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Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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sie nicht gut genug für dich ist. Wenn sie etwas Verrücktes anstellt, dann vermutlich nur, um dir zu beweisen, dass du dich irrst.“
    „Wie um alles in der Welt kommst du nur auf so etwas? Rhiannon glaubt, dass sie gut genug für Gott selbst ist, von mir ganz zu schweigen.“
    „Es geht nicht darum, was sie denkt, sondern darum, was du ihrer Meinung nach denkst.“ Als er nur die Stirn runzelte und den Kopf schüttelte, schäumte sie. „Ich könnte dich schütteln!“
    Eric hielt sie an den Schultern und zog sie an sich. „Ruhig, Liebste. Du könntest ihn verletzen.“ Er schaute zu Roland auf. „Na los doch, geh deine Rebellin suchen. Ich sorge hier für die Sicherheit.“
    Roland verließ das Schloss, musste jedoch immerzu an Tamaras Worte denken. Bestand tatsächlich auch nur die geringste Möglichkeit, dass Rhiannon glaubte, sie müsste ihm etwas beweisen? Das war natürlich vollkommen lächerlich. Andererseits hatte Rhiannon ja selbst diese Bemerkung fallen lassen, dass er sie gering schätzte. Vielleicht enthielt Tamaras Theorie ein Körnchen Wahrheit.
    Aber er hatte jetzt keine Zeit, sich um Theorien oder Motivationen Gedanken zu machen. Rhiannon war allein da draußen, und es hielten sich mindestens zwei potenziell tödliche Feinde in dem Dorf auf. Er musste sie umgehend finden.
    Er begann in dem Haus am Dorfrand, das sie, wie er wusste, gemietet hatte. Zweifellos war sie dort gewesen. Der blutige Rock und sein weißes Hemd lagen auf dem Boden, Nässe in der Badewanne deutete darauf hin, dass sie unlängst benutzt worden war. In dem Zimmer roch es noch nach den Kerzen, die sie angezündet hatte. Das Wachs war noch warm.
    Auf dem Bett lag ein Koffer voller Kleidungsstücke. Er ging davon aus, dass sie ihn auf dem Rückweg mit ins Schloss nehmen wollte, fragte sich aber, ob er zu viel voraussetzte. Als er sie zuletzt gesehen hatte, war sie ziemlich wütend gewesen.
    Er schüttelte den Kopf und sah sich gründlich in dem Zimmer um. Er sah Notizblock und Stift neben dem Telefon liegen und lief hastig hin. Sie hatte offenkundig etwas auf das oberste Blatt geschrieben. Aber das hatte sie abgerissen. Er leckte sich die Lippen und hob das Blatt ins Licht, damit er die Abdrücke des Bleistifts erkennen konnte. Pech gehabt. Wütend drehte er sich um und wollte das Ding in den Papierkorb werfen … da sah er den kleinen zusammengeknüllten gelben Zettel im Abfall. Er hob ihn auf und strich ihn glatt.
    Es war eine Adresse und eine Zimmernummer darauf zu lesen. Darunter, unterstrichen, ein Wort: Rogers.
    Rhiannon sah die Silhouetten der beiden Männer im Lichtschein der Lampe. Sie saßen im vorderen Zimmer der Hotelsuite. Sie klammerte sich im fünfzehnten Stock an den Fenstersims und beobachtete sie, während die Geräusche von Verkehr und Aktivitäten der Sterblichen durch die Lüfte hallten. Sie kauerte vor dem Fenster eines Schlafzimmers, konnte sie jedoch deutlich durch die offene Tür sehen. Sie wünschte sich zum ersten Mal, sie wäre älter und mächtiger. Sie sehnte sich nach der Kraft, sich in eine Maus zu verwandeln und in dieser Gestalt durch das Zimmer zu huschen. Gehört hatte sie schon, dass es wenige gab, die das konnten, die Uralten. Auch sie hatte es schon mehrfach versucht, sich dabei aber lediglich höllische Kopfschmerzen eingehandelt.
    Sie besaß die Fähigkeit, Menschen in ihren Bann zu schlagen. Sie könnte sie vielleicht einlullen und dann, wie es ihr gefiel, durch das Zimmer tanzen, ohne dass sie eine Reaktion zeigen würden. Andererseits bestand die Möglichkeit, dass sie sie durch ein solches Vorgehen nur auf sich aufmerksam machte. Denn der Mann bei Curtis Rogers war genau jener Mann, der sie nach dem Fußballspiel angegriffen hatte. Und sie wusste bereits, dass er seine Gedanken vor ihr verbergen konnte.
    Sie erschauerte ein wenig, als sie sein Gesicht betrachtete. Er sah gemein aus, mit einer breiten Nase und einem dichten Pelz schwarzer Stoppeln. Er war schwer, seine Arme kräftig, aber nicht fett. Er sah aus wie einer der Profiringer, die sie das eine oder andere Mal im Fernsehen gesehen hatte. Das dunkle Haar trug er kurz geschoren. Seine Lippen wirkten zu wulstig.
    Sie hörte aufmerksam zu, bekam aber außer den leise murmelnden Stimmen wenig mit. Wenn sie schnupperte, roch sie den Schweiß des Großen, Curtis’ Rasierwasser und ein Übermaß an Whiskey.
    Lautlos hievte sie sich über den Fenstersims ins Innere.
    „Dann verstehen wir einander?“
    Curtis zuckte mit den

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