Erfuellung
»Verstehe.«
»Wer sagt, dass es einen Menschen auf der Welt gibt, der uns alles geben kann?« Er schnaubte. »Ich bin nicht sicher, ob ich das glauben soll. Schau dich und deinen Mann ohne Namen an.«
»Vielleicht funktioniert so ein Beziehungsgemisch bei Menschen, die nicht zur Eifersucht neigen. Für mich wäre das nichts.«
»Ja.« Er streckte mir den Kaffeebecher entgegen, und ich stieß mit meinem an.
»Also Champagner und …?«
»Hmmm …« Er schürzte die Lippen. »Tapas?«
Ich stutzte. »Du willst mit meinem Dad essen gehen?«
»Keine gute Idee?«
»Es ist eine großartige Idee, wenn wir ihn dazu überreden können.« Ich lächelte. »Du bist wirklich fantastisch, Cary.«
Er zwinkerte mir zu, und ich war plötzlich viel ruhiger.
Mein Leben schien kopfzustehen. Insbesondere die Beziehungen zu den Menschen, die ich am meisten liebte, waren belastet. Diese Situation war schwierig für mich, zumal ich mich darauf verließ, dass diese Menschen mich auf Kurs hielten. Aber vielleicht würde ich gestärkt aus allem hervorgehen, wenn sich irgendwann alles wieder beruhigt hatte. Vielleicht war ich dann ja in der Lage, mich eher auf mich selbst zu verlassen und war nicht mehr so leicht aus der Bahn zu werfen. In dem Fall wäre es den ganzen Aufruhr und den Schmerz wert.
»Soll ich dir die Haare machen?«, fragte Cary.
Ich nickte. »Ja, bitte.«
Als ich ins Büro kam, musste ich enttäuscht feststellen, wie unglücklich Megumi wieder aussah. Sie winkte mir lethargisch zu, als sie den Türöffner für mich drückte, dann ließ sie sich wieder auf ihren Stuhl fallen.
»Du musst Michael jetzt endlich abservieren«, sagte ich. »Diese Beziehung tut dir eindeutig nicht gut.«
»Ich weiß.« Sie strich sich die langen Strähnen ihres asymmetrischen Bobschnittes aus dem Gesicht. »Ich werde mich von ihm trennen, sobald ich ihn das nächste Mal sehe. Ich habe seit Freitag nichts mehr von ihm gehört, und ich mache mich verrückt, weil ich mich frage, ob er während seiner Junggesellentour durch die Bars jemanden kennengelernt hat.«
»O Mann.«
»Ich weiß … Es ist total uncool, sich zu fragen, ob der Kerl, mit dem man schläft, mit einer anderen herumvögelt.«
Unwillkürlich kam mir das Gespräch mit Cary von heute Morgen in den Sinn. »Ich bin mit einer Packung Ben-&-Jerry’s-Eiscreme nur einen Telefonanruf entfernt. Melde dich, wenn du mich brauchst.«
»Ist das dein Geheimnis?« Sie stieß ein kurzes Lachen aus. »Welche Sorte hat dir geholfen, um über Gideon Cross hinwegzukommen.«
»Ich bin nicht über ihn hinweg«, gab ich zu.
Sie nickte weise. »Das wusste ich. Aber du hast dich am Samstag amüsiert, stimmt’s? Und nebenbei bemerkt ist er ein Idiot. Eines Tages wird er das kapieren, und dann kommt er angekrochen.«
»Er hat am Wochenende meine Mom angerufen«, sagte ich und beugte mich über den Empfangstresen zu ihr hin. »Und er hat nach mir gefragt.«
»Wow.« Megumi beugte sich ebenfalls vor. »Was hat er gesagt?«
»Die Details kenne ich nicht.«
»Würdest du dich wieder auf ihn einlassen?«
Ich zuckte die Achseln. »Kann ich nicht sagen. Kommt vielleicht darauf an, wie gut er zu Kreuze kriecht.«
»Aber absolut.« Sie hob ihre Hand, und ich klatschte sie ab. »Übrigens hast du heute eine tolle Frisur.«
Ich dankte ihr und ging an meinen Arbeitsplatz. Im Geiste bereitete ich mich darauf vor, um einen freien Tag zu bitten, falls mein Vater anrief. Ich hatte noch nicht ganz die Ecke am Ende des Flures umrundet, als Mark mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht aus seinem Büro trat.
»O mein Gott!« Ich blieb stehen. »Du siehst wahnsinnig glücklich aus. Lass mich raten: Du bist verlobt!«
»Genau!«
»Juchu!« Ich ließ meine Taschen auf den Boden fallen und klatschte in die Hände. »Ich freue mich so sehr für dich! Gratulation!«
Er beugte sich herunter und hob meine Sachen vom Boden auf. »Komm mit in mein Büro.«
Er ließ mir den Vortritt, dann schloss er die Glastür hinter uns.
»War es schwer?«, fragte ich und setzte mich vor seinen Schreibtisch.
»Das Schwerste, was ich je getan habe.« Mark gab mir meine Taschen. Er ließ sich auf seinen Schreibtischstuhl sinken und schaukelte vor und zurück. »Und Steven hat mich auf ganz kleiner Flamme schmoren lassen. Kannst du dir das vorstellen? Er wusste die ganze Zeit, dass ich ihm einen Antrag machen wollte. Er meinte, er hätte es daran gemerkt, wie sehr ich von der Rolle gewesen wäre.«
Ich grinste. »Er kennt
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