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Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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war, spürte ihre Nähe.
    „Wir können nicht einfach hier rumsitzen“, begann sie zu sprechen. „Wir müssen herausfinden, wonach sie suchen.“
    „Und was schlägst du vor, wie wir das machen sollen, Angelica? Zu einem von ihnen hingehen und ihn fragen?“
    „Nicht zu einem von ihnen, sondern zu einem Stadtbewohner. Das dürfte eine recht einfache Mission sein.“ Sie hielt die Überwurfdecke in den Händen, die sie sich jetzt über den Kopf zog und wie einen Schal trug, der ihr Haar verbarg.
    „Du gehst da nicht raus.“ Es klang wie ein Befehl.
    „Die haben dich in letzter Zeit öfter gesehen als mich, Vampir. Als ich dort festgehalten wurde, kam kaum einmal jemand zu mir. Die meisten von denen würden mich auch ohne die kleine Verkleidung nicht erkennen. Ich geh zu dem kleinen Laden, den wir gesehen haben, und tu so, als würde ich etwas kaufen. So einfach ist das.“
    „Nein.“
    Sie kam zu ihm und legte die Hände auf seine Oberarme. „Jameson, bitte. Wir müssen etwas tun. Ich kann nicht nur hier rumsitzen, das macht mich verrückt.“
    Jameson sah die Verzweiflung in ihren Augen. Verdammt, er konnte ihr nichts abschlagen, wenn sie ihn so ansah. Was stimmte nur nicht mit ihm, dass er selbst die Schmutzflecken auf ihren Wangen niedlich fand? Er seufzte schwer. „Na gut, wenn du darauf bestehst. Aber ich komme mit.“
    Sie verdrehte die Augen. „Das solltest du nicht. Dich erkennt man zu leicht, Vampir“, sagte sie zu ihm. „Du hast mir selbst gesagt, wie oft du schon mit ihnen zu tun hattest.“
    Aber nun gab er ihr doch noch einmal Widerworte. „Ich folge dir. Ich bleibe in den Schatten. Niemand wird mich sehen.“
    „Und wenn doch, denken sie sich bestimmt nichts dabei, dass ein finsterer Fremder mitten in der Nacht eine einsame Frau verfolgt.“
    „So oder gar nicht, Angel. Ich komme mit, oder du bleibst hier.“
    „Während wir uns streiten, könnte unsere Tochter schon …“ Sie machte die Augen zu und sprach den Satz nicht zu Ende. „Na gut. Du hast gewonnen.“ Und sie hob den Kopf und sah ihm ins Gesicht.
    Er hielt sich zurück, als er ihr einen Schmutzstreifen vom Gesicht wischen wollte. Es wäre nicht klug, sie gerade jetzt zu berühren, wo sie so verwundbar aussah … und so wunderschön. „Los, geh dich waschen“, sagte er zu ihr. „So ziehst du bestimmt Aufmerksamkeit auf dich.“
    Sie sah an ihrer Kleidung hinab, als hätte sie vergessen, in welchem Zustand sie sich befand. „Okay.“
    Er sah ihr nach, als sie ins Bad ging, hörte auf die Geräusche, die sie machte, das Wasser, das über ihre Haut lief. Nach wenigen Minuten kam sie zurück und sah sauberer aus, aber nicht weniger besorgt.
    Sie wartete gar nicht erst auf seine Erlaubnis, sondern ging an ihm vorbei durch das Wohnzimmer zu der Tür, durch die sie eingetreten waren.
    „Warte, Angelica.“ Er lief ihr hinterher und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Wenn du so tun willst, als ob du etwas kaufst, brauchst du Geld. Hier.“ Er drückte ihr einige Geldscheine in die warme Hand. Jameson spürte ihr Zittern. „Geh langsam“, ermahnte er sie, „und lass den Kopf unten. Sei vorsichtig, Angelica. Ich bin in der Nähe, falls du mich brauchst.“
    Sie blickte ihn eine ganze Weile an, und er dachte schon, hoffte, sie wollte ihm etwas sagen. Doch dann überlegte sie es sich anders. Sie drehte sich um und ging hastig zur Tür hinaus.
    Jameson drehte sich langsam im Kreis und strich sich mit den Händen durchs Haar. Ihm gefiel nicht, was er empfand. Es gefiel ihm kein bisschen, und er wollte nicht darüber nachdenken. Nicht jetzt, wo er sich voll und ganz darauf konzentrieren musste, seine Tochter zu finden. Aber bald. Bald musste er ins Reine kommen mit diesem Ding, das Besitz von seiner ganzen Persönlichkeit ergriffen zu haben schien.
    Bald. Vorerst musste er einem Engel folgen.
    Ich wusste, er würde sein Versprechen halten und mir folgen. Ich konnte den nervtötenden Mann ganz in meiner Nähe spüren, wohin ich auch ging, obwohl ich ihn nie richtig sah. Ich blickte oft hinter mich. Ich spürte, dass er in der Nähe war. Aber er schien unsichtbar zu sein.
    Der Laden war nicht weit entfernt. Ich fand ihn mühelos und dankte den Gestirnen, dass er noch geöffnet hatte. Wenn er auch so gut wie menschenleer wirkte. Es schien, als wären die meisten Stadtbewohner heute beizeiten nach Hause gegangen. Wahrscheinlich hatten die Scharen aufdringlicher Bundesagenten sie halb zu Tode geängstigt. Das Geschäft bestand aus

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