Erfuellung
hatte so deprimiert geklungen, dass es mir einen Stich ins Herz versetzte.
Ich erhob mich und ging zu Marks Büro hinüber. »Mein Dad hat sich gerade gemeldet. Seine Maschine landet in zwei Stunden in LaGuardia.«
Er sah mich an, dann runzelte er mit fragendem Blick die Stirn. »Dann geh nach Hause, mach dich fertig und hol ihn ab.«
»Danke.« Dieses eine Wort musste reichen. Mark schien zu verstehen, dass ich nicht bleiben und reden wollte.
Ich schrieb eine SMS auf dem Notfalltelefon, während ich im Taxi nach Hause fuhr.
Fahre in einer Stunde zum Flughafen, um Dad abzuholen. Kannst du reden?
Ich musste einfach wissen, was Gideon dachte … wie er sich fühlte. Ich war ein Nervenbündel, und ich wusste nicht, was ich dagegen tun sollte.
Als ich nach Hause kam, zog ich ein einfaches, leichtes Sommerkleid und Sandalen an. Ich beantwortete eine SMS von Martin, in der ich schrieb, dass ich seine Gesellschaft am Samstagabend ebenfalls sehr genossen hätte und dass wir das wiederholen sollten.
Dann überzeugte ich mich in der Küche noch einmal davon, dass ich alles Nötige für Dads Lieblingsessen im Haus hatte. Ich warf einen Blick ins Gästezimmer, obwohl ich es tags zuvor eigentlich schon fertig gemacht hatte. Schließlich schaltete ich den Computer ein und sah noch einmal im Internet nach, ob Dads Maschine planmäßig landen würde.
Fertig. Ich hatte immer noch genug Zeit, um mich selbst in den Wahnsinn zu treiben.
Ich tippte »Corinne Giroux und Ehemann« bei Google ein und sah mir die Bilder an. Ich stellte fest, dass Jean-François Giroux ein sehr gut aussehender Mann war. Ein echt heißer Typ. Nicht so heiß wie Gideon, aber wer war das schon? Gideon war eine Klasse für sich, aber Jean-François war ebenfalls ein Mann, nach dem man sich auf der Straße umdrehte, mit dunklem, welligem Haar und hellen, jadegrünen Augen. Er war braun gebrannt, und der Ziegenbart stand ihm wirklich gut. Er und Corinne waren ein atemberaubend schönes Paar.
Mein Notfalltelefon klingelte, und ich sprang sofort auf die Füße, stolperte um den Couchtisch herum und angelte es aus meiner Tasche. »Hallo?«
»Ich bin nebenan«, sagte Gideon. »Ich habe nicht viel Zeit.«
»Ich komme.«
Ich nahm meine Handtasche und verließ die Wohnung. Eine meiner Nachbarinnen schloss gerade ihre Tür auf, deshalb schenkte ich ihr ein höfliches, distanziertes Lächeln und gab vor, auf den Aufzug zu warten. In dem Augenblick, da ich hörte, wie sie ihre Wohnung betrat, lief ich zu Gideons Tür hinüber. Sie öffnete sich, bevor ich den Schlüssel benutzen konnte.
Gideon begrüßte mich in Jeans und T-Shirt, und er trug eine Baseballkappe. Er griff nach meiner Hand, zog mich hinein und nahm die Kappe ab, bevor er seine Lippen auf die meinen presste. Sein Kuss war überraschend süß, seine festen Lippen weich und warm.
Ich ließ die Handtasche fallen, schlang die Arme um seinen Hals und drückte mich an ihn. Seine Kraft zu spüren beruhigte mich so sehr, dass ich endlich wieder frei atmen konnte.
»Hi«, murmelte er.
»Du hättest nicht nach Hause kommen müssen.« Ich konnte nur ahnen, wie sehr das seinen Tag durcheinanderbrachte. Er musste sich umziehen, hin und her fahren …
»Doch, das musste ich. Du brauchst mich jetzt.« Seine Hände strichen über meinen Rücken, dann neigte er den Kopf gerade so weit zurück, dass er mir in die Augen sehen konnte. »Mach dir über all das keine Sorgen, Eva. Ich werde mich darum kümmern.«
»Wie?«
Seine blauen Augen waren kühl, sein Gesichtsausdruck zuversichtlich. »Im Augenblick warte ich auf mehr Informationen. Wen haben sie im Auge? Warum? Aller Wahrscheinlichkeit nach werden sie den Betreffenden sowieso wieder laufen lassen. Das weißt du.«
Ich blickte ihn an. »Und wenn nicht?«
»Werde ich jemand anders für mein Verbrechen büßen lassen?« Sein Kiefer verkrampfte sich. »Ist es das, was du mich das fragen willst?«
»Nein.« Ich fuhr mit den Fingerspitzen beruhigend über seine gerunzelte Stirn. »Ich weiß, dass du das nicht zulassen wirst. Ich frage mich nur, wie du es verhindern willst.«
Er blickte nur noch finsterer drein. »Du verlangst von mir, dass ich in die Zukunft sehe, Eva. Das kann ich nicht. Du musst mir einfach vertrauen.«
»Das tue ich«, versprach ich mit Nachdruck. »Aber ich habe immer noch Angst. Ich komme nicht dagegen an. Das alles treibt mich noch in den Wahnsinn.«
»Ich weiß. Ich mache mir auch Sorgen.« Sein Daumen strich über meine
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