Erfuellung
dich eben sehr gut.«
»Und er hat erst einmal ein oder zwei Minuten gewartet, bevor er mir geantwortet hat. Und eins sag ich dir: Die kamen mir wie Stunden vor.«
»Darauf wette ich. Also war all sein Gerede gegen die Ehe nur geheuchelt?«
Er nickte und grinste immer noch. »Sein Stolz war verletzt, weil ich ihn abgewiesen hatte, deshalb wollte er es mir ein wenig heimzahlen. Er behauptet, immer geahnt zu haben, dass ich irgendwann schon noch die Kurve kriegen würde. Er wollte es mir nur nicht zu leicht machen, als ich schließlich bereit war.«
Das klang ganz nach Steven, der ein verspielter, geselliger Typ war. »Wo hast du ihn denn gefragt?«
Er lachte. »Ich hab’s nicht hingekriegt, ihn an einem Ort mit entsprechender Atmosphäre zu fragen, wie in dem Restaurant mit Kerzenschein oder der hübschen, dunklen Bar nach der Show. Nein, ich musste warten, bis die Limousine uns am Ende des Abends zu Hause absetzte, und wir vor unserem Haus standen, und ich das Gefühl hatte, mir liefe die Zeit davon. Also platzte ich einfach mitten auf der Straße damit heraus.«
»Das ist ja ungeheuer romantisch.«
»Ich glaube, du bist eine Romantikerin«, gab er zurück.
»Wer will schon Wein und Rosen? Das kann schließlich jeder. Jemandem zu zeigen, dass man ohne ihn nicht leben kann, das ist Romantik.«
»Du hast mal wieder vollkommen recht.«
Ich pustete auf meine Nägel und polierte sie an meinem T-Shirt. »Dem werde ich wohl kaum widersprechen.«
»Steven soll dir bei unserem Mittagessen am Mittwoch die ganzen Details schildern. Er hat die Geschichte jetzt schon so oft erzählt, dass er den Bericht perfektioniert hat.«
»Ich kann es kaum erwarten, ihn zu treffen.« Wenn Mark schon so aufgeregt war, war ich mir sicher, dass auch Steven innerlich Luftsprünge machte. Die Persönlichkeit des großen, muskulösen Bauunternehmers war so lebhaft und schillernd wie sein leuchtendes, rotes Haar. »Ich freue mich so sehr für euch beide.«
»Er wird dich einspannen, damit du Shawna bei der Planung hilfst, das ist dir doch klar, oder?« Er setzte sich auf und stützte die Ellbogen auf den Tisch. »Neben seiner Schwester rekrutiert er jede Frau, die wir kennen. Ich bin sicher, dass die ganze Sache absolut übertrieben und verrückt wird.«
»Klingt doch lustig!«
»Das sagst du jetzt«, warnte er mich, und seine dunklen Augen leuchteten, als er lachte. »Komm, wir trinken eine Tasse Kaffee und starten in die Woche, okay?«
Ich stand auf. »Hm, ich frage nicht gern, aber mein Vater kommt diese Woche für einen spontanen Notfallbesuch in die Stadt. Ich weiß nicht genau, wann er ankommt. Es könnte heute sein, und dann müsste ich ihn am Flughafen abholen.«
»Brauchst du frei?«
»Nur um ihn in meine Wohnung zu bringen. Ein paar Stunden höchstens.«
Mark nickte. »Du hast etwas von Notfallbesuch gesagt. Ist alles in Ordnung?«
»Wird schon werden.«
»Okay. Ich habe nichts dagegen, dass du dir freinimmst, wenn nötig.«
»Danke.«
Als ich meine Sachen an meinem Schreibtisch ablegte, dachte ich – zum millionsten Mal –, wie sehr ich meinen Job und meinen Chef mochte. Ich konnte verstehen, dass Gideon mich unbedingt in seiner Nähe haben wollte, und fand die Vision, dass wir uns etwas Gemeinsames erschaffen würden, ebenfalls toll, aber meine Arbeit machte mich zum Individuum. Das wollte ich unter gar keinen Umständen aufgeben, und ich wollte es ihm später nicht übel nehmen, weil er mich dazu gedrängt hatte. Ich musste mir ein Argument überlegen, das Gideon akzeptieren würde, und begann darüber nachzudenken, während Mark und ich uns auf den Weg in die Pausenküche machten.
Obwohl Megumi sich noch nicht von Michael getrennt hatte, lud ich sie zum Mittagessen zu einem Deli um die Ecke ein, wo es köstliche Wraps und eine beträchtliche Auswahl an Ben-&-Jerry-Eissorten gab. Ich wählte Chunky Monkey, sie entschied sich für Cherry Garcia, und wir genossen die kühle Leckerei an einem heißen Tag.
Wir saßen an einem kleinen Metalltisch im hinteren Bereich des Lokals, und die Reste unseres Mittagessens lagen auf einem Tablett zwischen uns. Das Bistro war mittags nicht ganz so überfüllt wie ein paar andere Restaurants in der Gegend, was uns beiden gut passte. Nun konnten wir uns unterhalten, ohne die Stimme erheben zu müssen.
»Mark schwebt wie auf Wolken«, sagte sie und leckte ihren Löffel ab. Sie trug ein limonengrünes Kleid, das sehr gut zu ihrem dunklen Haar und ihrer blassen Haut passte.
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