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Erhört: New Tales of Partholon 4 (German Edition)

Erhört: New Tales of Partholon 4 (German Edition)

Titel: Erhört: New Tales of Partholon 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.c. Cast
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nicht mehr zu sehen war, blieb sie stehen, wickelte sich aus ihrem Rock und hängte ihn über einen Felsen. Dann dehnte sie sich ein wenig, um die harten Muskeln an ihren Beinen aufzuwärmen. Elphame atmete tief die salzige Meerluft ein. Weit unter ihr schlugen die Wellen rhythmisch an den Fuß der Klippen. Die Sonne war auf dem Weg in die saphirblaue See, und am westlichen Himmel zeigten sich bereits bunte Streifen in der einsetzenden Dämmerung. Es fühlte sich so richtig an, hier zu sein, dass Elphame sich fragte, wie sie so lange woanders hatte leben können.
    Nachdem die Muskeln gestreckt und aufgewärmt waren, verfiel Elphame in schnellen Trab. Sie folgte dem Rand der Klippen und machte sich damit vertraut, wie der Untergrund sich unter ihren Hufen anfühlte. Es ließ sich hier nicht so leicht laufen wie auf der Weide in der Nähe von Eponas Tempel. Sie musste Felsen ausweichen und über Steine springen, aber diese zusätzliche Anstrengung erfüllte sie mit Befriedigung. Mit dem Wald zu ihrer Rechten und dem Meer zu ihrer Linken schien sie auf einem Streifen Land zu laufen, der nur für sie erschaffen worden war. Sie lehnte sich etwas vor und beschleunigte ihre Schritte. Dananns Ratschlag war weise gewesen. Sie spürte, wie die Anspannung der letzten Tage von ihr wich, während ihre Beine stetig ausholten und die Hufe auf dem Boden den vertrauten Rhythmus schlugen. Als das Brennen in ihren Muskeln begann, war es ein gutes Gefühl. Sie lief noch ein wenig schneller und zapfte ihre Kraftreserve an.
    Vor sich sah sie einen breiten Fluss, der aus dem Wald kam und dessen weiße Gischt funkelnd über den Klippenrand hinausschoss. Sie wurde langsamer, traf eine Entscheidung, wandte sich dem Wald zu und folgte dem Lauf des Flusses. Sie liebte das Meer und denKlang von Wasser, aber irgendetwas im Wald schien sie zu rufen. Neben dem Fluss war der Boden mit einer weichen Schicht aus Kiefernnadeln und Moos bedeckt, die unter ihren Hufen leise knackte. Sie lief tiefer in den Wald hinein. Die Baumstämme wurden immer dicker und reichten hoch in den Himmel hinauf. Die Kiefern waren so alt, dass ihre Zweige erst eine gute Manneslänge über ihrem Kopf begannen. Diese riesigen Bäume überwältigten sie – sie waren so viel schöner als die zahmen Weiden und Ahornbäume, die beim Tempel ihrer Mutter wuchsen. Sie schaute nach oben und nahm den Anblick der Wildnis in sich auf. Das hier war ihr Zuhause, hier gehörte sie hin. Zum ersten Mal in ihrem Leben gehörte sie tatsächlich dazu. Elphame fühlte sich frei und glücklich und vielleicht sogar ein wenig übermütig …
    Sie bemerkte die Schlucht erst, als es zu spät war. Der Boden öffnete sich vor ihr, und Elphame fiel vorwärts und nach unten. Sie wedelte panisch mit den Armen in dem Versuch, das Gleichgewicht wiederzuerlangen, während sie den Abhang hinunterrutschte. Schmerz schoss durch ihre Seite. Instinktiv rollte sie sich zusammen, um sich zu schützen, etwas schlug erst gegen ihre Schulter und dann gegen ihren Kopf. Binnen weniger Sekunden umfing sie völlige Dunkelheit.
    Lochlan spürte, dass sie fiel. Er war jagen gewesen – Hunger war die einzige Macht, die ihn von seiner steten Wache an der Burg fortführte. Ein junger Hirsch war nah an seinem Versteck vorbeigekommen, und er war ihm in den Wald gefolgt, hatte ihn mit einem einzigen Pfeilschuss getötet und sich an die blutige Arbeit gemacht, ihn zu häuten und auszunehmen. Er arbeitete schnell und effizient und war sich sicher, rechtzeitig fertig zu sein, um zuzusehen, wie Elphame bei Sonnenuntergang die Burg verließ. Vielleicht würde sie wieder baden. Bei dem Gedanken zitterten seine Flügel. Automatisch unterdrückte er diese Regung, das bereitete ihm sofort höllische Kopfschmerzen. Die Leidenschaft aus dem Traum in der vergangenen Nacht hatte ihn den ganzen Tag begleitet.
    Sie ist noch so viel mehr, rief er sich wütend ins Gedächtnis. Sie ist nicht nur ein Lustobjekt, das man benutzte. Viele Jahre des Träumens hatten ihn gelehrt, dass sie freundlich und aufmerksam war – und viel zu oft traurig. Sie war mehr als ein sinnlicher, schöner, weiblicherKörper. Sie war mehr als Haut und Blut – Blut … Ungebeten regten sich seine Flügel erneut.
    Dann spürte er einen stechenden Schmerz in seiner Seite, gefolgt von einem Schlag gegen die Schulter und die rechte Schläfe. Er kämpfte gegen den Schwindel an, der ihn überfiel, und ließ sein Kurzschwert fallen, mit dem er den Hirsch zerlegt hatte, um

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