Erinnert
kann.
Bilder einer Landschaft steigen vor meinem inneren Auge auf. Wiesen, ein paar Hügel. Auf alle Fälle viel Grün. Das Gesicht eines alten Mannes mit faszinierenden Augen. Wände aus Stahl und Glas, die mich aber nicht einengen. Eine Halle. Eine riesige Halle oder so etwas.
„Und?“, fasst Hope nach. Ich bemerke, wie ich rastlos an meiner Unterlippe zu nagen begonnen habe.
„Eine Landschaft wie die von Sektion 0. Ich glaube ich war schon einmal hier. Ich habe Sektion 0 schon einmal gesehen. Und ein Mann, ein alter Mann. Der Glanz seiner Augen war faszinierend. Und an ein Zimmer.“ Ich denke es war eher eine Zelle. Ich schaudere. „Und eine Halle aus Stahl und Glas.“
Adam atmet noch immer. Fragt keine Fragen. Hope hat den Mund leicht geöffnet, ist ganz still. Ich zähle stumm die Sekunden. Zwei. Drei. Vier.
„Mehr ist da nicht“, sage ich während sich das alte vertraute Gefühl der Leere in mir ausbreitet. Ich hebe meinen Kopf und schaue zu Hope. Eine kleine sorgenvolle Falte entsteht über ihrer Nasenwurzel.
„Wahrscheinlich erinnerst du dich doch nicht an alles. Noch nicht“, meint sie leise.
Ich spüre, dass sie recht hat. Es gibt tatsächlich mehr, aber es will nicht an die Oberfläche. Noch nicht. Warum nicht?
Die Erkenntnis lässt mich frösteln und unwillkürlich lehne ich mich an Adam. Meine Erinnerungen sind verblasst.
Adam legt mir seinen Arm um meine Schultern.
Seinen Arm?!
Ein eigenartiges Kribbeln zuckt meine Wirbelsäule entlang. Mir wird schlagartig bewusst, dass er mich berührt. Ich atme tief durch, trotzdem beginnen meine Knie unkontrolliert zu zittern. Er scheint zu warten, ob ich protestieren werde. Ich versuche mich im Boden zu verwurzeln. Seine Berührung ist so behutsam, als wisse er nicht, ob ich real sei, als fürchte er sich, es könnte etwas Unerwartetes geschehen, wenn er noch näher rückt. Ich will es so sehr, dass er mich berührt. Nicht nur an meiner Schulter. Ich will, ja was will ich?
Ich darf nicht schwach werden.
„Nimm deinen Arm weg oder ich breche ihn in tausend Stücke!“, fauche ich ihn an, aber ich höre, wie selbst meine Stimme zittert. Er nimmt seinen Arm weg, bleibt mir nah. Nicht zu nah. Ich vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. Ich gestehe mir ein, dass ich seine Nähe suche. Ich es immer noch mag, wenn wir uns nahe sind. Mehr als mag. Verdammt.
Ich wünsche mir, dass er mich berührt, aber das werde ich nicht zugeben. Wieder läuft ein Schauer durch meine Wirbelsäule. Mein Körper verlangt dringend nach Adam, aber ich befehle ihm, sich ruhig zu verhalten, meine Puddingbeine wieder unter Kontrolle zu bekommen.
„Du brauchst einfach noch ein Trümmerteil, das dir auf den Kopf kracht“, sagt Hope und schnippt mit ihren Fingern. Ich habe mich nicht wieder beruhigt. Bin wie ein dutzend Nachbeben, nach einem Erdbeben. Hope wartet auf eine Antwort.
„Ich brauche Zeit. Ich kann es fühlen, dass da mehr ist. Jemand. Eine große Familie. Geschwister, an die ich mich erinnern sollte. Aber es gelingt mir einfach nicht“, sage ich, meine Stimme hat Risse, ich stehe kurz davor loszuheulen. Was ist nur aus mir geworden. Aus der starken Freija aus Sektion 13? Ich bin stärker als je zuvor und trotzdem fühle ich mich schwach..., in Adams Nähe.
„Habe Geduld Freija.“
„Ja Hope, du hast Recht.“ Ich stoße einen tiefen Seufzer aus.
Hope blickt zu Adam.
„Was ist mit dir Adam? Was willst du uns erzählen?“, fragt sie.
„Was wollt ihr hören?“
„Alles!“, rutscht es mir heraus. „Alles was wahr ist“, ergänze ich leise.
„Ich habe dir immer die Wahrheit gesagt!“
„Was ist mit den Sektionen? Ist das wahr, was du mir erzählt hast.“
„Ja, auch über die Sektionen.“
„Er hat die Wahrheit nicht gesehen!“, sagt Hope.
Plötzlich hören wir krachende Explosionen. Sehr nah. Ich erschrecke so sehr, dass ich mich an Adams Schulter wieder finde. Schnell weiche ich vor seiner Nähe zurück und schaue Richtung Ausgang. Draußen tobt ein Kampf.
„Sollen wir nachsehen?“, frage ich vorsichtig, aber Hope ist schon unterwegs.
Wir schleichen ihr hinterher, bis zum Ausgang. Ich ducke mich hinter einen Felsen und blicke zum Himmel. Die Flecken, die ich zwischen den Blättern ausmachen kann, sind kupferrot von der bevorstehenden Nacht eingefärbt. Rauschschwaden hängen wie wehende Fahnen in der Luft. Es wimmelt von Drohnen und Bestien. Am Himmel tobt ein unerbittlicher Krieg.
„Die Drohnen haben vor, die Lufthoheit
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