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Erlebnisse eines Erdenbummlers

Erlebnisse eines Erdenbummlers

Titel: Erlebnisse eines Erdenbummlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Karillon
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i werdIhnen,« und Marquart stand auf dem Stuhl. Der Ratschreiber, nicht faul und auf die Bank. Wenn die Beiden sahen, daß jetzt keiner mehr etwas Überragendes vor dem anderen voraushatte, beruhigten sie sich soweit, daß der Tierarzt wiederholen konnte:
    »En Dämel haben's mi geheißen?«
    »Ja, und dos kann ka Beleidigung für Ihna net sei, wo's sogar an deutschen Dichter gibt, der grad so heißt.«
    »Na, da mag's für heut mal bei dem Dämel bleiben. Aber daß es nur wissen, mit Ihna spiel i nit mehr.«
    »I mit Ihna a net, mei Lebtag net mehr,« und die Karten flogen auf den Tisch, daß es nur so krachte und der Fidibusbecher vor Schreck auf den Boden flog.
    In einer der Kunstpausen, die da regelmäßig eintraten, fragte mich ein alter Weinhändler:
    »Gehes jetzt heur a wieder über die Alpen, Sie? Wissens i möcht schon a mol mitgehn!«
    »Das können's schon, aber lassen Sie uns später noch emal von der Sache reden, Herr Merkte. Ich glaub', die drei fangen wieder mit dem Karten an.«
    »Wer is an der Reih?« fragte der Tierarzt. »Wer hat die Karten zu geben?«
    »Aber mit Ihna wollt' i fein nimmer spielen,« entgegnete der Ratschreiber und fing an, die Karten zu mischen.
    »Daß ihr's wisset: Nachg'spielt darf nimmer werden, sonst schmeiß i die Karten weg,« bemerkte der Feuerwehrkommandant und hob ab.
    »E Kart hab' i zu wenig! Ach na, 's is recht geben. Da liegt eine im Kindbett, und dösmal überbiet mich kaner von euch. En Grand sag' i an.«
    Krach knallte der Kreuzbub auf den Tisch und ein neues Spiel nahm seinen Anfang. Der Weinhändler fragte derweilen bei mir an: »Wann wollen wir fort?«
    »Im September,« sagte ich, »und bis Neapel runter.«
    »Oh Sakra,« sagte der Tierarzt, »nei so e Spiel soll nichts gelten? Nu hab' i doch e Kart zu wenig. Net emal Kart geben kann er, der Federfuchser, und will andre Leut en Dämel heißen.«
    Na, da lagen sie sich denn wieder in den Haaren, die Kartenspieler.
    Ich aber ging mit dem Weinhändler fort, und wir gaben uns die Hände daraufhin, daß ein Mann ein Wort sein solle, und die Reise abgesprochen und im reinen sei.

»Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn?«

    ls die Trauben am Rhein so langsam ins Reifen kamen, fuhr ich mit dem Herrn Merkle durch den Gotthard durch und dem Apennin entgegen. In Mailand machten wir Station, und dann ging's schlankweg über Bologna der Mediceerstadt entgegen. Der Blick von der Paßhöhe herunter nach Pistoia und weiterhin ins Arnotal hinein lohnt reichlich schon die Reiseunruhe und das wenige Lausegeld, das man damals noch zur Reise brauchte. Schade, daß der Genuß der Überfahrt ein so kurzer ist, denn der Schnellzug braucht von Mailand nach Florenz leider nur fünf Stunden. Nach dem Frühstück fuhren wir ab, und zum Mittagessen saßen wir schon in Florenz. Die Kost war tadellos, aber am Wein hatte mein Begleiter allerlei auszusetzen. Seine Zunge war auf den Chianti und Nostrano nicht so abgestimmt, daß es in der Kehle einen vollen Akkord gab. Immer suchte Herr Merkle nach einer neuen Sorte Rebensaft und immer fand er nicht das, was er sich vorgestellt hatte. So lebte er in einer ewigen Fehde mit den Kellnern und mit den Wirten. Für diese zwei Tierarten hatte er unglücklicherweise einen Vorrat italienischer Schimpfworte auf Lager.
    Um mich nicht aufregen zu müssen, fing ich an zu dichten und schickte die Machwerke, sobald sie sich nurleidlich gereimt hatten, an den Amtsverkündiger meines Heimatstädtchens.
    In Rom sahen wir viel Merkwürdiges, was vor uns auch andere Leute gesehen und zu unserer Bequemlichkeit beschrieben haben, aber den Papst bekamen wir nicht zu Gesicht, trotzdem uns der Hotelportier für den Preis von fünf Lire eine Audienz in Aussicht gestellt hatte. So zogen wir ohne Segen und Generalabsolution aus den Toren der ewigen Stadt und hätten doch eine Sündenvergebung zum mindesten gar nötig brauchen können. Man denke nur: Die Eisenbahnbrücke über den Sacco stürzte ein, zum Glück, als wir eben gerade darüber hinweggesaust waren. Niemand im Zug hatte eine Ahnung von der Gefahr, der wir entgangen. Erst als wir zu Neapel angekommen waren, belehrten uns die an den Straßenecken angeschlagenen Depeschen, daß nur wenig fehlte und die Wellen des Flusses hätten unsere Leichen ins Meer gespült.
    Obgleich die Todesgefahr uns auf Ernsteres hätte hinweisen sollen, änderte Herr Merkle seinen Lebenswandel nicht, sondern fuhr mit Beharrlichkeit fort, auf den Wein und die faulen Wirte zu

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