Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
Vom Netzwerk:
verraucht.
    Aber die Wut auf diese Frau, die ihn angegriffen hatte – die verlosch nicht.
    Sie hatte ihn angegriffen, sich ohne seine Zustimmung von ihm ernährt, ihn hilflos gemacht und beinahe getötet. Oh, wie gern er dieser durchgeknallten Vampirin noch einmal begegnen würde! Er war jetzt stark, stärker, als sie jemals sein würde, ohne Zweifel, denn das Blut wahrhaft alter Vampire floss in ihm. Besonders das von Rhiannon. Ja, er freute sich darauf, diese schmutzige, abgerissene Frau noch einmal zu treffen. Er würde sie zerbrechen wie ein Streichholz. Er würde ihr eine unvergessliche Lektion erteilen.
    Natürlich würde es dazu vermutlich nie kommen. Bestimmt war sie längst tot. Jameson wusste nur zu gut, dass Vampire in Gefangenschaft selten lange überlebten. Besonders wenn ihre Aufseher sie nach beendeten Experimenten für nutzlos hielten. Man ließ sie einfach langsam und qualvoll verhungern oder betäubte sie mit dieser Droge, die das Institut entwickelt hatte, und setzte sie den tödlichen Strahlen der Sonne aus. Entbehrliche Versuchstiere.
    Irgendwie verspürte Jameson aber keine Freude bei dem Gedanken, dass die kalkweiße, spindeldürre Vampirin auf diese Weise sterben könnte. Gar keine Freude.
    Mehr als alles andere hatten seine Freunde ihm eingeschärft, dass er sich nicht vom Blut der Lebenden ernähren durfte. Der Blutrausch konnte überwältigend werden, man konnte sich ganz schnell selbst vergessen, wenn man leidenschaftlich seinen Durst stillte. Das hatte er selbst ja schon aus erster Hand erlebt, oder nicht? Und da er niemanden töten wollte – jedenfalls keinen in San Diego –, nahm er sein Blut so zu sich wie die anderen. Von dem gemeinsamen Vorrat aus Blutbänken und Krankenhäusern.
    „Jamey, ich muss mit dir reden.“
    Er drehte sich um und sah Tamara sein Zimmer betreten. Sie wohnten in einem der vielen Häuser, die ihnen landauf, landab gehörten. Er wusste wirklich nicht, warum sie sich noch hier aufhielten. Seine Angelegenheiten waren geregelt. Er besaß genügend Geld und eine gute Tarnung, die ihm helfen würde, sich vor dem DPI zu verbergen. Seine Lektionen waren ebenfalls weitgehend abgeschlossen. Sie konnten gehen, wohin sie wollten. Er vermutete, sie waren noch nicht weitergezogen, weil sie einfach noch nicht den Wunsch verspürten.
    Tamara nannte ihn noch immer Jamey, und inzwischen hegte er kaum noch Hoffnung, dass sie es sich je abgewöhnen würde.
    Er runzelte die Stirn, denn sie wirkte sehr … aufgeregt. „Was ist los, Tam?“ Sie kam auf ihn zu, biss sich auf die Unterlippe, blieb jedoch auf halbem Weg stehen und hielt sich an der Lehne eines Sessels fest, als müsste sie sich stützen. Das erschreckte ihn noch mehr. „Mein Gott, was ist denn los?“
    „Jamey – Herrgott, ich weiß nicht, wie ich dir das sagen soll …“
    Er ging zu ihr, hielt sie an den Schultern und drückte ihren zitternden Körper auf den Sessel, an dem sie sich festgehalten hatte. „Ist etwas mit Eric? Oder Roland? Ist mit Rhiannon alles in …“
    „Denen geht es allen gut … aber dir vermutlich gleich nicht mehr.“ Sie legte den Kopf schief und sah ihm tief in die Augen. „Und wenn du jetzt blindwütig hier aufbrichst, wirst du wahrscheinlich nur getötet, und das macht die Situation auch nicht besser. Es ist … schrecklich. Wenn es überhaupt stimmt. Und wenn es wirklich stimmen sollte, müssen wir etwas unternehmen. Aber bedacht und geplant und mit größter Vorsicht. Das kann ich gar nicht genug betonen.“
    Er kniff die Augen zusammen und sah sie an. „Ich hab keinen blassen Schimmer, was du da redest, Tam.“
    Sie leckte sich die Lippen, schloss die Augen eine ganze Weile, bevor sie zu reden begann. „Als das DPI dich festgehalten hat …“
    Jameson wurde schlagartig hellwach. „Als das DPI mich festgehalten hat?“, drängte er. „Los, Tam, komm zur Sache.“
    Tamara räusperte sich, hob das zierliche Kinn, sah ihm in die Augen. „Du hast gesagt, sie hätten … Proben genommen.“
    Er wandte den Blick ab. Aber Tamara streckte die kleine Hand nach ihm aus und sorgte mit ihrem starren Blick dafür, dass auch er sie wieder ansah. „Ich muss wissen … welche.“
    „Darüber will ich nicht reden“, sagte er. „Nicht einmal mit dir.“
    „Verzeih mir“, flüsterte sie. Dann räusperte sie sich erneut. „Haben sie dein Sperma genommen, Jamey?“
    „Tamara, Herrgott noch mal!“ Er wandte sich ab, befreite sich aus ihrem sanften Griff und ging auf und ab.
    „Ich

Weitere Kostenlose Bücher