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Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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muss es wissen.“
    Er blieb erst am Fenster stehen. Dort zog er die Vorhänge aus schwarzem Chintz beiseite, stützte sich auf den breiten Sims und sah in die trübe graue Nacht hinaus. Die klauenartigen Finger der Sturmwolken schienen nach dem Mond zu greifen und brachen sein Licht in unebenmäßige Teile. Keine Sterne standen am Himmel.
    „Warum?“, flüsterte Jameson. „Warum um alles in der Welt fragst du mich so etwas, Tamara?“
    „Weil ich etwas erfahren habe, das so grässlich ist, dass ich es kaum glauben kann.“ Sie stellte sich nicht zu ihm, legte ihm nicht die Hände auf die Schultern, wie er es erwartet hatte. Stattdessen blieb sie auf dem Sessel beim Kamin sitzen. Und als er sich umdrehte, sah er Tränen langsam über ihre Wangen rollen.
    „Sag es mir“, forderte er sie auf.
    Sie nickte einmal. „Erinnerst du dich an Hilary? Sie war vor langer Zeit meine Freundin.“
    Jameson legte den Kopf schief und dachte nach. „Sie hat für das DPI gearbeitet“, sagte er schließlich.
    „Ich auch.“
    „Das ist was anderes, Tam.“
    „Vielleicht nicht“, sagte sie. „Vielleicht ist es gar nichts anderes.“ Sie wandte die schwarzen Augen vom Kamin ab und sah ihn wieder an. „Sie hat mir gesagt, dass sie dein Sperma genommen haben, Jameson. Haben es eingefroren. Ihre Forschungen haben gezeigt, dass manche Vampirinnen – sehr junge – noch funktionierende Eierstöcke besitzen.“
    Jameson kniff die Augen zusammen, entfernte sich vom Fenster und ging näher zu Tamara. „Was zum Teufel willst du mir sagen?“
    „Männer – wenn sie verwandelt werden, sind sie unfruchtbar. Aber du kennst ja das DPI und ihren Forschungsdrang. Du kennst sie, Jamey. Sie wollten wissen, ob eine Vampirin ein Kind bekommen kann. Und da sie die Frau nicht mit einem Vampir paaren konnten, entschieden sie sich für die zweitbeste Methode.“
    Jameson stand jetzt vor ihr, zwischen ihr und der Abschirmung vor dem Kamin. „Willst du mir damit sagen, sie haben vor, eine Frau mit meinem Samen zu schwängern?“
    Mehr Tränen. Sie biss sich auf die Unterlippe, legte den Kopf in den Nacken und sah zur Decke. „Nein, Liebes, ich will damit sagen, dass sie es schon getan haben.“
    „Schon …“
    Tamara fasste sich und stand auf. Sie packte Jameson mit festem Griff an der Schulter. „Letzte Woche bekam eine Vampirin, die sie dort festhalten, ein Kind, Jameson. Dein Kind.“
    „Nein!“ Er riss sich von ihr los, wirbelte herum. Er schlug mit der Faust auf den Kaminsims, die Uhr und anderer Krimskrams darauf flogen in die Luft und zerschellten am Boden. „Nein, das ist unmöglich.“
    „Es tut mir leid“, flüsterte sie. „Ich ertrage es kaum, dir das zu erzählen, Jamey, aber Hilary muss es wissen. Sie … sie haben dein Kind.“
    „Ich bring die Dreckskerle um“, brüllte Jameson. „Ich bring jeden Einzelnen um, ich schwöre es!“ Er riss die Tür auf und wollte hinaus, sah sich jedoch einer soliden Verteidigungslinie gegenüber.
    Roland, Eric und Rhiannon standen da und versperrten ihm den Weg. Jameson wollte sich zwischen ihnen durchdrängen, aber Roland hielt ihn am Arm fest und riss ihn zurück. „Jameson, bitte! Hör uns an.“
    „Nein. Ich habe genug gehört. Ich habe es satt, dass ihr mich alle wie ein Kind behandelt. Herrgott, Roland, begreifst du denn nicht, was hier vor sich geht? Ein Kind – mein Kind, Roland, wenn Tamara die Wahrheit sagt – wird von diesen Monstern als Forschungsobjekt missbraucht.“ Er richtete den Blick auf Rhiannon. „Du warst einmal ihre Gefangene“, sagte er zu ihr. „Du weißt besser als jede andere, wozu sie fähig sind. Ich muss mein Kind da rausholen. Ich kann nicht warten.“
    „Natürlich weiß ich das. Und ich stimme voll und ganz mit dir überein, diese Tiere müssen bezahlen, Jameson, auch wenn die anderen mir da zweifellos widersprechen dürften. Aber bevor du gehst, möchten wir dich auf einige wichtige Punkte hinweisen.“ Hier verstummte sie, drehte sich zu Eric um und nickte ihm zu, damit er fortfahren sollte.
    Jameson beruhigte sich allmählich und sah Eric in die Augen. „Als Erstes solltest du bedenken, dass wir nur Hilary Garners Behauptung haben, dass es sich um dein Kind handelt“, gab Eric zu bedenken. „Und …“
    „Glaubst du wirklich, dass das eine Rolle spielt? Kein Kind verdient es, auf diese Weise benutzt zu werden, wie sie es tun …“ Er wandte sich an Tamara, die mittlerweile hemmungslos weinte. „Tamara, ist es ein Er? Oder eine Sie?“

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