Erknntnisse eines etablierten Herrn
bist«, sagt sie.
»Fast wär’ ich nicht da. Im Telefonbuch stehst du nicht.«
»Du hast nachgeschaut?«
»Gleich nach meiner Ankunft.«
»Die Anschlüsse laufen über die Firma; die Eltern haben nur eine Nebenstelle.«
»Warten sie nicht auf uns?«
»Bestimmt nicht.«
Aus dem Hellblau haben sie sich umgebettet ins Jadegrün des Bades, wo ein goldener Delphin das Wasser läßt ins zweispännige Oval der Wanne, haben sich Zeit gelassen, sie hat ihn gefragt und er hat ihr erzählt; sie wären glücklich. Die Füße gegeneinandergestemmt, haben sie sich hochgezogen, triefend und nach Rosmarin duftend, haben sich abgetrocknet; er hat einen Bademantel bekommen, weiß und passend, frisch aus dem Wäscheschrank, dazu Pantoffeln aus Bast, neue, wie ihm scheint — fabelhafter Service.
Renate hat sich in Zitronengelb gehüllt; unmerklich, wie ein Kind zum Ostereiersuchen, lenkt sie ihn durch ihr eigenes Haus auf dem eigenen Haus. Zuerst in drei lichte Büros, die aussehen wie auf einer Büroausstellung, formflott, bunt und mit Glaswänden dazwischen. »Und wo arbeitest du?«
»Hier!«
Sie deutet auf den weißen Kommandostand im Acht-Personen-Eßtischformat, gedeckt mit zwei Telefonen, elektrischer Uhr, Sprechanlage und Diktiergerät, kein persönlicher Kram. Kühl wirkt auch das blaue Mädchen- oder Gästezimmer, mit neuen Bauernmöbeln und Duschecke.
Dann der Raum, in dem sie wohnt: eine Halle mit wandbreiten Glastüren, die zur Ringsumterrasse hinausladen, mit weißem Marmorkamin vor pompejanisch roter Wand, auf die Kristalleuchten bizarre Muster werfen. Aus mausgrauem Velours wachsen zwei weiße Ledersofas, bilden Spalier für zwei Säulenkapitelle, die eine Glasplatte zu Tischbeinen degradieren. Über Eck steht ein Barocktisch, mit Schreibzeug aus Porzellan auf noble Zweckmäßigkeit getrimmt; zum Glas der Terrassentüren weist ein gläserner Schaukelstuhl, dahinter Regalwand, weiß, mit Riesenfächern, die kunstgewerbliche Verlegenheiten bergen. Nur die Lautsprecherkästen einer weiteren Stereoanlage und der selbstredend weiße Fernsehkasten sind fachfüllend; in einem Mittelfach haben einige Bücher schön Platz, Fachbücher für Inneneinrichtung und noch schöneres Wohnen; streng, mit hohen Lehnen umstehen Chiaveristühle einen weißen Millertisch.
Ist sie so unglücklich, daß sie so erfolgreich wohnen muß? fragt er sich, während er ihr ansieht, daß er noch nichts gesagt hat, und fragt:
»Brauchst du das alles für dich ganz allein?«
»Mir liegt nichts an Luxus.« Er lacht laut und läßt sie erklären.
»Nein, wirklich nicht. Das hab ich aber erst gemerkt, als ich alles hatte. Ich muß arbeiten wie ein Pferd, ich hab so viel am Hals, daß ich oft nicht schlafen kann; für meine Kinder bleibt mir kaum Zeit.«
»Und wer ist für dich da?«
»Die Eltern. Sie platzen vor Stolz. Dann hab ich noch eine Hilfe. Und das, was du meinst: Ich bin ohne feste Bindung. Du wirst es mir nicht glauben, aber: ich hab einfach keine Zeit, und die Männer, die ich durchs Geschäft kennenlerne, sind verheiratet oder sie liegen mir nicht. Möglichkeiten hätt’ ich; ab und zu krieg ich auch mal Besuch...« Aus dem weißen Frotteeärmel, der sie wie ein Kragen umschließt, schaut sie zu ihm auf: »Aber übernachtet hat hier noch kein männliches Wesen.«
Er hat sich auf eine weiße Lederlehne gesetzt, hält sie fest, schaut zu ihr hinauf.
»Und wie ist es mit Heiraten?«
»Um Gottes willen! Dazu bin ich viel zu selbständig. Wenn ich mir vorstelle, dauernd so einen Mann um mich, der Launen hat und schnarcht und mich bevormundet: Jetzt will ich; jetzt will ich nicht; das darfst du dir kaufen, wenn du schön bittest, und das wird gespart...«
Hart klingen ihre Worte, aggressiv. Sie hat sich abgewandt, geht durch den zu großen Raum; er folgt ihr in die gelbe Küche, wo sie sich aus dem Kühlschrank bedient, nicht ohne auch ihn zu versorgen, stehend, von der Hand in den Mund.
»Ich hab dich mir anders vorgestellt«, sagt er.
»Wie?«
»Häuslicher.«
»Daß ausgerechnet du das sagst!«
»Was heißt das? So gut kennst du mich doch gar nicht.«
»Besser als du mich.«
Er sieht sich um in der ausstellungsreif unbenutzten Küche. »Ich hab eben gedacht, daß du vielleicht sehr gut kochst.«
»Ein unbezahltes Heimchen am Herd?«
»Jedenfalls keine Karrierefrau.«
»Bin ich deswegen unweiblich?«
»Weiß Gott nicht.«
»Ich glaub’, du willst mich bedauern und weißt nicht wie.«
»Warum sollte ich?«
»Ihr
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