Erik der Wikinger
zurückgelassen hatte.
So nahmen sie also ihr Höhlenleben auf, Erik, Skallagrim und die sechs Männer vom Kaltrücken, und sie verbrachten viele Monate dort. Aber Erik schickte immer wieder seine Leute aus, um Vorräte, Schaffelle und andere nützliche Dinge zu beschaffen. Denn er wußte nur allzu gut, daß Gizur und Swanhild bald gegen sie antreten würden; und wenn man sie nicht mit Gewalt bezwingen konnte, so würde man den Bergpfad bewachen und sie aushungern.
Als Erik und Skallagrim Middalhof verließen, wütete der Kampf in der Halle noch heftig, und nur der Tod konnte ihn beenden. Denn in den Köpfen der Männer frohlockte die Tollwut und der Horn, und sie bekämpften und töteten einander, bis schließlich außer Gizur, Swanhild und Gudruda nur noch wenige Männer der Hochzeitsgesellschaft unverletzt waren. Die Bediensteten und das Frauenvolk waren aus der Halle geflohen und mit ihnen einige friedfertige Männer. Da sprach Gudruda wie im Traum.
»Saevunas Prophezeiung traf zu«, sagte sie, »rot war das Hochzeitsfest von Asmund, meinem Vater, aber noch röter war das Ospakars! Sie sah Middalhofs Halle voll von geronnenem Blut, und siehe da, es ist so. Dies ist dein Werk, Swanhild« – und sie deutete auf die sich ansammelnden Toten –, »sieh dir dein Werk an, Hexenschwester, und bekomme es mit der Angst zu tun, denn all diese Toten lasten auf deinem Gewissen!«
Swanhild lachte laut. »Mich stimmt dieser Anblick fröhlich«, rief sie. »Das Hochzeitsfest unseres Vaters Asmund war rot, und dein Hochzeitsfest, Gudruda, war noch röter. Würde sich doch nur dein Blut und das Eriks mit dem Björns und Ospakars vermischen! Diese Geschichte muß noch erzählt werden, Gudruda. Auf Middalhof bindet man nun vielen Männern die Höllenschuhe an die Füße, doch ich binde sie nicht. Meine Aufgabe kommt erst noch, denn ich werde die Höllenschuhe an Eriks Füße binden, und an die deinen, Gudruda! Zumindest habe ich erreicht, daß du Erik den Geächteten kaum noch heiraten kannst, denn mit eigener Hand hat er unseren Bruder Björn getötet, und wegen dieser Tat zählen all die anderen Toten nicht für mich. Du kannst Hellauge nicht heiraten, oder aus den tiefen Wunden deines Bruders Björn werden Zungen wachsen und deine Schande über die Meere hinausschreien!«
Gudruda antwortete nicht, sondern saß da wie aus Stein gehauen. Dann fuhr Swanhild fort:
»Ziehen wir gen Norden, Gizur; dort sammeln wir Kräfte, um Erik ein Ende zu machen. Sag, willst du uns helfen, Gudruda? Die Blutfehde wegen Björns Tod ist auch die deine.«
»Du bist genug, um einen einzelnen Feind zu Fall zu bringen«, sagte Gudruda. »Geh, und laß mich mit meinem Leid und den Toten zurück. Nein! Bevor du gehst, muß ich dir noch etwas sagen, Swanhild, denn etwas in meinem Herzen verrät mir, daß ich dich niemals wiedersehen werde. Eine böse Tat nach der anderen hast du begangen, und eine böse Tat nach der anderen wirst du begehen. Es kann schon sein, daß deine Verderbtheit den Sieg davontragen wird. Es kann schon sein, daß du deinen Verbrechen die Krone aufsetzt, indem du mich tötest, und den Mann, der mich liebt. Aber ich sage dir, Verräterin – du Mörderin, die du bist –, hier endet diese Geschichte noch nicht. Durch den Tod wirst du den Taten deines Lebens nicht entkommen, Swanhild. Dort werden sie sich gegen dich erheben, und dort wird jede Schmach, die du über Unschuldige gebracht, jede Sünde, die du ersonnen, und jede Seele, die du in Hels Hallen gebracht hast, zurückkehren, um dich zu verfolgen und dich von Ewigkeit zu Ewigkeit zu treiben. Die Hexerei, die du so geliebt hast, wird dich dort zermalmen. Schatten werden dich irreführen; aus der Schale der leeren Sehnsucht wirst du trinken und trinken, ohne jemals satt zu werden. Ja! Gelüste werden dich verhöhnen und in den Wahnsinn treiben. Du wirst auf den Winden reiten, du wirst über die Meere segeln, aber du wirst keinen Hafen finden, und niemals wirst du den Fuß auf ein friedliches Ufer setzen.
Mach so weiter, Swanhild – tauch deine Hände in Blut, wate durch den Fluß der Schande! Suche, was du begehrst, und verliere es, indem du es findest! Fahre fort mit deinen bösen Taten, und erleide deine Niederlage, indem du siegst! Ich werde noch triumphieren – ich werde dich noch mit Füßen treten; und an einem anderen Ort werde ich, mit Erik an meiner Seite, Swanhild die Mörderin verhöhnen! Swanhild die Lügnerin, die Dirne, die Hexe! Und nun trolle
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