mit ihr geschlafen hätte. Wovon sprichst du?«
Ich erklärte, was in beiden Fällen passiert war: das Desaster mit dem Lippenstift am Ärmel bei Crossfire und mein Überraschungsbesuch in Corinnes Appartement, als sie so tat, als ob sie ihn gerade erst gevögelt hätte.
»Nun gut, das verändert die Sachlage beträchtlich«, sagte er. »Sie und ich, wir haben uns nichts mehr zu sagen.«
»Danke.«
Er schob mir eine Haarsträhne hinters Ohr. »Irgendwann können wir das alles hinter uns lassen.«
»Was fangen wir dann nur miteinander an?«, murmelte ich.
»Oh, ich bin sicher, dass mir da etwas einfällt.«
»Sex, nicht wahr?« Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe ein Monster erschaffen.«
»Vergiss nicht die Arbeit – die gemeinsame Arbeit.«
»O mein Gott, du gibst nicht auf.«
Er kaute einen Kartoffelchip und schluckte. »Ich möchte, dass du dir die überarbeiteten Websites von Crossroads und Cross Industries nach dem Essen einmal ansiehst.«
Ich wischte mir den Mund mit der Serviette ab. »Tatsächlich? Das ging aber schnell. Ich bin beeindruckt.«
»Schau sie dir zuerst einmal an, bevor du das sagst.«
Gideon kannte mich gut. Arbeit lenkte mich ab, deshalb gab er mir welche. Er stellte mir seinen Laptop zur Verfügung und machte es mir im Wohnzimmer gemütlich, schaltete mein Handy aus und ging dann in sein Büro, um meine Mutter anzurufen.
Während der ersten zehn Minuten, nachdem er mich allein gelassen hatte, lauschte ich dem leisen Murmeln seiner Stimme und versuchte, mich auf die Websites zu
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