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Erinnerungen an die Wahrheit

Erinnerungen an die Wahrheit

Titel: Erinnerungen an die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Fechner
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an der Insel entlang wegen stürmischer Winde und Riffe zu gefährlich erscheint. Doch an der schmalsten Stelle der Meerenge gibt es auf der Festlandseite einen mächtigen Gezeitenstrudel (die Gezeitenströmungen treffen hier von zwei Seiten aufeinander; der Tidenhub beträgt fast fünf Meter) und auf der Inselseite eine Riesenkrake, die sich hier in einer Felshöhle einquartiert hat (an einer strategisch sehr günstigen Stelle). Homer macht natürlich aus den beiden naturgegebenen „Übeln“ zwei dämonische Ungeheuer, die den Menschen auflauern, die es aber auch in der jenseitigen Welt als dämonische Gebilde – von menschlichen Empfindungen und Gedanken erzeugt – tatsächlich geben kann.
    Odysseus kann nur zwischen zwei Übeln wählen: zwischen dem einsaugenden Strudel der Charybdis und den riesigen Fangarmen der Skylla. (Noch heute spricht man bei einer Wahl zwischen zwei gleich üblen Lösungswegen von einer Wahl zwischen Skylla und Charybdis.) Odysseus muß ganz dicht bei Skylla vorbeifahren, und diese greift sich gemäß der „Odyssee“ mit ihren riesigen Fangarmen einige Männer. Doch auch die restliche Besatzung kommt schließlich bei einem schlimmen Sturm in der Nähe der Insel des Sonnengottes ums Leben. Es ist die Insel Muck (bei Homer Thrinakia = Dreizackinsel genannt) mit drei gegen Süden gestreckten Landzungen, südlich der Insel Skye gelegen, wo sich die Mannschaft – obwohl von Odysseus gewarnt – an den heiligen Rindern des Sonnengottes vergreift. Die von Homer genau beschriebenen zottigen Hochland-Rinder mit weit geschwungenen Hörnern gibt es noch heute in dieser Region.

Auf der Insel Man in der Irischen See
    Nur Odysseus überlebt den Sturm und gelangt auf notdürftig zusammengefügten Holzplanken seines zerstörten Schiffes nach vielen Tagen zu der „wie ein Nabel“ in der Irischen See gelegenen Insel Man. Allerdings erst, nachdem ihn Wind und Gezeitenstrom nochmals, diesmal von Süden her, in die gefährliche Meerenge bei Skylla und Charybdis hineingezogen, aber dann auch wieder unbeschadet hinausgetragen haben. Auf der idyllischen Insel Man findet er äußerst gastfreundliche Aufnahme bei Kalypso, der Priesterin eines abgelegenen Quellheiligtums, die bei Homer allerdings zur Nymphe wird. Im Nordteil der Insel gibt es tatsächlich einen „Berg der Quelle“ (Slieau Freoaghane), wo noch heute die vier von Homer genannten, in einer Reihe nebeneinander liegenden Quellen „hierhin und dorthin“ fließen. Zwischen diesem Berg und der höchsten Erhebung, dem Berg Snaefall, liegt das sogenannte „Druidental“. Das Ganze war wahrscheinlich früher – abgelegen und wunderschön – ein heiliger Bezirk. In der Megalith-Kultur, in der neben den Naturwesen vor allem die „Erdmutter“ verehrt wurde, hatte die Frau eine hohe gesellschaftliche Stellung, und es waren vor allem Frauen (z.B. Kirke und Kalypso), die als „Priesterinnen“ die Verbindung mit jenseitigen Mächten herstellten und in deren Hand die Pflege des Kultes lag. Auch im Land der Phäaken mußte sich Odysseus zuerst einmal um den Schutz der Königin Arete bemühen – für Griechen ganz ungewohnt.
    Auf der Isle of Man bleibt Odysseus nach Angaben Homers sieben Jahre. Dieser Aufenthaltsort wird für Odysseus zwar zu einem Ort der Ruhe und Besinnung, anderseits leidet er aber immer mehr an Heimweh. Was war aus seinem Königreich geworden, aus seiner Frau Penelope und seinem Sohn Telemachos? Mit einem selbstgezimmerten Floß und von der sternenkundigen Kalypso genauestens informiert – man hatte in der Megalith-Kultur bei der Priesterschaft dieser Gegend ein erstaunliches astronomisches Wissen, wie auch Kultstätten wie Stonehenge beweisen – macht sich Odysseus wieder auf den Weg. Er will das Land der „göttergleichen“ Phäaken erreichen, an der Spitze der Halbinsel Cornwall gelegen. Mit letzter Kraft – sein Floß zerstört der Sturm – erreicht er schließlich schwimmend dieses Land in der Nähe des heutigen Ortes Morvah, total erschöpft und völlig nackt.

Auf der Halbinsel Cornwall und glückliche Heimkehr
    Das Land der Phäaken wird von Homer bis in kleinste Einzelheiten und in herrlichsten Farben geschildert. Man meint, im Paradies zu sein, weshalb wohl die Phäaken von Homer als „göttergleich“ bezeichnet werden. Der Weg von der Nordküste Cornwalls, wo Odysseus von der freundlichen Königstochter aufgefunden wird, bis zur ca. neun Kilometer entfernten Südküste, wo die Hauptstadt mit dem

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