Erhört: New Tales of Partholon 4 (German Edition)
von Narben entstellt war. Ich sollte nicht daran zweifeln, dass mein Bruder Manns genug ist, über die Narben hinwegzusehen, schalt sie sich.
Sie lächelte ihn sanft an. „Danke, dass du ein Auge auf sie hast, Cu.“
„Du musst mir nicht danken. Ich tue nur, was richtig ist.“ Bei den Worten seiner Schwester fühlte er sich unbehaglich, und seine Stimme klang schärfer als beabsichtigt. Er lächelte entschuldigend. „Wir sollten gehen. Brenna wird sich vermutlich Sorgen machen, wenn wir nicht bald zu ihr stoßen.“
Jeder in seine Gedanken versunken, gingen Bruder und Schwester Seite an Seite über den Burghof zum Durchgang in der inneren Burgmauer. Als sie sich der äußeren Mauer näherten, fanden sie sich bald inmitten eines Stroms von Arbeitern wieder, die aus verschiedenen Richtungen auf die Straße nach Loth Tor strömten. Sie nickten Elphame und ihrem Bruder respektvoll zu, und Elphame freute sich, dass einige sie sogar mit Namen grüßten.
„Das Eisen für die neuen Torflügel soll noch vor dem Neumond hier eintreffen“, sagte Cu, als sie das äußere Tor passierten.
Elphame blieb stehen und schaute zurück zur Burg.
„Allein der Anblick macht dich froh, oder?“
Sie hörte das Lächeln in Cus Stimme, und seine Worte weckten eine Erinnerung in ihr. „Ja, das tut er.“ Sie sah ihren Bruder an. „Weißt du, was mich noch glücklich machen würde?“
„Was?“
„Zu laufen.“ Sie hauchte das Wort fast. „Ich bin seit unserer Abreise aus Mamas Tempel nicht mehr gerannt. Cu …“ Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter, damit er sie ausreden ließ. „Ich muss laufen.“
„Du kennst die Gegend hier nicht. Was meinst du, wohin du laufen könntest? Die Straße zwischen der Burg und dem Ort ist der einzige geräumte Weg, der lang genug für einen ordentlichen Lauf ist.“
Sie schüttelte den Kopf. Nein, sie würde nicht dort entlanglaufen, wo andere sie sehen konnten. Sie begannen gerade erst, sie zu akzeptieren. Wenn sie sahen, wie schnell sie wirklich laufen konnte, würden sie vielleicht wieder dazu übergehen, sie wie eine Göttin zu behandeln. Sie dachte nach und schaute sich währenddessen mit geübtem Auge im Wald um. Dann lächelte sie.
„Ich laufe an den Klippen entlang. Der Wald endet ein paar Meter vor dem Abhang. Das ist ein ziemlich gerader Streifen, sodass ich weit genug voraussehen kann. Ich muss nur den Steinen ausweichen, und die sind so groß, dass ich sie kaum übersehen kann.“
„Ich weiß nicht, El. Mir gefällt es nicht, dich allein loszuschicken. Warum wartest du nicht, bis ich mein Pferd geholt habe, dann begleite ich dich.“
„Cuchulainn, hast du nicht gerade erst gestern Abend gesagt, dass du dich mit deinen paranoiden Befürchtungen geirrt hast?“ Sie ignorierte das leichte Schuldgefühl, das sie durchzuckte, als sie seine Entschuldigung gegen ihn verwendete – vor allem angesichts dessen, was sie ihm alles verschwieg. „Ich werde deinen Wurfdolch mitnehmen.“ Sie klopfte auf ihre Hüfte, wo sie den Dolch befestigt hatte. „Es ist immer noch recht hell. Bevor die Sonne untergegangen ist, werde ich zurück in Loth Tor sein und Brennas Tee trinken.“
„Mir gefällt das nicht.“
„Glaubst du etwa, ich werde die Klippen hinunterstürzen?“
„Nein. Mir gefällt es einfach nicht.“
„Hör auf, dich wie Mama aufzuführen.“
Er schaute sie grimmig an. „Ich bin nicht unsere Mutter.“
Sie grinste. „Eben.“
Cuchulainn seufzte. „Sei vor Sonnenuntergang zurück. Damit meine ich, im Dorf, neben mir, mit einer Tasse Tee von der Heilerin in der Hand. Nicht auf dem Weg oder fast auf dem Weg.“
„Ja, ja“, erwiderte sie ungeduldig. Sie umarmte ihn schnell und gab ihm einen leichten Kuss auf die Wange. Im Weggehen warf sie ihm noch einen neckenden Blick zu. „Kümmere dich um Brenna, solange ich weg bin.“
Lachend beschleunigte sie ihr Tempo und ließ den Wind Cus knappe Antwort davontragen.
13. KAPITEL
Elphame lief in leichtem Trab an der Burg vorbei, die auf einem riesigen Plateau lag, das über die Ufer der B’an-See hinausragte. Sie folgte den Klippen in nördlicher Richtung. Genau wie im Süden führte das Kliff auch hier in einem Bogen zurück in den Wald, sodass die Burg still und erhaben über den tosenden Wellen thronte.
Nun, zumindest war es im Moment still. Elphame lächelte beim Gedanken an die Laute fröhlich arbeitender Menschen, die die Burg bis eben erfüllt hatten. Ihr Volk und ihre Burg.
Als sie von der Burg aus
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