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Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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Seine Stimme brach, als er die Frage stellte.
    „Eine Sie“, flüsterte Tamara. „Ein Mädchen.“
    „Eine Tochter. Jesus Christus, ich habe eine Tochter.“ Er fühlte sich schwindelig, benommen, übel.
    „Vielleicht“, sagte Eric. „Und wir starten eine Rettungsaktion, ganz gleich, wessen Kind es ist. Aber du solltest noch eines bedenken, Jameson, bevor wir losschlagen.“ Eric schloss kurz die Augen. „Du musst dich vorbereiten, mein Freund. Wir wissen nicht, was für ein Kind wir finden. Ob sie eine Sterbliche ist oder … oder …“
    „Oder ein Vampir?“ Jameson trat näher zu Eric und starrte ihn an. „Mein Gott, Eric, du glaubst doch nicht … nein. Nein, kein neugeborener Vampir. Das wäre zu schrecklich. Ein Kind, das von Blut lebt? Ein Baby, das nie älter werden kann?“ Jameson machte die Augen zu, riss sie wieder auf und wandte sich an Tamara. „Diese Hilary, hat sie das Baby gesehen?“
    „Nur einen Moment. Sie konnte nur einen kurzen Blick darauf werfen und feststellen, dass es … dass es wunderschön ist. Dunkle Locken. Wie deine, Jamey.“ Dann schlug Tamara die zierlichen Hände vor das Gesicht und schluchzte wieder los. Ihre Schultern bebten. Eric ging zu ihr und nahm sie in die Arme.
    Jameson rückte von ihnen ab und betrachtete sie alle aus größerer Entfernung. „Ihr habt mich gern“, sagte er mit heiserer Stimme. „Ich weiß, dass ihr mich alle gernhabt. Aber vertraut ihr mir auch?“
    „Natürlich vertrauen wir dir, Jameson“, sagte Roland hastig. Aber Rhiannon sah ihn misstrauisch an. Als wüsste sie ganz genau, was als Nächstes kommen würde.
    „Ich habe euch nie um etwas gebeten. Jetzt bitte ich um etwas, und es bedeutet mir mehr, als jemals zuvor etwas mir bedeutet hat. Wenn euch wirklich so viel an mir liegt, wie ihr immer behauptet, dann lasst ihr mich allein nach meiner Tochter suchen gehen.“
    Tam hob ruckartig den Kopf, ihre Augen waren rot und verquollen. „Nein!“
    „Es ist mein Kind“, fuhr er fort. „Meine Verantwortung. Behandelt mich einmal als Gleichwertigen. Das bin ich nämlich jetzt, wisst ihr. Gleichwertig. Es besteht kein Grund mehr, mich zu beschützen. Gar keiner. Und wenn ihr mich das nicht durchziehen lasst, wenn ihr mir nicht zutraut, dass ich das Leben meines eigenen Kindes rette, dann …“ Er senkte den Kopf und schüttelte ihn langsam.
    „Dann“, sagte Rhiannon leise, „dürfte unsere gute Beziehung zu diesem jungen Mann irreparablen Schaden nehmen.“
    Jameson blickte Rhiannon in die Augen und nickte. „Ja. Genau so ist es.“ Dann sah er nacheinander die anderen an. „Vertraut mir und glaubt mir, dass ich klug und bedacht vorgehen und das Leben meines Kindes nicht durch die rasende Wut gefährden werde, die ich gerade empfinde.“ Und dann ging er zu Tamara und strich ihr das Haar aus dem Gesicht. „Ich möchte aber, dass ihr auf mich wartet. Wenn ich euch brauche, dann rufe ich euch, das verspreche ich.“
    „Schwör es, Jamey“, flüsterte Tamara. „Schwör mir, dass du uns rufst, wenn du verletzt oder gefangen genommen wirst. Oder wenn die Lage zu gefährlich wird. Schwöre es mir, und ich glaube dir.“
    „Ich schwöre es, Tam.“ Er sah ihr in die Augen. „Du bist mehr als eine Schwester für mich. Manchmal stehst du mir näher als meine eigene Seele. Du wüsstest, wenn ich dich anlügen würde. Ich rufe, wenn ich Hilfe brauche. Mein Stolz soll nicht verhindern, dass das Kind gerettet wird. Aber ich muss das allein durchziehen, Tamara. Ich muss mich darauf konzentrieren können und mich nicht ständig fragen, ob meine Freunde leiden oder bei dem Versuch ums Leben kommen. Bitte …“
    Tamara strich sich schniefend über die roten Augen, nickte aber. „Na gut. Dann geh. Wir warten.“
    „Wir sind viele, Jameson“, sagte Roland. „Es werden auch andere zu deiner Unterstützung kommen. Damien, der Älteste von uns allen. Der Erste und Stärkste. Er wäre im Handumdrehen hier. Und Shannon, seine Gefährtin. Und so viele andere.“
    „Diesmal werden wir vielleicht wirklich alle benötigen, um das DPI zu besiegen“, sagte Rhiannon leise. „Und wenn es so weit ist, sind wir alle bereit. Das musst du wissen, Jameson. Sag nur ein Wort, und wir sind da.“
    Jameson nickte. Ein kleines, neugeborenes Kind. Sein Kind wartete irgendwo darauf, dass sein Vater kam und es rettete. Sein Vater. Er machte die Augen zu, als ihm die ganze Tragweite bewusst wurde. Sein Vater.
    Als er sich abwandte, um zu gehen, lief ihm eine Träne

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