Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
Vom Netzwerk:
überhaupt wussten, dass es ihr Haus war, ging jedoch davon aus. Sie hatten bestimmt ihre Beschreibung herausgegeben und in L’Ombre Fragen gestellt. Irgendjemand wusste bestimmt, dass die schwer fassbare Rhiannon das Haus gemietet hatte.
    Er trat durch die Vordertür ein, sah aber niemanden. Er ging zu seinen Gemächern, blieb unter der Tür stehen und konnte einen Moment nicht atmen.
    Frederick sah von einer Leiter herab, auf der er stand und den silbernen Lüster polierte, der glänzte und funkelte. Tamara, die die Fenster mit einem feuchten Tuch putzte, hörte auf. Eric kniete mit einer Drahtbürste vor dem Kamin und schrubbte die Steine, sah aber ebenfalls hoch. Jamey ließ den Besen sinken, mit dem er Jagd auf Spinnweben gemacht hatte.
    „Wo ist Rhiannon?“, fragte der Junge.
    Roland sah Jamey nicht in die Augen, sondern zu Boden. Die Katze kam mit wedelndem Schwanz näher; Roland sah dieselbe Frage in ihren Augen. „Sie ist in dem Haus, das sie gemietet hat. Dort wollte sie bleiben.“
    „Roland …“ Tamaras Stimme hatte einen warnenden Unterton, doch Eric brachte sie mit einem Blick zum Schweigen und trat vor.
    „Was ist in dem Koffer, mein Freund?“
    Er sah nach unten, da er fast schon vergessen hatte, was er da bei sich trug. „Das ist die Droge, das Betäubungsmittel, das Rogers schon gegen dich angewendet hat.“
    Eric zog die Brauen hoch. „Wie hast du …“
    „Nicht ich. Rhiannon. Sie hat sich in Rogers’ Hotelsuite geschlichen und ihn gestohlen.“
    Eric klappte einen Moment der Kiefer herunter.
    Jamey lächelte und schüttelte den Kopf. „Mann, die hat Mut.“
    „Mut?“ Roland sah den Jungen finster an. „Es war eine idiotische Tat. Rogers hielt sich zu dem Zeitpunkt in dem Zimmer auf, ganz zu schweigen von dem anderen Burschen. Der sie fast getötet hätte.“
    „Und sie ist trotzdem da reingegangen“, beharrte Jamey. „Dazu gehört Mut.“
    „Sie ist leichtsinnig und selbstzerstörerisch.“
    Tamara warf den Putzlappen auf den Boden und stapfte durch das Zimmer. „Sie ist tapfer und erfinderisch und wunderschön. Ich wünschte, ich wäre mehr wie sie.“
    Eric sah sie mit einer leicht erschrockenen Miene an. „Ich mag dich so, wie du bist, Tamara.“
    „Rhiannon ist viel zu selbstsicher. Sie sollte vorsichtiger sein.“ Roland stellte den Koffer auf einen Tisch und ließ sich in einen Sessel fallen.
    „Sie ist alles andere als selbstsicher. Roland, du hast ihr wieder wehgetan, richtig?“
    „Was um alles in der Welt meinst du mit ‚wieder‘?“
    „Tamara, lass ihn in Ruhe. Roland hat recht. Rhiannon geht viel zu viele Risiken ein.“ Eric berührte sie an der Schulter, da wirbelte sie herum und sah ihn auf eine Weise an, wie er es noch nie erlebt hatte. „Wenn einer von euch getan hätte, was sie heute Nacht getan hat, würdet ihr euch bis zum Morgengrauen gegenseitig auf die Schultern klopfen. Warum könnt ihr der Frau nicht ein wenig Anerkennung geben?“
    „Hat Rhiannon die neuen Vorhänge besorgt?“, rief Frederick von der Leiter herunter.
    Roland hob den Kopf. Er spürte, wie sich die schwere Last der Schuld auf seine Schultern senkte, und Tamara machte diese Last nur noch schwerer. Er hatte Rhiannon beschützen wollen. Stattdessen hatte er sie irgendwie gekränkt. „Draußen, im Auto, glaube ich.“ Er sah sich wieder in den Räumlichkeiten um und schüttelte den Kopf. „Ihr habt die ganze Nacht ununterbrochen gearbeitet, richtig?“
    „Bedanke dich nicht bei uns“, fuhr Tamara ihn an. „Wir haben es für sie getan, nicht für dich.“ Sie stürmte dicht gefolgt von Jamey aus dem Zimmer. Frederick kam hinkend von der Leiter herunter und folgte ihnen.
    Eric nahm gegenüber von Roland Platz. „Ein Auto? Möchtest du mir erzählen, wie es dazu gekommen ist?“
    Roland schilderte ihm alles, vom Koffer in ihrem Haus bis zu der Szene davor. Derweil brachte Jamey das Paket mit den neuen Vorhängen herein, stieg auf die Leiter und hängte sie auf. Frederick kam herein, um ihm zu helfen, und stellte eine Kiste mit mindestens hundert Kerzen auf den Boden.
    Roland und Eric schenkten den beiden, die wenig später hinausgingen und mit weiteren Kisten hereinkamen, kaum Beachtung. Dreißig Minuten vergingen, bis Eric stirnrunzelnd aufschaute. „Wo ist Tamara?“
    Frederick zuckte nur mit den Schultern und hinkte wieder hinaus.
    Jamey wollte ihm folgen, aber Eric hielt ihn am Arm fest. „Jameson, sag mir, wo sie ist.“
    Jamey fuhr sich über die Lippen. „Sie ist zu

Weitere Kostenlose Bücher