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Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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Pfeife, während Hilary hastig Notizen machte.
    Stiles räusperte sich. „Sir, Sie wissen doch, dass ihre Art Schmerzen tausendmal stärker empfindet.“
    „Als ob mich das interessieren würde“, meinte Fuller abweisend.
    Hilary beobachtete die beiden Männer. Sie waren Monster. Stiles jedoch schien nicht ganz so herzlos zu sein wie Fuller. Sie betrachteten die Untoten als Tiere, ja. Aber selbst Tieren sollte man nicht unnötig Schmerzen zufügen.
    „Sie muss betäubt werden“, sagte Rose. „Mit ihren übernatürlichen Kräften könnte sie das Kind bei einer Presswehe glatt zerquetschen. Wir geben ihr das Mittel in deutlich höherer Dosierung als sonst. Damit sie das Bewusstsein so gut wie verliert, bevor wir die Geburt einleiten.“
    „Und was passiert mit dem Baby?“, flüsterte Hilary.
    Wieder schauten alle sie an, doch die ständigen Unterbrechungen verwunderten keinen mehr.
    „Das Baby wird unser kostbarstes Forschungsobjekt“, erklärte Fuller. „Ms Garner, das ist eine Premiere. Kommt es als Vampir, als Sterblicher oder als eine Kreuzung zwischen beidem auf die Welt? Durch diese Kreatur lernen wir mehr als … Ms Garner?“
    Sie konnte es nicht mehr verbergen, dieses Gefühl des Ekels. Sie musste schnellstens hier raus, bevor sie die Beherrschung verlor und vor versammelter Mannschaft in Tränen ausbrach. Hilary bot ihre letzten Kräfte auf, riss sich zusammen und stand langsam auf. „Tut mir leid. Wenn Sie mich bitte einen Moment entschuldigen würden.“ Sie wandte sich zur Tür.
    „Magenprobleme, Ms Garner?“ Fullers Stimme klang vielsagend, als er sie mit einem tödlichen Blick ansah.
    „Ja“, entgegnete sie. „Die Grippe, glaube ich.“
    „Hoffentlich.“
    Ein Nebel aus Grauen und Furcht umgab mich. Das erste Mittel, das sie mir einflößten, lähmte mich fast. Und das zweite brachte Schmerzen. Ich konnte nicht denken. Ich sah die Wände nicht, als sie mich, auf eine Trage geschnallt, durch Korridore bis zu einem Fahrstuhl schoben und nach oben fuhren. Sie brachten mich in einen Raum mit Leuten in weißen Kitteln, Maschinen und medizinischer Ausrüstung. Und diese maskierten Dämonen standen um mich herum, sahen auf mich herab, zogen Chirurgenhandschuhe an.
    Sie unterhielten sich, doch ich verstand nicht, was sie sagten, so benommen machten mich die Schmerzen. Alles tat mir weh, nur das wusste ich. Ich dachte, mein Körper würde entzweireißen, und ich schrie.
    Diese Weißkittel glotzten mich unumwunden an. Nur eine, die Frau mit der braunen Haut und den Rehaugen, schien anders zu sein. Ich hatte sie schon einmal gesehen, diese Frau mit den gütigen braunen Augen. Den gütigsten braunen Augen, die man sich vorstellen konnte. Hinter der Chirurgenmaske bemerkte ich ihr Grauen, sah, wie erschüttert sie war.
    Oh, und mich erfüllte eine ebenfalls unsägliche Angst. Ich konnte mich kaum bewegen, kaum denken. Und verspürte nur Schmerzen. Und wusste, ich war hilflos, konnte sie nicht bekämpfen. Konnte mein Kind nicht schützen. Vollkommen … hilflos.
    Sie stand an meinem Kopf, die mit den gütigen Augen. Sie strich mir wortlos über das Gesicht, doch ich sah das Mitleid in ihrem Blick. Aber plötzlich breitete sich in meinem Körper eine unglaubliche Erleichterung aus, so unerwartet, dass ich fast davongeschwebt wäre. „Rehauge“ schaute auf, zu den Männern und Frauen am Fußende des Tischs, auf dem ich lag. Ich folgte ihrem Blick. Und sah mein Kind. Die Frau, die ich zuerst für eine freundliche Großmutter gehalten hatte, hob es hoch – ein rosa, runzliges Bündel in ihren Händen. Ein Bündel, das zappelte und um sich trat und pechschwarzes Haar am Kopf kleben hatte.
    Und dann drang ein Flüstern an mein Ohr: „Ein Mädchen. Und es scheint gesund zu sein.“
    Ich bewegte die Lippen und streckte die Hände nach meinem Kind aus, meiner Tochter. Ich wollte flehen. „Bitte …“
    Die wunderschönen rehbraunen Augen füllten sich mit Tränen. Sie sah mich an.
    „Bitte“, flüsterte ich. „Helfen Sie mir … helfen Sie … ihr!“
    Sie warf mir einen Blick zu, dann dem Baby, das sie aus dem Zimmer trugen, fort von mir. Alle gingen und ließen mich einfach liegen. Der Schmerz, den ich fühlte, war vergleichbar mit der Geburt selbst. Ich wollte mich aufrichten, versuchte mit aller Kraft, die Gurte zu zerreißen, mit denen ich gefesselt war. Es gelang mir nicht. Die Medikamente hatten mich vollkommen lahmgelegt. Ein Bild des Jammers muss ich gewesen sein, während ich hemmungslos

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