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Erik der Wikinger

Erik der Wikinger

Titel: Erik der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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Hütte auf der Ebene am Fuß des Moosbergs nieder, der von da an den Namen Eriksberg trug. Darüber hinaus baten sie seine Knechte, ihm auszurichten, er fände, falls er es wünsche, ein gutes Kriegsboot, das ihn von Island fortbringen würde – ay, und eine gute, treue Mannschaft obendrein.
    Erik dankte ihnen durch seinen Knecht Jon, gab ihnen jedoch zur Antwort, daß er auf Island zu sterben wünsche.
    Als Erik nun über zwei Monate in der Höhle auf dem Moosberg verbracht hatte und der Herbst kam, erfuhr er, daß Gizur und Swanhild zum Kaltrücken aufgebrochen waren, und mit ihnen eine große Gefolgschaft von Männern, die geschworen hatten, ihn zu töten. Er fragte, ob auch Gudruda die Schöne Männer zusammengerufen habe, ihn zu töten. Nein, erhielt er zur Antwort; Gudruda sei mit ihren Knechten und Frauen auf dem Middalhof geblieben und trauere um ihren Bruder Björn. Aus dieser Nachricht gewann Eriks Herz etwas Hoffnung: wenigstens hatte Gudruda keine Blutfehde gegen ihn ausgesprochen. Denn er wartete in der Hoffnung, daß Gudruda, wenn sie ihn wirklich liebte, ihm irgendeine Nachricht oder ein Liebespfand schicken würde. Aber es kam keine Nachricht, da Björns Blut sie trennte. Am Morgen dieser Neuigkeiten sprach Skallagrim mit Erik.
    »Ich rate dir, Herr«, sagte er, »heute nacht loszureiten, über Gizurs Leute auf dem Kaltrücken herzufallen, ihnen das Dach über dem Kopf anzuzünden und sie zum Schwertkampf zu stellen. Ich bin es müde, hier wie ein Adler im Käfig zu verweilen.«
    »Diesen Rat nehme ich nicht an, Skallagrim«, gab Hellauge zurück. »Ich bin es auch müde, zu warten; aber noch weniger bin ich gewillt, unsere Männer in den Tod zu führen. Ich werde kein Blut mehr vergießen, außer, um meinen eigenen Kopf zu retten. Wenn Gizurs Leute kommen, um mich auf dem Moosberg zu suchen, werden sie mich hier finden; aber ich werde nicht zu ihnen gehen.«
    »Du hast verzagt, Herr«, sagte Skallagrim, »sonst würdest du nicht so sprechen.«
    »Ay, Skallagrim«, sagte Erik, »ich habe verzagt, aber dennoch werde ich heute vom Moosberg fortreiten.«
    »Wohin, Herr?«
    »Zum Middalhof, um mit Gudruda der Schönen zu sprechen.«
    »Dann werden es wohl deine letzten Worte sein.«
    »Dem mag schon sein«, sagte Erik. »Dennoch werde ich reiten. Ich kann diesen Zweifel nicht länger ertragen.«
    »Dann werde ich mit dir kommen«, sagte Skallagrim.
    »Wie du willst«, entgegnete Erik.
    So ritten Erik und Skallagrim am Mittag in einem Regensturm vom Moosberg fort. Der Regen war so heftig, daß Gizurs Spione, die den Berg beobachteten, sie nicht sahen. Den ganzen Tag ritten sie und die ganze Nacht, bis sie am Morgen zum Middalhof kamen. Erik trug Skallagrim auf, bei den Pferden zu bleiben und sie weiden zu lassen, während er zu Fuß weiterging und versuchen wollte, mit Gudruda zu sprechen. Der Berserker gehorchte, wenn auch nur murrend, denn er fürchtete, daß Erik zu Tode kommen konnte und er nicht dabei war, um mit ihm zu sterben.
    Nun näherte sich Erik dem Haus bis auf zwei Bogenschüsse und versteckte sich dann in einem kleinen Tal am Fluß, von dessen Rand er beobachten konnte, wer die Halle verließ oder betrat. Schließlich machte sein Herz einen Satz, denn aus der Frauentür kam eine große, wunderschön anzusehende Dame mit goldenem Haar, das ihre Brüste umfloß. Es war Gudruda, und er sah, daß sie ein Tuch in der Hand hielt. Da wußte Erik, der ihre Angewohnheiten an einem warmen Morgen kannte, daß sie allein zum Fluß kam, um dort zu baden, wie sie es von Kindheit an getan hatte. Sie hatte es sich angewöhnt, immer an dieser Stelle zu baden, denn am Grund des Tals war ein Fleck, wo das Schilf und die Büsche dicht und hoch standen, und das Wasser lag in einem Felsbecken und war klar und ruhig. Denn an dieser Stelle floß eine heiße Quelle in den Fluß.
    Erik stieg ins Tal hinab, versteckte sich im Gebüsch und wartete, weil er Angst hatte, mit Gudruda auf offenem Feld zu sprechen. Nach einer Weile fiel schließlich der Schatten der Maid über den Rand des Tals, und dann kam sie selbst in all der Schönheit, wie man sie seit ihren Tagen nicht mehr auf Island gesehen hat. Ihr Gesicht war traurig und süß, ihre dunklen und lieblichen Augen betrübt. Sie kam näher, bis sie schließlich nur eine Speerlänge von der Stelle entfernt stand, wo Erik niedergekauert im Gebüsch hockte und sie durch einen Vorhang aus Riedgräsern beobachtete. Hier überbrückte ein flacher Fels das Wasser, und

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