Erfuellung
und verdrehte die Augen.
»Was ist mit dir, Victor?«, fragte Cary und nahm einen Bissen von seinen sautierten Pilzen. »Hast du eine feste Freundin?«
Mein Dad zuckte die Achseln. »Nichts Ernstes.«
Das war seine Sache. Ich hatte gesehen, wie Frauen auf ihn reagierten: Sie überschlugen sich förmlich, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Mein Dad war attraktiv, hatte einen scharfen Körper, ein gut aussehendes Gesicht und eine feurige südländische Ausstrahlung. Er hatte durchaus ein paar Frauen gehabt, und ich wusste, dass er kein Heiliger war, aber er schien sich nie richtig zu verlieben. Erst vor Kurzem hatte ich erkannt, dass das daran lag, weil er meine Mutter immer noch liebte.
»Denkst du, dass du jemals noch mehr Kinder bekommen wirst?«, fragte Cary ihn, und ich war überrascht.
Ich hatte mich schon vor langer Zeit damit abgefunden, ein Einzelkind zu sein.
Mein Dad schüttelte den Kopf. »Ich hätte nicht unbedingt etwas dagegen, aber Eva ist mehr als ich in meinem Leben je zu hoffen gewagt hätte.« Er sah mich so liebevoll an, dass es mir die Kehle zuschnürte. »Und sie ist vollkommen und alles, was ich mir nur wünschen könnte. Ich bin nicht sicher, ob in meinem Herzen noch Raum für jemand anderen wäre.«
»Ach, Daddy.« Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter, weil ich so froh war, dass er bei mir war, wenn auch aus einem so schlimmen Anlass.
Zurück in der Wohnung beschlossen wir, uns vor dem Zubettgehen noch einen Film anzusehen. Ich ging auf mein Zimmer, um mich umzuziehen, und war hingerissen, als ich einen wunderschönen Strauß weißer Rosen auf meiner Kommode vorfand. Die Karte war in Gideons unverwechselbarer kühner Handschrift verfasst, und bei seinen Worten wurde mir fast schwindelig.
Ich denke an Dich, wie immer.
Und ich bin da.
Dein G.
Ich setzte mich aufs Bett, umarmte die Karte und war mir sicher, dass er in genau diesem Augenblick an mich dachte. Außerdem begann ich langsam zu verstehen, dass seine Gedanken auch in den Wochen unserer Trennung jeden Augenblick bei mir gewesen waren.
An diesem Abend schlief ich auf der Couch ein, während wir uns Dredd anschauten. Ich erwachte kurz, als ich das Gefühl hatte, hochgehoben und in mein Zimmer getragen zu werden. Ich lächelte schläfrig, als mein Dad mich wie ein Kind ins Bett steckte und auf die Stirn küsste.
»Ich liebe dich, Daddy«, murmelte ich.
»Ich liebe dich auch, Süße.«
Ich erwachte am nächsten Morgen noch bevor der Wecker klingelte und fühlte mich so gut wie lange nicht. Ich hinterließ eine Nachricht auf dem Küchentresen, in der ich meinen Vater bat, mich anzurufen, falls er mit mir zu Mittag essen wollte. Ich war mir nicht sicher, ob er für diesen Tag irgendetwas geplant hatte, aber Cary hatte am Nachmittag auf jeden Fall ein Shooting.
Während der Taxifahrt ins Büro beantwortete ich eine SMS von Shawna, die vor Freude über die Verlobung ihres Bruders mit Mark völlig aus dem Häuschen war. Ich freu mich so für euch alle, schrieb ich zurück.
Ihre Antwort kam sofort. Ich rekrutiere dich!
Ich lächelte auf mein Telefon hinab. Wie bitte? Habe keinen Empfang mehr … Kann dich nicht lesen …
Als das Taxi vor dem Crossfire Building hielt, spürte ich beim Anblick des Bentleys am Straßenrand wie immer Schmetterlinge im Bauch. Ich stieg aus, spähte hinein und winkte, als ich Angus im Inneren sah.
Er stieg aus und setzte sich die Chauffeursmütze auf. Wie bei Clancy würde man auch bei seinem Anblick nicht vermuten, dass er bewaffnet war, weil er die Pistole mit einer solchen Selbstverständlichkeit trug.
»Guten Morgen, Miss Tramell«, begrüßte er mich. Obwohl er kein junger Mann mehr war und sein rotes Haar schon einige silberne Strähnen aufwies, hatte ich nie daran gezweifelt, dass er absolut in der Lage war, Gideon zu beschützen.
»Hi Angus. Schön, Sie zu sehen.«
»Sie sehen heute sehr hübsch aus.«
Ich blickte an meinem blassgelben Kleid hinab, das ich gewählt hatte, weil es hell und fröhlich wirkte und ich schließlich genau diesen Eindruck auf meinem Dad machen wollte. »Danke. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.« Ich ging auf die Drehtüren zu. »Bis später!«
Seine blassblauen Augen blickten freundlich drein, als er sich an den Hut tippte.
Oben angelangt stellte ich fest, dass Megumi fast schon wieder die Alte war. Ihr Lächeln war fröhlich und kam von Herzen, und in ihren Augen lag das Funkeln, das mich jeden Morgen aufs Neue erfreute.
Ich blieb an ihrem
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