Erinnert
Zone 4 und 5 überflogen. Hier gibt es keine Bestien. Keinen Krieg. Sie haben uns belogen. Sie haben Raketen auf Flüchtlinge aus Sektion 13 geschossen und moderne Flugobjekte (ich denke Entwicklungen der Gesandten) haben die Überlebenden mit tödlichen Blitzen ermordet. Grausam.
Asha meint, wir standen die ganze Zeit über auf der falschen Seite. Ich frage mich, was oder wer die andere Seite ist. Wir sind fast einen Tag geflogen bis der Heli auf den Dächern von Industrieanlagen gelandet ist. Bestien werden wie Haustiere hinter Zäunen gehalten. Aber Neo und die anderen wurden in die Gebäude abgeführt. Andere Transporter kamen aus allen Himmelsrichtungen. Ich vermute aus anderen Sektionen. Wir folgen ihnen ins Innere. Ich weiß nicht, ob ich von dort senden kann. Werde es versuchen euch auf dem Laufenden zu halten. Asha ist ein tapferes Mädchen.
Asha?
Asha ist bei Jesse und sie waren hier?
Ich öffne die nächste Nachricht.
Bin aufgeregt.
Atemlos.
Gesendet: 130975 00:47
An: FGS, Sek 13
Bin an die Oberfläche gekrochen, um eine kurze Nachricht abzusenden. Unter der Erde in den Lüftungsschächten, habe ich keinen Empfang. Es sind keine Industrieanlagen, sondern eine riesige Forschungseinrichtung. Die experimentieren mit Sehenden und mit Bestien. Die meisten der Kinder überleben das nicht. Viele der Bestien auch nicht. Die versuchen so etwas wie neue Bestien oder Supermenschen zu erschaffen. Wir wollen den Sehenden so gerne helfen, aber es wäre aussichtslos. Wir hätten keine Chance. Es sind zu viele. Uns geht es körperlich gut. Aber Asha - sie weint unaufhörlich.
Gesendet: 160975 23:01
An: FGS, Sek 13
Wir haben Neo gefunden. Er lebt. Gemeinsam mit Neo haben wir uns tiefer in den Lüftungsschächten versteckt. Haben einen Raum gefunden, mit Decken und Matratze. Wir sind nicht die ersten, die sich hier verstecken. Neo ist anders, sagt Asha. Es ist schwer zu beschreiben, aber sie haben mit ihm etwas gemacht, dass seine Erinnerungen und Fähigkeiten beeinflusst. Sie bilden die Kinder zu Vollstreckern aus. Manche von ihnen.
Mit Neo haben sie auch so etwas angestellt, aber Asha konnte ihn teilweise heilen. Asha hat jetzt ein Tattoo so wie Freija. Es leuchtet, wenn sie etwas mit Neo macht. Aber Neo spricht kein einziges Wort mehr. Wir wollen noch mehr Kinder außer Neo retten und aus den Fängen dieser Verrückten befreien. Falls wir hier lebend rauskommen, müssen wir das beenden. Wie auch immer.
Gebannt lese ich Jesses Zeilen, die er an Flavius gerichtet hat, als mich ein seltsames Gefühl beschleicht. Ein Gefühl beobachtet zu werden. Ich blicke auf. Adam ist mit dem Laptop beschäftigt. Seine Finger fliegen über die Tatstatur. Hope kramt Sachen zusammen. Ich bin mir sicher, sie gehören ihr. Das ist ihr Schlupfloch.
Aber etwas scheint sie zu irritieren.
„Was hast du da?“, fragt Hope. Es fällt mir schwer das Flex-Screen, Jesses Worte zu ignorieren aber seit wir in dem Gebäude sind, habe ich nicht mehr viel mit Hope oder Adam gesprochen.
„Das ist ein Flex-Screen. Ein kleiner Computer, faltbar wie ein Stück Papier. Es gehört Jesse.“
Adam schaut von seinem Computer auf.
„Der Jesse aus Sektion 13? Dein Partner?“, fragt Hope. Ich nicke.
„Findest du mit dem Ding, mit dem Flex-Screen heraus wie er herkommen ist?“
„Er hat Nachrichten an das Team geschickt. Also. Ja, vielleicht.“
„Okay. Dann versuche das. Ich muss mich in der Nähe umsehen, bin gleich wieder zurück. Wir können hier nicht lange bleiben“, meint Hope und verschwindet durch das Rohr, durch das wir hereingeschlüpft sind.
„Adam wo sind wir hier?“, frage ich ihn.
„Der Komplex nennt sich FE Sektion 0. FE steht für Forschung und Entwicklung“, liest er von dem Monitor des Laptops ab. „Ich habe Zugriff auf die Datenbanken. Gib mir Zeit und ich kann dir mehr sagen.“
Ich widme mich wieder dem Flex-Screen. Widme mich Jesse und Asha.
Gesendet: 170975 22:07
An: FGS, Sek 13
Wir sind nur knapp den Vollstreckern entkommen. Sie wissen jetzt dass wir da sind. Ich wollte mit Asha und der Handvoll Kinder, die wir mittlerweile befreit haben, fliehen. Irgendeinen Weg finden, um zu euch zurückzukommen. Aber Asha will bleiben und zurück in die Schächte kriechen. Sie meint es wäre wichtiger zu bleiben, um mehr herauszufinden, als sich aus dem Staub zu machen. Sie will, dass diese Ungerechtigkeit aufhört und alle die Wahrheit erfahren.
Sie wirkt müde.
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