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Erich Kastner

Erich Kastner

Titel: Erich Kastner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der 35.Mai oder Konrad reitet in die Sudsee
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uns doch nicht zu Fuß nach Hause strampeln lassen«, meinte Ringelhuth. »Nun machen Sie doch das Maul auf, Sie vierbeiniger Dickschädel!«
»Er hat ja eben geschworen, nicht mehr zu sprechen«, sagte Konrad. »Und wenn er das Pferdefräulein heiraten will, wollen wir ihn nicht stören. Wir wollen seinem Glück nicht im Wege stehen!«
Das Pferd nickte.
Ringelhuth war aber noch immer wütend. »Ich werde verrückt!« rief er. »Wozu muß dieses Riesenroß heiraten? Ich bin doch auch Junggeselle.«
»Du hast mich zum Neffen, lieber Oheim«, erwiderte Konrad. »Deswegen brauchst du keine eignen Kinder.«
»Passen Sie auf«, sagte der Onkel zu Negro Kaballo. »Sie werden mit Ihrem Schimmelfräulein lauter karierte Fohlen kriegen. Eine Petersilie nach der ändern. Wollen Sie wirklich nicht mitkommen?«
Das Pferd schüttelte den Kopf.
»Na, dann Hals-und Beinbruch«, rief Ringelhuth. »Aber machen Sie mir nicht weis, daß Sie ein Pferd wären! Ein Rindvieh sind Sie. Verstanden?«
Negro Kaballo nickte.
»In Gruppen links schwenkt, marsch!« kommandierte der Onkel, faßte den kleinen Konrad an der Hand und zog mit ihm von dannen.
»Vielen Dank für alles!« rief der Junge.
Negro Kaballo und seine weiße Braut warfen die Köpfe hoch und wieherten zweistimmig.
»Du hast falschen Tritt«, sagte Onkel Ringelhuth zu seinem Neffen. Es war aber gar nicht wahr. Der Onkel wollte nur nicht zeigen, daß ihm der Abschied von dem Rollschuhpferd sehr, sehr leid tat.
Sie marschierten durch den Urwald. Er nahm kein Ende. Wilde Tiere brüllten in der Ferne. Paviane warfen Kokosnüsse auf den Weg. Es war ziemlich lebensgefährlich. Konrad sagte, es sei ein Jammer, daß es in dieser Gegend keine Straßenbahnen gäbe. Schließlich sangen sie: »Das Wandern ist des Müllers Lust.«
Als sie mit dem Lied fertig waren, meinte der Onkel, er fände das Wandern gar nicht lustig.
»Du bist ja auch kein Müller«, erwiderte Konrad. »Sondern ein Apotheker.«
»Stimmt auffallend«, sagte der Onkel, sah auf die Armbanduhr und erschrak. »Menschenskind!« rief er. »Es ist zehn Minuten vor sieben. Wenn wir nicht bald meinem Schrank begegnen, kommst du heute zu spät zum Abendbrot!«
»Wann ich meinen Aufsatz schreiben soll, weiß ich auch nicht«, erklärte der Junge.
»Na, singen wir noch eins«, schlug der Onkel vor. Und

    jetzt sangen sie: »Horch, was kommt von draußen ‘rein, hollahi, hollaho.«
Dann schaute der Onkel wieder auf die Uhr. »Wenn jetzt nicht sofort ein Wunder geschieht«, sagte er, »können wir getrost hierbleiben und uns einem der benachbarten Stämme als Sonntagsbraten anbieten.«
»Warum soll denn kein Wunder geschehen?« fragte jemand hinter ihrem Rücken.
Sie drehten sich um. Da stand Rabenaas, auch >Die Schnelle Post< genannt, und lächelte.

    »Sie waren schon mal so freundlich, uns aus der Patsche zu helfen«, sagte der Onkel. »Könnten Sie wohl meinen ollen Schrank herzaubern, lieber Herr Rabenpost?«
»Rabenaas«, korrigierte der Häuptling. Dann murmelte er:
»Vier mal sechs ist drei mal acht, und null ist null mal hundert. Die Wunder werden nur vollbracht von dem, der sich nicht wundert.«
    Daraufhin klatschte er in die Hände, und schon stand der Schrank da. Mitten im Urwald. Zwischen Palmen und Kakteen.
    »Vielen Dank!« rief Konrad. Aber Rabenaas, auch >Die Schnelle Post< genannt, war bereits verschwunden.
»Ein unheimlicher Kerl«, sagte der Onkel. »Aber sehr liebenswürdig. Das muß ihm der Neid lassen.« Dann schob er den Jungen in die offene Rückseite des Schranks und kletterte hinterher. Und als sie vorn zum Schrank herausstiegen, landeten sie wahrhaftig in Ringelhuths Korridor! Auf der Johann-Mayer-Straße!
    Konrad machte Licht, weil es schon ein bißchen dunkel war und weil er hoffte, er könne in der Nähe des Schranks noch ein paar Zentimeter echten Urwald entdecken.
Er sah aber nur Wände und Tapeten.
Der Onkel band sich den Lendenschurz ab und hängte
    ihn und den Spazierstock in den alten Schrank. Dann sagte er: »So, du Strolch, nun scher dich nach Hause! Grüß die Eltern. Und richte aus, ich käme nach dem Abendbrot auf ‘nen Sprung vorbei. Dein Vater soll ein paar Flaschen Bier kaltstellen.«
    Der Junge griff nach der Schulmappe, sagte, es sei wunderbar gewesen, gab dem Onkel blitzartig einen Kuß auf die Backe und rannte davon.
    »Na, na«, knurrte der Onkel. »Gibt mir der Flegel einen Kuß! Das schickt sich doch gar nicht für Männer.« Dann sah er zum Fenster hinaus. Konrad schoß gerade aus

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