Erinnerung Des Herzens
hat sie die Tatsache, dass ihre Mutter sie ständig gegen Eve aufgehetzt hat, indem sie Nina erzählte, wie sie Charlie betrogen und seinen Tod verursacht hat. Als Nina mit sechzehn das Haus verließ, war sie sehr verwirrt und sehr verwundbar. Sie trieb sich eine Zeitlang auf der Straße herum, dann ging sie nach Vegas. Sie arbeitete in einer Blumenshow. Dort begegnete sie Delrickio. Sie war um die zwanzig damals, sexy und gierig. Er ließ sie als Hostess für seine wichtigeren Kunden für sich arbeiten. Eine Reihe von Jahren hatten sie ein Verhältnis miteinander. Irgendwann tanzte sie aus der Reihe. Sie hatte es satt, seine Kunden zu unterhalten, und wollte einen Schlußstrich ziehen. Er sollte sich ihr gegenüber in irgendeiner Art verpflichten und ihr einen ordentlichen Job geben.«
»Die Dame hat einen ausgesprochen schlechten Geschmack an den Tag gelegt«, sagte Frank kauend. »Und ein miserables Urteilsvermögen. Delrickio wollte alles beim alten belassen, und als sie ihm eine Szene machte, ließ er einen von seinen Jungen ihr eine Lektion erteilen. Danach verhielt sie sich eine Weile ruhig. Sie sagt, sie hätte immer noch etwas für ihn übrig gehabt und konnte sich nicht von ihm trennen. Dann setzte sie sich aus Eifersucht wieder in die Nesseln. Sie hatte herausgefunden, dass Delrickio sich in eine andere vergafft hatte.«
»Zu diesem Zeitpunkt erschien Eve auf der Bildfläche«, erklärte Paul. Er streichelte ununterbrochen Julias Arm, als hätte er Angst, den Kontakt zu ihr zu verlieren. »Diesmal war Delrickio der Verlierer. Da Nina keine Ruhe gab, schickte er ein paar von seinen Muskelpaketen zu ihr, damit sie ihr eine Abreibung gaben. Eve bekam Wind davon, und da sie gerade von Priest erfahren hatte, wie weit Delrickio tatsächlich gehen konnte, kümmerte sie sich persönlich um Nina. Die lag gerade im Krankenhaus, war ziemlich übel zugerichtet und hatte keine Hemmungen, alles auszuplaudern.«
»Und als Eve entdeckte, dass sie Charlies Tochter war«, sagte Julia ruhig, »nahm sie sie in ihr Haus.«
»Das ist richtig.« Paul schaute zu Eves Porträt hoch. »Sie gab Nina einen neuen Start, ihre Freundschaft und ließ sie von Kenneth anlernen. Und all die Jahre über log sie ihr zuliebe. Als Eve dann den Entschluss fasste, mit den Lügen Schluss zu machen und die Wahrheit ans Licht zu bringen, geriet Nina in Panik. Eve versprach ihr, dass sie abwarten würde, bis sie wüsste, dass sie dir vertrauen könnte. Erst dann wollte sie dir alles erzählen. Aber sie sagte ihr auch, dass Charlie es verdiente, dass die Wahrheit über ihn bekannt würde. Und sie versuchte, Nina zu erklären, dass man an ihr sehen könnte, was eine Frau mit ihrer Vergangenheit aus sich machen konnte.«
»Nina konnte damit nicht fertigwerden«, fuhr Frank fort. »Sie war verliebt in das Image, das sie sich geschaffen hatte. Die kühle, kompetente Karrierefrau. Sie wollte nicht, dass all die Leute der Oberschicht, die sie kannte, erfuhren, dass sie als Hure für einen Mafiaboss gearbeitet hatte. Es war nicht ihre Absicht, Eve zu töten, aber als sie herausfand, dass sie die ganze Geschichte auf Band gesprochen hatte und drauf und dran war, es Ihnen zu übergeben, drehte sie durch. Der Rest ist leicht zu rekonstruieren.«
»Sie folgte Eve ins Gästehaus«, murmelte Julia. »Sie stritten miteinander. Sie nahm das Schüreisen in die Hand und schlug sie nieder. Trotz ihrer Angst blieb sie die große Organisatorin. Sie wischte ihre Fingerabdrücke von der Waffe ab, nahm die Schlüssel an sich - weil sie sich wohl daran erinnert hat, dass ich am Abend zuvor Streit mit Eve hatte.«
»Sie hörte Ihr Auto kommen«, sagte Frank. »Sie sah, wie Sie in den Garten gingen. Da entschloss sie sich, den Verdacht auf Sie zu lenken. Sie handelte schnell. Sie war es, die die Alarmanlage wieder einschaltete. Es hatte sie beunruhigt, dass die Tür zum Haupthaus nicht abgesichert gewesen war. Sie dachte, das würde die Sache nur unnötig komplizieren, deshalb kümmerte sie sich um die Sicherheitsanlage. Dann kehrte sie an ihre Arbeit zurück. Oh, und sie dachte auch daran, sofort in der Küche anzurufen, damit Travers und die Köchin wussten, dass sie fleißig an ihren Briefen schrieb.«
»Aber sie wusste nicht, dass Drake sie gesehen hatte.« Julia lehnte sich zurück und schloss die Augen.
»Er versuchte, sie zu erpressen.« Frank schüttelte den Kopf, als er sich an ein weiteres turmhohes Sandwich heranmachte. »Sie hätte das Geld aufbringen
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