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Erlebnisse eines Erdenbummlers

Erlebnisse eines Erdenbummlers

Titel: Erlebnisse eines Erdenbummlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Karillon
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glauben zugemutethätten. Nach Weyermanns Ansicht sollte man auf Ihrem Grabstein Münchhausens berühmte Enten aushauen lassen.«
    Ich begriff im Augenblick. Da hatt' ich's nun. Dem verfluchten Setzer hatte der Strich unter dem »P« des Wortes Prosa nicht imponiert. »Monte Prosa« hatte er gedacht – »Unsinn, gibt's gar nicht, muß natürlich Rosa heißen« – und so hat er die greulichste Unmöglichkeit in die Zeitung hineingeschwärzt. Wehe, wenn die Setzerlehrlinge anfangen zu denken! Sie können den berühmtesten Menschen für Jahrtausende hinaus zum Gelächter der Nachwelt machen. Für mich stand vorläufig unerschütterlich fest, daß ich mich mit meinem Artikel nicht in die deutsche Literaturgeschichte hineingebaut hatte. Was sollte aber nun mein Zwanzigmarkschein noch für einen weiteren Wert haben? Keinen anderen als den der Erinnerung an eine ungeheure Blamage. Nein, er durfte mich durch die Anwesenheit in meiner Brieftasche nicht weiter kränken. Ich setzte mich unter die fidelen Brüder und vertrank das Geld noch am gleichen Abend.

»Den lieben langen Tag
Hab' ich nur Sorg' und Plag'.«

    m nächsten Morgen hatte mich, trotz meines Katzenjammers, der Alltag wieder in seinen Dienst gezwungen. Streit hatte es im Logis gegeben und zwar mit dem Hausbesitzer. Mein kleiner Junge war ihm über die Mistbeetfenster gelaufen und hatte einige Scheiben zertrümmert. Das Hausfräulein flehte mit gerungenen Händen zum Himmel um Rache, während ihr Vater mit der Faust auf den Tisch schlug und brüllte: »Naus muß sie, die Bagage.«
    Ein Zufall war es, daß ganz in der Nähe ein Anwesen feil wurde. Ich griff zu und war Hausbesitzer. Darüber freute sich am meisten mein guter Gaul, denn er kam aus einem dumpfen Loch in einen anständigen Stall und in die Gesellschaft eines kleinen Schweinchens.
    Ich muß erzählen, wie dies zugegangen. Kaum waren wir umgezogen, so erkrankten meine beiden Kinder an Scharlach, den ich von der Praxis in die Familie geschleppt hatte. Sie erkrankten gleichzeitig an einem Tage und lagen eine Woche lang schwer danieder. Dann aber ging's besser. Sie wurden lebhaft und manchmal konnte ich sie schon im dritten Stockwerk toben hören, sobald ich unten nur die Haustür geöffnet hatte. Eines Tages waren sie überlaut in ihrem Tollen, und mit stürmischen Schritten lief ich die Treppe empor, um Ruhezu schaffen. Als ich nicht ohne einen kleinen Zorn ins Schlafzimmer trat, konnte ich eben noch beobachten, wie die nackten Hinterteile meiner Kleinen unter den Bettladen verschwanden. »Daß euch der Kuckuck hole, ihr Rackerware,« rief ich in meiner Empörung. »Was schafft ihr unterm Bett da drunten?«
    Im Nu hatten sich die Kinder um eine frontale Achse gedreht und zwei lachende, strahlende Gesichter kamen am Bettrand zum Vorschein, aus denen zwei rosige Mäulchen die Worte riefen: »Da schau doch nur, Papa, schau nur, was wir haben!« Und was hatten sie nun?
    Wenn ein Taschenspieler einen Handwerksburschen aus dem Futtertuch eines alten Hutes herausentwickelt, so ist unsere Verwunderung groß, aber sie kann nicht größer sein, wie die meine war, als die Kinder ein allerliebstes kleines Ferkel unterm Bette hervorzauberten.
    »Wo zum Teufel habt ihr denn den Dreiläufer her?«
    »Eine Frau hat ihn gebracht, und er ist ganz unser,« schrieen sie in hellem Jubel auf.
    Indessen war meine Gattin gekommen und brachte Klarheit in die Geschichte. »Hast du nicht in Siedelsbrunn einen armen Steinhauer behandelt?«
    »Doch, und er ist gestorben trotz aller meiner Bemühungen.«
    »Die Witwe ist dir dankbar, vielleicht deshalb, weil's so gekommen ist.«
    »Das will ich nicht hoffen. Ich nehme vielmehr an, daß sie dankbar ist, weil ich ihr keine Rechnung schickte.«
    »Mag's denn auch so sein. Item, sie war da und hat den Kindern das Schwein geschenkt und die sind überglücklich damit. Aber sag, was fangen wir nur damit an, um des Himmels Willen, nachdem's die Kinder doch um keinen Preis mehr hergeben wollen?«
    Unser Dienstmädchen war an uns herangeschlichen und hatte die Unterhaltung belauscht. Münch hieß sie, Eva Münch, und sie war eines braven Bäckers fleißige Tochter. »Daß Sie sich keinen Kummer machen, Frau Doktor,« so ließ sie sich hören. »Ich versteh mich wohl aufs Schweinemästen, und zu Weihnachten feiern wir ein fröhliches Schlachtfest, wenn Sie mir den Frosch da überlassen.«
    Das Schwein blieb und wurde meinem Söhnchen vor allem ein lieber Spielkamerad. Den Kleinen drückten

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