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Erlebnisse eines Erdenbummlers

Erlebnisse eines Erdenbummlers

Titel: Erlebnisse eines Erdenbummlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Karillon
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Kiele schwamm, sondern auf den Seitenbrettern! Wie sich die schäumenden Wellen überholten und uns durchnäßten! Wie es anfing, im Bauche desSchiffchens zu schwappern und die Brühe durch unsere Stiefel drang! Wehe, und nun kehrte sich gar noch den Damen der Magen um! Fort aus dem stinkenden Brockenregen! Aber wohin? Wäre ich ein Kaiser gewesen, ich hätte in der Wassernot den vierzehn Nothelfern einen Dom versprochen.
    Doch es ging auch so. Wir kamen vorm Fallreep des Dampfers an. Herr Merkle und ich konnten auf eigenen Füßen die schwankenden Stufen hinauf. Die Damen aber wurden mit Hilfe des Ladebaums an Bord geschafft.
    Viel gebessert waren wir mit dem Seelenverkäufer auch noch nicht. Auf dem Deck stand eine Bretterbank. Auf diese warf ich mich bäuchlings nieder, zog die Knie unter meinen Gummimantel und genoß in aller Stille, während die Spritzwellen über mich zischten, die jugendlichen Freuden meiner ersten Seekrankheit.
    Indes, die Insel kam geschwommen. Zwei Schritte auf dem festen Boden des Eilandes getan, und vorüber war aller Schmerz und alles Unbehagen. Mit gutem Appetit verzehrten wir beide ein reichliches Gericht frischer Fische und tranken einen Wein dazu, der auch den verwöhnten Gaumen meines Mitreisenden befriedigte. Was wir sonst noch genossen? Nun ja, die blaue Grotte, die »Rausschmeiß des Tiberius« und den Gesang einiger Straßenjungen, die mit dünnen Stimmen das Lied vortrugen: »Muß i denn, muß i denn zum Städtle hinaus,« nach welcher Leistung dann der Anführer der Bande vortrat und zu mir sagte: »Du, Signore, giff mi e Mark.«
    Am übernächsten Tage benutzten wir zur Rückfahrt nach Neapel einen transatlantischen Dampfer, der aus Argentinien kam und an der Insel beilegte. Die See war während der Rückfahrt ruhig, und das Riesenschiff zog wie ein Schwan stolz und sicher seine Spur in die spiegelglatte Fläche. Je näher wir der Stadt der Parthenope kamen, um so schärfer traten die Formen des Vesuvs und seines Nachbarberges Somma hervor, während der Südwind eine schwarze Rauchfahne über das Atrio del Cavallo spannte. Ich stand an der Steuerbordseite des Schiffes und schaute zum kahlen Gipfel des Berges hinauf, als Herr Merkte zu mir trat und sagte: »Sie, daß Sie's wissen, eine Schande wär's doch, wenn wir heimkämen, ohne Lacrimae Christi getrunken zu haben und ohne droben gewesen zu sein auf diesem Kehrichthaufen da!«
    Diese großsprecherige Rede war nach meinem Geschmack. »Machen wir,« sagte ich kurzerhand, und in der Frühe des nächsten Morgens saßen wir auf der Straßenbahn und fuhren nach Torre del Greco hinaus. Eigentlich wollten wir im Merkleschen Sinne den Ruhm einheimsen, die ganze Tour zu Fuß zurückgelegt zu haben. Da uns aber ein Vetturino unaufhörlich mit seinem zweisitzigen Fuhrwerk verfolgte und die Sonne unbarmherzig vom Himmel brannte, so stiegen wir schließlich auf, nachdem wir einen festen Preis für die Fahrt verabredet hatten. Bald sollten wir erfahren, daß so ein Kutscherhidalgo sich von keiner Abmachung für gebunden erachtet.
    Zunächst nahm der Biedermann einen kleinen Jungen aufs Fuhrwerk herauf. Dieser Teufelsbraten, der aber ein großer Spitzbub war, warf nämlich, ohne daß wir's merkten, des Herrn Merkle Rucksack aus dem Karren und tat nach kurzer Zeit sehr verwundert darüber, daß der Sack verloren war. Sein Anerbieten, daß er zurücklaufen und den Vermißten holen wolle, wurde natürlich dankbar angenommen. Als der gefällige Knabe kam, verlangte er einen Finderlohn von fünf Lire, während eben sein Conpatriote uns klarmachte, daß wir uns jetzt auf einem Privatwege befänden, für dessen Benutzung wir dem Besitzer zehn Lire zu entrichten hätten. Na, wir zahlten, und der Strauchdieb überließ das letzte Drittel des Berges großmütig unseren Beinen, indem er vor einem allerdings stark zerklüfteten Lavafelde haltmachte und erklärte, daß sein edles Pferd zu weiche Hufe habe.
    ›Immerzu,‹ dachten wir und halfen uns selber den Berg hinauf und gar noch auf den Aschenkegel. Als wir oben waren und die wundervolle Rundsicht genossen hatten mit dem Kranz von Städten, mit dem Ring der lachendsten Gefilde, mit dem Meer und seinen Inseln, dem Apennin und seinen Schroffen, da zahlten wir denn noch einmal einem Polizisten, den der Krater ausgeworfen haben mußte, sieben Lire Steuer. Hoffen wir, daß Italien dafür Stricke kauft, um jene aufzuhängen, die uns zu diesem lateinischen Bundesbruder verholfen haben.
    Beim

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