Erinnerung Des Herzens
Ihnen trockene Kleidung und mache Ihnen eine schöne Tasse Tee.«
Paul wischte sich das Wasser vom Gesicht und schaute zu, wie Travers Eves Tochter ins Haus führte. Dann drehte er sich um und kümmerte sich um Charlies Tochter.
Eingehüllt in eines von Eves fließenden Seidengewändern, gestärkt mit heißem Tee mit Brandy, lehnte sich Julia gegen den Kissenberg, den Travers ihr aufgebaut hatte.
»Ich bin seit meinem zwölften Lebensjahr nie wieder so verwöhnt worden. Damals hatte ich mir beim Skateboardfahren das Handgelenk gebrochen.«
»Das hilft Travers, mit ihren Schuldgefühlen fertigzuwerden.« Paul blieb stehen, um sich eine Zigarre anzuzünden.«
»Sie braucht sich überhaupt nicht schuldig zu fühlen. Sie hat geglaubt, dass ich es getan hätte. Du lieber Himmel, es gab Augenblicke, in denen ich es fast selber geglaubt habe.« Sie machte eine Bewegung und wimmerte leise.
»Du solltest mir wirklich erlauben, einen Arzt zu rufen, Jules.«
»Die paar Kratzer und Prellungen sind doch bereits gesäubert worden«, erwiderte sie.
»Und eine Schusswunde.«
Sie schaute auf den Verband an ihrem Arm, direkt über dem Ellbogen. »Mein Gott, das ist doch nur eine Schramme.« Als er nicht reagierte, streckte sie eine Hand nach ihm aus. »Wirklich, Paul, es ist nur eine kleine Schürfwunde. Der Biss an meiner Schulter tut viel mehr weh.« Sie zog eine Grimasse und berührte die Stelle vorsichtig. »Ich möchte einfach nur hierbleiben, zusammen mit dir.«
»Rück ein bisschen beiseite«, sagte er und setzte sich neben sie. Er nahm ihre Hand und führte sie an seine Lippen. »Du bist reines Gift für einen Mann, Jules. Ich habe fünf Jahre meines Lebens verloren, als ich den Schuss hörte.«
»Wenn du mich küsst, will ich mein Bestes tun, um sie dir zurückzugeben.«
Er beugte sich zu ihr hinab in der Absicht, ihr einen zarten Kuss zu geben. Aber sie schlang die Arme um ihn und drängte sich ihm entgegen. Mit einem leisen Laut der Verzweiflung drückte er sie an sich und legte all sein Begehren, seine Dankbarkeit und seine Versprechen in diesen einen Kuss.
»Tut mir leid, dass ich störe«, sagte Frank von der Türschwelle her.
Paul schaute sich nicht um, sondern glitt mit seinen Lippen über die Kratzspuren auf Julias Wange. »Dann tu's doch nicht.«
»Verzeihung, Kumpel, ich bin in offizieller Mission hier. Miss Summers, ich bin hier, um Ihnen mitzuteilen, dass alle Anklagen gegen Sie niedergelegt worden sind.«
Paul spürte, wie sie erschauerte. Sie hatte die Hände zu Fäusten geballt, als sie zu Frank hochblickte. »Klar, nachdem sie die wirkliche Mörderin für euch geschnappt hat.«
»Halt den Mund, Winthrop. Und ich soll mich offiziell für alles entschuldigen, was ihr durchmachen musstet. Kann ich eines von diesen Sandwiches haben? Ich sterbe vor Hunger.«
Paul warf einen Blick auf die Platte mit den kalten Häppchen, die Travers auf den Tisch gestellt hatte. »Nimm dir und geh.«
»Nein, Paul.« Julia schob ihn etwas von sich ab, damit sie sich aufsetzen konnte. »Ich muss wissen, warum sie das getan hat. Ich muss wissen, was einiges von dem, was sie zu mir sagte, bedeuten soll. Sie hat doch ausgesagt, nicht wahr?«
»Yeah, hat sie.« Frank beugte sich vor und nahm sich ein dick belegtes, riesiges Sandwich. »Sie wusste, dass das Spiel zu Ende ist. Gibt es irgendetwas zu trinken?«
»Da ist die Bar«, erwiderte Paul.
Julia stand ungeduldig auf, um ihm einen alkoholfreien Drink zu machen. »Als sie davon sprach, dass sie mich ermorden wollte, sagte sie, es würde schnell gehen. Sie wäre von dem besten Schützen trainiert worden. Wissen Sie, wen sie damit gemeint haben könnte?«
Frank nahm das Glas, das sie ihm anbot, und nickte. »Michael Delrickio.«
»Delrickio? Nina stand in Verbindung mit Delrickio?«
»Deshalb ist Eve ihr begegnet«, sagte Paul. »Setz dich hin. Ich will dir erzählen, was ich von Travers erfahren habe.« Ohne sich dessen bewusst zu sein, nahm Julia in dem Sessel Platz, der unter Eves Porträt stand.
»Es sieht so aus, als ob Ninas Background nicht dem entsprach, was sie dir erzählt hat. Armut herrschte jedenfalls nicht, aber Missbrauch hat tatsächlich stattgefunden. Ihr Vater hatte ihrer Mutter ein ansehnliches Vermögen hinterlassen, aber der Hass ließ sich damit nicht aus der Welt schaffen. Ninas Mutter übertrug diesen Hass auf das Kind - physisch und emotional. Und eine Zeitlang war auch ein Stiefvater da. So weit hat sie die Wahrheit gesagt. Verschwiegen
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