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Erfuellung

Erfuellung

Titel: Erfuellung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Day
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und ich wieder zusammen waren, und meinte nun, dafür Buße tun zu müssen.
    Ich dachte gerade darüber nach, wie klug es wohl wäre, Gideon eine Karte mit der Botschaft ›Ich denke an Dich‹ zu schicken, als ich das Crossfire Building durch die Drehtür betrat. Nur ein kleines Dankeschön für die Blumen, die einen anstrengenden Tag erträglicher gemacht hatten.
    Dann entdeckte ich die Frau, die ich am liebsten nie wieder gesehen hätte: Corinne Giroux. Und sie unterhielt sich mit meinem Mann, ihre Handfläche lag in einer innigen Geste an seiner Brust.
    Sie standen etwas abseits an einer Säule, am Rande des Menschenstroms, der sich durch die Sicherheitsdrehkreuze hinein- und hinausbewegte. Corinnes langes schwarzes Haar reichte ihr fast bis zur Taille, ein glänzender Vorhang, der sich sogar von ihrem klassischen schwarzen Kleid abhob. Sowohl sie selbst als auch Gideon wandten mir das Profil zu, sodass ich ihre Augen nicht sehen konnte, aber ich wusste, dass sie strahlend aquamarinblau waren. Sie war eine schöne Frau, und zusammen ergaben sie ein atemberaubend gut aussehendes Paar – besonders in diesem Augenblick. Sie trugen beide Schwarz, der einzige Farbklecks war Gideons blaue Krawatte. Meine Lieblingskrawatte.
    Plötzlich wandte Gideon den Kopf, als spüre er, dass ich ihn beobachtete. In dem Augenblick, da unsere Blicke sich trafen, durchströmte mich jene tiefe, die Seele durchdringende Erkenntnis, eine primitive Gewissheit, die ich nur bei ihm fühlte. Auf völlig elementare Weise wusste ich, dass er mir gehörte. Ich hatte es von dem Augenblick an gewusst, da ich ihm zum ersten Mal begegnet war.
    Und nun berührten ihn die Hände einer anderen Frau.
    Ich zog die Brauen hoch, eine stumme Frage: Was zur Hölle geht hier vor? In diesem Augenblick folgte Corinne seinem Blick. Sie sah nicht allzu glücklich darüber aus, dass ich inmitten der großen Lobby stand und sie anstarrte.
    Sie konnte von Glück reden, dass ich nicht zu ihr hinüberging, sie an den Haaren packte und von ihm wegzerrte.
    Plötzlich legte sie die Hand an sein Kinn, erzwang sich seine Aufmerksamkeit, reckte sich auf die Zehenspitzen und wollte ihm einen Kuss auf die zusammengepressten Lippen drücken. Da hätte ich meine Meinung fast geändert und wäre doch zu ihnen hinübergeeilt. Ich machte sogar einen Schritt auf die beiden zu.
    Gideon riss den Kopf zurück, kurz bevor sie ihr Ziel erreichen konnte. Seine Hände packten die ihren und stießen sie von sich fort.
    Ich zügelte mein Temperament und atmete tief durch. Sollte er das regeln. Ich konnte nicht von der Hand weisen, dass ich eifersüchtig war, denn das war ich in der Tat – Corinne konnte sich öffentlich mit ihm zeigen, ich nicht. Aber ich verspürte nicht mehr diese kranke Angst in den Eingeweiden, die mich früher geplagt hatte, die schreckliche Unsicherheit, die mir eingeredet hatte, dass ich den Mann verlieren würde, den ich mehr als alles liebte.
    Es war seltsam, diese Panik nicht mehr zu fühlen. In meinem Kopf gab es immer noch diese kleine Stimme, die mich davor warnte, allzu vertrauensselig zu sein, die mir sagte, dass es besser sei, wenn ich Angst hatte und mich davor schützte, verletzt zu werden. Aber zum ersten Mal gelang es mir, die Stimme zu ignorieren. Nach allem, was Gideon und ich durchgemacht hatten, und in Anbetracht dessen, was wir momentan durchmachten und was er für mich getan hatte … war es schwerer, zu zweifeln als zu vertrauen. Trotz allem waren wir stärker denn je miteinander verbunden.
    Ich stieg in einen Aufzug und fuhr zum Büro hinauf. Meine Gedanken wanderten zu meinen Eltern. Ich beschloss, es als gutes Zeichen zu werten, dass weder meine Mutter noch Stanton angerufen hatten, um sich über meinen Vater zu beklagen. Ich drückte die Daumen und hoffte, dass wir Nathan ein für alle Mal hinter uns lassen konnten. Ich war bereit dazu – mehr als bereit –, die nächste Phase meines Lebens einzuläuten, wie sie auch aussehen mochte.
    Der Aufzug hielt im zehnten Stock, und die Türen öffneten sich. Ein schrilles Surren von elektrischen Werkzeugen und rhythmisches Gehämmer drangen laut in die Kabine. Direkt vor dem Aufzug hingen Plastikplanen von der Decke. Ich hatte nicht gewusst, dass irgendein Teil des Crossfire Buildings renoviert wurde, und ich versuchte, trotz der vielen Personen im Aufzug einen Blick zu erhaschen.
    »Will jemand aussteigen?«, fragte der Mann, der der Tür am nächsten stand und blickte über die Schulter.
    Ich

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