Erinnerungen an die Wahrheit
Einleitungstext: „Odysseus, von den Sirenen gelockt“, Holzstich aus: Vogt „Illustrierte Weltgeschichte“, 1868
Die Königin von Saba und König Salomo
Die Geschichte eines geheimnisvollen Königreiches
Im 10. Jahrhundert v. Chr. lebte die sagenumwobene Königin von Saba. Im folgenden soll das Leben dieser seit alten Zeiten berühmten Königin und ihre Begegnung mit dem König Salomo geschildert werden – und zwar so, wie es von Jakoub Adol Mar in seinem Buch „Makeda – Königin von Saba“ dargestellt wird. Das von ihm entworfene Lebensbild der Königin beruht auf vielfältigen Überlieferungen, die er selbst Anfang des 20. Jahrhunderts im Auftrag des äthiopischen Kaisers in Äthiopien gesammelt und kritisch ausgewertet hat. Und das Leben der Königin von Saba steht auch in engem Zusammenhang mit der Frage nach dem Verbleib der Bundeslade, in die Moses nach Angaben der Bibel die steinernen Tafeln mit den Zehn Geboten Gottes legte, und die bis heute als verschollen gilt.
Makeda – Königin aller Könige
Es war einmal – vor mehr als 3.000 Jahren – da zogen die Israeliten mit Moses fort aus Ägypten. Allerdings nicht alle: Manchen von ihnen erschien die Zukunft unter Moses zu ungewiß. Nach der Vernichtung des Pharaos und der ägyptischen Soldaten durch die Wassermassen des Roten Meers waren die Zurückgebliebenen aber den grausamen Rachegelüsten der Ägypter ausgesetzt. Die Ägypter beschlossen, sie im Roten Meer zu ertränken. Doch wieder gab es ein Wunder: Ein katastrophaler Sandsturm zerstreute die ägyptischen Soldaten und verhalf den Juden zur Flucht. Ihnen blieb aber nur noch der Weg nach Süden. So zog man den Quellen des Nils entgegen, nach Äthiopien, wo es ein märchenhaft schönes Land geben sollte. Noch heute wird bei religiösen Festen in Äthiopien Sand in die Luft geworfen zur Erinnerung an dieses denkwürdige Ereignis. Und noch heute gibt es Juden in Äthiopien, die religiöse Gebräuche haben, wie sie vor Moses Zeiten üblich waren.
Zu diesen Juden, die auf der Hochebene von Simen in Äthiopien ihr neues Reich gründeten, gehörten die Vorfahren Makedas, später Königin von Saba. Als einziges Kind des Königs Angebo (auch Angabò genannt) sollte sie ihrem Vater in der Herrschaft nachfolgen, allerdings unter einer Bedingung: Sie mußte im Alter von sieben Jahren schwören, immer Jungfrau zu bleiben und nicht zu heiraten; denn die Priester wollten nicht im Falle einer Heirat einen ausländischen König vorgesetzt bekommen, der den Glauben an Jahwe ablehnte.
König Angebo hatte sich auf die jüdischen Wurzeln seiner Vorfahren besonnen und den bereits verfallenden Glauben an Jahwe wieder erneuert. Nach vierzehnjährigem Aufenthalt als Goldschmied in Ägypten war er reich an Gold, Erfahrung und Wissen in das verschlafene Simen zurückgekehrt. Auch war er von einem jüdischen Priester in Theben bestens in Glaubensfragen belehrt worden. So wie David als einfacher Hirte König von Israel geworden war, gelang es auch dem Goldschmied Angebo, in Simen ein jüdisches Königreich zu errichten. Später, nach Aufbau eines gut organisierten, blühenden Reiches, träumte König Angebo auch bereits davon, daß seine Tochter einmal eine Vereinigung des „auserwählten“ Volkes der Juden erreichen könnte.
Als König Angebo starb, wurde Makeda im Alter von achtzehn Jahren Königin von Simen, das nun bis zum Roten Meer reichte; denn König Angebo hatte schon mit List den Küstenstreifen am Roten Meer „für Jahwe“ erobert. Der König hatte aber auch für eine gründliche Ausbildung seiner Tochter am Hofe des Pharaos in Ägypten gesorgt. Selbst im Reiten, Bogenschießen und Wagenlenken war Makeda dort ausgebildet worden, was sonst nur den Männern vorbehalten blieb. Mit ihrer Krönung zur Königin trug Makeda jetzt einen ehrfurchtgebietenden Titel: „Allerreinste Perle, Königin aller Könige, Löwin vom Stamme Juda, Jahwes Auserwählte, durch Gottes Gnaden Herrscherin über Tag und Nacht, Gebieterin über die Bewegung der Himmelskörper und Spenderin der fruchtbaren Wasser“.
Die Eroberung Südarabiens
Natürlich stellten sich bei den Krönungsfeierlichkeiten in der Hauptstadt Aksum auch ausländische Fürsten ein und überbrachten wertvolle Geschenke. Der interessanteste und schönste unter ihnen war der assyrische Prinz Assadaron. Der Prinz verliebte sich sofort in die blutjunge, anmutige Königin und konnte kaum noch
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