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Erik der Wikinger

Erik der Wikinger

Titel: Erik der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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Berserker, »meine Zunge ist nun die meines Herrn. Was interessiert es mich, wenn Frauen miteinander ihre bösen Spiele treiben? Sollen sie doch ihre Hexerei betreiben, sich einander hassen und hinterrücks töten, damit das Böse in der Welt geringer wird.«
    »Friede!« sagte Erik. »Wenn irgend etwas davon über deine Lippen kommt, bist du nicht länger mein Knecht, und ich liefere dich den Männern deines Landes aus.«
    »Und ich zerspalte deinen Wolfsschädel bis zu deinen Falkenaugen«, sagte Asmund. »Aber im anderen Falle gebe ich dir Frieden und halte Schaden von dir fern, Waldbewohner, der du bist.«
    »Meine Hände werden meinen Kopf gegen zehn Knirpse wie dich, Priester, zu schützen wissen«, lachte der Berserker. »Es gab nur einen Mann, der mich in offenem Kampf besiegen konnte, und der steht dort. Sein Wunsch ist mir Befehl. So verschwende keine Worte und spreche keine lächerlichen Drohungen gegen größere Männer aus.« Mit diesen Worten ging er in nachlässiger Haltung zu seinem Pferd zurück.
    »Ein starker Mann und ein grober«, sagte Asmund und sah ihm nach. »Sein Gesichtsausdruck gefällt mir nicht.«
    »Dennoch ist er mächtig im Kampf«, sprach Erik. »Hätte er mir nicht vor sechs Stunden den Rücken freigehalten, hätten mir die Raben inzwischen schon die Augen ausgepickt. Daher komme um meinetwegen mit ihm aus.«
    Asmund sagte, so solle es sein; dann gingen sie zum Haus.
    Hier legte Erik seinen Harnisch ab, wusch sich und verband seine Wunden. Dann betrat er, als sich die Männer gerade zum Nachtmahl niedersetzten, gefolgt von Skallagrim, die Axt in der Hand, die Halle. Nun hatte sich schon herumgesprochen, welch mächtige Taten er vollbracht hatte – abgesehen von der Rettung Gudrudas –, und als Hellauge kam, erhoben sich alle Männer und riefen wie mit einer Stimme, bis daß das Dach der großen Halle erzitterte:
    »Willkommen, Erik Hellauge, du Ruhm des Südens!«
    Nur Björn, Asmunds Sohn, ballte die Fäuste und schwieg, denn er haßte Erik wegen des Ruhms, den der errungen hatte.
    Hellauge rührte sich erst, als der Lärm erstarb. Dann sagte er: »Viel Lärm um kleine Taten, Brüder. Es ist wahr, daß ich die Moosberg-Berserker besiegte. Seht, hier ist einer.« Und er wandte sich zu Skallagrim um. »Ich würgte ihn mit meinen Armen auf der Klippe des Moosbergs, und das war schon eine Tat. Dann schwor er mir die Treue. Wir sind jetzt Blutsbrüder, und daher erbitte ich Frieden für ihn, Gefährten – selbst von jenen, denen er Übel getan oder deren Verwandte er getötet hat. Ich muß euch sagen, als wir danach Rücken an Rücken standen und die Männer Ospakar Schwarzzahns erwarteten, die uns töten wollten – ay, und auch Asmund und Gudruda verschleppen wollten, damit sie Schwarzzahns Weib würde –, da kämpfte er sehr tapfer, bis sieben von ihrer Schar steif auf den Pferdekopfhöhen lagen, von uns besiegt. Darunter auch Mord, Schwarzzahns Sohn. Und Ospakar selbst wurde von Skallagrim schwer verletzt. Daher laßt diesem Mann, der ein Berserker war, aber nun mein Leibeigener ist, um meinetwillen kein Übel geschehen; und überdies erbitte ich die Hilfe und Freundschaft aller Männer in diesem Raum bei der Anklage, die im Althing wegen dieser Toten gegen mich vorgebracht werden wird. Ich gebe hiermit zu, daß sie durch meine Hand gestorben sind und durch die Hand Skallagrim Lammschweifs, des Berserkers.«
    Bei diesen Worten riefen die Männer erneut ihre Zustimmung; aber Atli der Graf sprang von dem Thron, den Asmund ihm überlassen hatte, trat zu Erik, küßte ihn, zog eine Goldkette von seinem Hals, legte sie ihm um und rief:
    »Du bist ein ruhmreicher Mann, Erik Hellauge! Ich dachte, die Welt hätte keinen mehr von deiner Sorte. Höre meinen Wunsch: Komm zu meiner Grafschaft auf die Orkney-Inseln und sei ein Sohn für mich, und ich werde dir alles geben, was ich habe, und wenn ich sterbe, sollst du mir in meinem Amt folgen.«
    Aber Erik dachte an Swanhild, die als Atlis Frau von Island ziehen mußte, und erwiderte:
    »Du erweist mir eine große Ehre, Graf, aber ich kann sie nicht annehmen. Die Tanne muß wachsen und fallen, wo sie gepflanzt wurde. Ich liebe Island, und ich werde hier bei meinem eigenen Volk bleiben, bis man mich vertreibt.«
    »Dies könnte sehr gut geschehen«, sagte Atli, »denn sei sicher, daß Ospakar und seine Verwandten die Sache mit diesen Toten nicht ruhen lassen werden. Es wird dir wohl nicht viel nützen, daß du um dein Leben gekämpft hast.

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