Erfuellung
richtete mich auf und schüttelte den Kopf, obwohl er mich nicht persönlich angesprochen hatte. Niemand bewegte sich. Wir warteten darauf, dass die Türen zugingen und den Baulärm ausschlossen.
Aber auch die rührten sich nicht.
Als der Typ die Knöpfe im Aufzug betätigte und auch damit keinen Erfolg hatte, wurde mir klar, was vor sich ging.
Gideon.
Ich lächelte in mich hinein und sagte: »Entschuldigen Sie mich bitte.«
Die Insassen des Aufzuges rückten zusammen, um mich hinauszulassen, und ein anderer Mann stieg ebenfalls aus. Die Türen schlossen sich hinter uns, und der Aufzug fuhr weiter.
»Was zum Teufel war das?«, sagte der Mann und runzelte die Stirn, als er sich umwandte und die drei anderen Aufzüge in Augenschein nahm. Er war nur etwas größer als ich und trug eine Anzughose und ein kurzärmeliges T-Shirt mit Krawatte.
Der Gong, der die Ankunft eines weiteren Aufzuges ankündigte, wurde durch den Baulärm fast übertönt. Als die Türen sich öffneten, trat Gideon hinaus und wirkte weltmännisch, schneidig und genervt.
Ich wäre am liebsten auf der Stelle über ihn hergefallen, so heiß sah er aus. Außerdem törnte es mich zugegebenermaßen total an, wenn er sich mir gegenüber wie ein Alphamännchen verhielt.
Für dich würde ich den Lauf der Welt aufhalten. Manchmal hatte ich glatt das Gefühl, dass er das konnte. Er knurrte leise, der Typ im kurzärmeligen Hemd betrat den frei gewordenen Aufzug und war verschwunden.
Gideon legte eine Hand an die Hüfte, sein Jackett öffnete sich elegant. Alle drei Teile waren schwarz, schimmerten edel und waren eindeutig kostspielig. Das Oberhemd war ebenfalls dunkel, und die Manschettenknöpfe wie gewohnt aus Gold mit Onyx.
Er war so gekleidet wie an dem Tag unseres ersten Zusammentreffens. Schon damals hatte ich Lust gehabt, seinen appetitlichen Körper zu besteigen und ihn besinnungslos zu vögeln.
In all der Zeit hatte sich das nicht geändert.
»Eva«, begann er mit seiner atemberaubend erotischen Stimme. »Es ist nicht so, wie du denkst. Corinne kam vorbei, weil ich ihre Anrufe nicht beantworte …«
Ich unterbrach ihn, indem ich die Hand hob und auf sein Geschenk sah, meine wunderschöne Uhr. »Ich habe eine halbe Stunde Zeit. Ich würde dich lieber ficken als über deine Ex zu reden, wenn du nichts dagegen hast.«
Er stand eine geschlagene Minute lang schweigend und unbeweglich da, starrte mich an und versuchte, meine Stimmung auszuloten. Ich beobachtete, wie sein Geist und sein Körper sich umstellten, wie die Verärgerung der Erkenntnis wich. Sein Blick verengte sich, seine Augen wurden dunkel. Mit sich rötenden Wangen und leicht geöffneten Lippen sog er scharf die Luft ein. Sein Blut geriet in Wallung, und er verlagerte das Gewicht, als sein Schwanz hart wurde und seine Lust erwachte, wie ein Panther, der sich nach einem faulen Schläfchen reckte.
Ich spürte, wie die sexuelle Spannung zwischen uns knisterte, der Funke meiner Worte hatte sie zum Leben erweckt. Ich reagierte darauf, wie ich es in der Vergangenheit gelernt hatte: Ich wurde weicher, nachgiebiger, mein Puls ging schneller, mein Innerstes zog sich sanft zusammen. Mein Körper bettelte. Der Lärm um uns herum machte mich nur noch geiler, beschleunigte meinen Herzschlag in heftigem Verlangen.
Gideon griff in die Innentasche seines Jacketts und holte sein Telefon hervor. Er wählte, dann hielt er das Gerät ans Ohr, wobei er mich nicht aus den Augen ließ. »Ich komme dreißig Minuten später. Wenn das Anderson nicht passt, machen Sie einen neuen Termin.«
Er legte auf und ließ sein Telefon wieder lässig in die Innentasche gleiten.
»Ich bin so scharf auf dich«, sagte ich zu ihm, und meine Stimme war heiser vor Verlangen. Er griff sich in den Schritt und rückte sich zurecht, dann kam er auf mich zu, seine Augen glühten. »Komm.«
Er legte mir die Hand ins Kreuz auf diese besondere Art, die ich so sehr liebte. Der warme Druck sandte freudige Schauer der Erregung durch meinen ganzen Körper. Ich warf einen Blick über die Schulter und sah das leichte Lächeln auf seinen Lippen. Er wusste genau, was diese unschuldige Berührung bei mir auslöste.
Wir gingen durch die Plastikabdeckungen hindurch und verließen den Aufzugsbereich. Vor uns lagen Zementsäcke und hingen Plastikplanen im Sonnenlicht, wohin ich auch blickte. Durch die Planen konnte ich die unscharfen Umrisse von Arbeitern erkennen. Ich hörte entfernte Musik, die beinahe übertönt wurde von dem Lärm der
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