Erik der Wikinger
wuschen sich im Fluß; denn sie waren sehr müde, und von Blut und Wunden übersät. Als sie sich gewaschen und die Harnische wieder angelegt hatten, sah Skallagrim, der mit seinen Falkenaugen die Ebene im Blick hielt, daß ein paar Männer in schnellem Tempo auf sie zugeritten kamen.
»Die Feinde sind bald hier, Herr«, sagte er. »Ich dachte, wir hätten ihren Hunger für eine Weile gestillt.«
»Hätte ich doch nur den meinen gestillt«, sprach Erik. »Ich bin müde und kann nicht mehr kämpfen.«
»Ich habe noch Kraft für einen oder zwei«, sagte Skallagrim, »und dann gute Nacht! Aber dies sind keine Feinde. Es sind Leute vom Kaltrücken. Die Alte hat Wort gehalten.«
Da war Erik froh, und schließlich kamen sechs Männer, angeführt von seinem Knecht Jon, der auch dabeigewesen war, als Erik den Moosberg bestiegen hatte, um den Berserker zu töten. Sie begrüßten sie. »Bettlerinnen«, sagte Jon, »die sie am Ran getroffen haben, haben ihnen von Ospakars Tod und dem großen Kampf auf Middalhof erzählt, und nun wollen sie wissen, ob die Nachricht stimmt.«
»Sie stimmt, Jon«, sagte Erik, »doch zuerst gebt uns zu essen, wenn ihr habt, denn wir sind halb verhungert und erschöpft. Wenn wir gegessen haben, werden wir sprechen.«
So führten sie ein Packpferd herbei, das unter anderem mit getrocknetem Fisch und geräuchertem Fleisch beladen war, Erik und Skallagrim griffen herzhaft zu, bis die Kraft zu ihnen zurückkehrte.
Dann sprach Erik. »Gefährten«, sagte er, »ich bin ein Geächteter, und obwohl ich es nicht gesucht habe, ist viel Blut an meinen Händen. Atli ist von meiner Hand gestorben; Ospakar ist von meiner Hand gestorben; Björn der Priester, Asmunds Sohn, ist von meiner Hand gestorben, und mit ihnen viele andere. Und es wird nicht dabei bleiben, denn Gizur, Schwarzzahns Sohn, lebt noch, und Björn hat Verwandte im Süden, und Swanhild wird Freunde mit Gold kaufen, und all diese werden mich verfolgen, um mich zu töten, so daß ich schließlich durch das Schwert sterben werde.«
»Dafür gibt es keinen Grund«, sagte Skallagrim. »Wir haben unsere Rache genommen, und die See steht uns noch immer offen, und in London wird man uns wohl willkommen heißen.«
»Nun ist Gudruda verwitwet, bevor sie überhaupt verheiratet war«, sagte Erik, »und daher verharre ich als Geächteter hier auf Island. Ich gehe nicht mehr von dannen, auch wenn dies mein Tod sein sollte, wenn nicht Gudruda die Schöne mit mir geht.«
»Dann wird es dein Tod sein«, sagte Skallagrim, »und die Schwerter, die wir spüren werden, sind schon geschliffen. Die Übermacht ist zu groß, Herr.«
»Das mag sein«, gab Erik zurück. »Keiner kann vor seinem Schicksal fliehen, und ich werde ganz und gar nicht trauern, wenn mich das meine findet. Hört, Gefährten: Ich gehe die Moosberg-Höhen hinauf, und dort bleibe ich, bis sich welche finden, die mich aus meinem Loch zerren. Doch euch rate ich, daß ihr mich meinem Schicksal überlaßt, denn das Glück ist mir nicht hold, und ich wähle immer den falschen Weg.«
»Ich werde dich nicht im Stich lassen«, sagte Skallagrim.
»Wir auch nicht«, sagten Eriks Leute. »Swanhild hält den Kaltrücken und hat uns in die Berge getrieben. In die Berge werden wir mit dir gehen, Erik Hellauge, und deinetwegen in Höhlen leben und Geächtete werden. Keine Bange, du hast noch immer viele Freunde.«
»Ich habe nichts von euch verlangt oder erwartet«, sagte Erik, »aber in stürmischen Gewässern zeigt sich, wie ein Boot gebaut ist. Euch soll aus eurer guten Kameradschaft kein Unglück entstehen. Und nun auf zu unserem Nest!«
Sie fingen die Pferde und ritten mit Hellauge den steilen Hang des Moosbergs empor, bis sie schließlich in jenes versteckte Tal kamen, das Skallagrim Erik einst gezeigt hatte. Hier ließen sie die Pferde grasen und stiegen zu Fuß den dunklen, engen Paß hinauf, den Hellauge einst gegangen war, als er den Berserker gesucht hatte. Skallagrim ging voran, dann folgten Erik und die anderen. Nacheinander betraten sie den Felsvorsprung, hielten sich am Birkenstrauch fest und krochen in das Loch. So betraten sie die Hochebene und die dahinterliegende große Höhle. Und sie entdeckten, daß seit dem Tag, da Erik mit Skallagrim gekämpft hatte, niemand hier gewesen war. Denn dort auf dem Felsen lag, vom Wetter verrottet, der hölzerne Griff, den Hellauge von Skallagrims Axt getrennt hatte. Und in der Höhle lagen noch viele andere Gegenstände, die der Berserker
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