Erik der Wikinger
Sprichwort und dein Gesichtsausdruck verleiht ihm Gewicht.«
»Nicht unbedingt schlechte, Graf. Swanhild wird dich zum Mann nehmen.«
»Aus eigenem Willen, Asmund?«
»Ay, aus freiem Willen. Doch ich habe dich vor ihrem Temperament gewarnt.«
»Ihr Temperament! Wenig hängt am Temperament eines Mädchens. Einmal zur Frau gemacht, und sie wird so weich dahinschmelzen wie der Schnee, wenn der Sommer kommt. Dies sind gute Neuigkeiten, Gefährte, und mich deucht, ich werde unter ihrem Odem wieder jung. Warum bist du also so verdrossen?«
»Da ist noch etwas, das ich dir über Swanhild sagen muß«, sagte Asmund. »Man nennt sie die Vaterlose, aber wenn du die Wahrheit wissen willst – nun, hier ist sie: Sie ist meine Tochter, unehelich geboren, und ich weiß nicht, wie dir das gefallen wird.«
Atli lachte laut, und die hellen Augen strahlten in seinem faltigen Gesicht. »Es gefällt mir gut, Asmund, denn dann entstammt das Mädchen einem gesunden Schlag. Der Name des Priesters vom Middalhof ist weit im Süden von Island berühmt; und nie wurde auf Island eine stattlichere Maid geboren. Ist das alles?«
»Noch eins, Graf. Dies verlange ich von dir: Gib auf deine Frau acht, und halte sie zurück von der Hexerei und der Beschäftigung mit bösen Dingen und Trollen der Finsternis. Sie ist von finnischem Blut, und die Frauen der Finnen sind erfahren in derartig bösem Werk.«
»Ich gebe nur wenig auf Hexenwerk, Zwerge und dergleichen«, sagte Atli. »Ich habe großen Zweifel an ihrer Macht und werde Swanhild schnell von solchen Dingen abbringen, wenn sie sie wirklich ausübt.«
Dann handelten sie Swanhilds Mitgift aus, die nicht gering ausfiel. Danach suchte Asmund Erik und Gudruda und berichtete ihnen, was sich ereignet hatte. Die beiden freuten sich über die Neuigkeit, wenngleich sie auch Atli den Grafen bemitleideten. Und als Swanhild Gudruda begegnete, verhielt sie sich unterwürfig, küßte ihr die Hand und erflehte unter Tränen Vergebung für ihre böse Tat, wobei sie sagte, sie sei von Sinnen gewesen. Gudruda versagte sie ihr nicht, da sie von allen Frauen die sanfteste und vergebungsvollste war. Aber zu Erik sagte Swanhild nichts.
Das Hochzeitsfest mußte am dritten Tag danach gehalten werden, da Atli an diesem Tag in See stechen würde, denn seine Leute waren des Wartens müde, und das Schiff konnte nicht mehr länger vor Anker liegen. Atli der Graf war bester Laune, und Swanhild wirkte völlig verändert, denn nun schien sie das sanfteste aller Mädchen zu sein. Sie bewegte sich wie eine, die bald zur Frau gemacht werden würde, mit leisen Worten und niedergeschlagenem Blick durchs Haus. Doch als Skallagrim sie beobachtete, dachte er an den grauen Wolf, den er beim Goldfuchs gesehen hatte, und dies gefiel ihm gar nicht.
»Ich möchte nicht in der Haut dieses alten Grafen stecken«, sagte er zu Erik, als sie zum Kaltrücken ritten. »Die Launen dieser Frau ändern sich zu schnell, und nach einer solchen Ruhe kommt gewiß ein Sturm. Sie erinnert mich jetzt an Thorunna, denn sie benahm sich ebenso, bevor sie sich Ospakar und mich der Schande und den Ketten auslieferte.«
»Spreche nicht vom Raben, ehe du sein Krächzen hörst«, sagte Erik.
»Er ist schon im Anflug, Herr«, gab Skallagrim zurück.
Nun kam Erik zum Kaltrücken in den Marschen, und seine Mutter Saevuna und Unna, Thorods Tochter und Asmunds Verlobte, hießen ihn freudig willkommen; denn seine großen Taten, der Kampf mit Ospakar und Mords Tod hatten sich schon weit herumgesprochen. Aber Skallagrim Lammschweif sahen sie von der Seite an. Doch als sie von den Taten hörten, die er auf den Pferdekopfhöhen vollbracht hatte, hießen sie ihn deretwegen willkommen.
Erik blieb zwei Nächte auf dem Kaltrücken, und am zweiten Tag ritten seine Mutter Saevuna und Unna mit ihren Dienern zum Hochzeitsfest von Swanhild der Vaterlosen. Aber Erik blieb in dieser Nacht auf dem Kaltrücken und sagte, er würde innerhalb von zwei Stunden nach Sonnenaufgang auf Middalhof sein, weil er noch mit einem Schafhirten sprechen müßte, der von den Wasserfällen käme.
Saevuna und ihre Gesellschaft kamen auf dem Middalhof an und wurden zuerst von Gudruda, dann von Swanhild gefragt, warum Hellauges Ankunft sich verzögere. Sie erklärte, er würde am frühen Morgen dort sein. Am nächsten Morgen, bevor es hell wurde, schnallte Erik sich Weißfeuer um, bestieg das Pferd und brach allein vom Kaltrücken auf, denn er wollte Skallagrim nicht mitnehmen, da er
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