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Erlebte Menschlichkeit: Erinnerungen (Küngs Memoiren) (German Edition)

Erlebte Menschlichkeit: Erinnerungen (Küngs Memoiren) (German Edition)

Titel: Erlebte Menschlichkeit: Erinnerungen (Küngs Memoiren) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Küng
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politische Maßnahmen sind unbedingt erforderlich, aber um ihr Ziel zu erreichen, bedürfen sie der Abstützung durch das Ethos. Selbst begrüßenswerte Beschlüsse der EU zur Kappung exorbitanter Bonuszahlungen von Topmanagern und Ähnliches mehr werden nur dann effektiv zu realisieren sein, wenn sie mitgetragen sind von einer ethischen Überzeugung der Betroffenen.
    Ja, es braucht auch in der Wirtschafts- und Finanzwelt ein Umdenken, einen ethischen Bewusstseinswandel, eine ethische Kultur . Schon angehende Führungskräfte müssen möglichst früh auf die ethische Dimension ihres späteren beruflichen Handelns aufmerksam gemacht werden. Es wird ihnen helfen, wenn sie für ihre ethische Verantwortung sensibilisiert und für deren Wahrnehmung qualifiziert werden. Diese ethische Qualifikation sollte also bereits an Hochschulen und anderen Ausbildungsstätten stattfinden. Führungskräfte brauchen neben all ihren sonstigen Schlüsselqualifikationen auch ethische Kompetenz, elementare ethische Koordinaten und einen inneren Kompass für ihre oft schwierigen Entscheidungen im komplexen geschäftlichen Alltag.
    Für unsere Stiftung ist der Einsatz für ein Globales Wirtschaftsethos neben allen anderen Aufgaben zu einem wichtigen Thema geworden. In Gremien und auf ungezählten Foren haben wir diese Ideen eingebracht und zur Diskussion gestellt, und gemeinsam mit Praktikern haben wir Wege gesucht, diese Weltethos-Ideen in die Praxis von Unternehmern und Managern einfließen zu lassen. Höhepunkte waren jene Erarbeitung eines Manifests für ein Globales Wirtschaftsethos 2009 und schließlich 2011 – dank des Engagements der Karl Schlecht Stiftung – die Gründung unseres Weltethos-Instituts an der Universität Tübingen mit Prof.   CLAUS DIERKSMEIER als Direktor. Als erstem Arbeitsschwerpunkt neben anderen widmet man sich dort ebenfalls den Fragen eines Globalen Wirtschaftsethos und versucht, vor allem die Führungskräfte von morgen für diese Fragen zu sensibilisieren und zu qualifizieren.
    Damit, meine lieben Zuhörerinnen und Zuhörer, komme ich zum Schluss:
    – Ich hoffe, dass unsere kleine, aber feine Stiftung Weltethos auch unter neuer Leitung sich so gut weiterentwickelt wie bisher:
    – Mit dem Präsidenten des Staatsgerichtshofs von Baden-Württemberg, EBERHARD STILZ – er wird sich Ihnen nachher selbst vorstellen –, haben wir einen außerordentlich qualifizierten Mann gefunden, der ausgezeichnet ist durch seinen ganzen Lebensweg, durch seine politische Erfahrung in verschiedenen Positionen, seine langjährige Tätigkeit als hoher Richter und Mediator und schließlich seine internationale Tätigkeit beim Aufbau des Rechtssystems in Sachsen, im Kaukasus und in China.
    – Und so hoffe ich, dass unsere Stiftung ein Global Player bleibt und vielleicht immer mehr wird, dessen Stimme in ethischen Fragen weltweit über die Grenzen der Kulturen hinweg Gehör findet und dessen Ideen und Konzepte immer mehr Menschen helfen, ihr alltägliches und berufliches Handeln mit ethischen Grundhaltungen zu verbinden.
    – Schließlich hoffe ich, dass unsere Stiftung Weltethos auch in Zukunft Unterstützer findet, die begreifen, dass die Investition in Wertevermittlung und interkulturellen Dialog eine Investition in die Sicherung der Grundlagen unserer Gesellschaft ist und eine unverzichtbare Voraussetzung für eine friedlichere, gerechtere und menschenfreundliche Welt.
    Das bleibt unsere Überzeugung: Kein Überleben unseres Globus in Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit ohne ein globales Ethos, ein Menschheitsethos, ein Weltethos.
    Den Lauf vollendet
    Die hier folgende Rede habe ich ausgearbeitet zur Eröffnung des renommierten Lucerne Festival (früher: Internationale Musikfestwochen Luzern) im großen Saal des Kultur- und Kongresszentrums (KKL) am 8. August 2012, das in jenem Jahr unter dem Leitwort »Glaube« stand. Unter der Thematik »Komponisten und ihr Glaube« habe ich weit ausgeholt und meine Gedanken auf Tod und Leben konzentriert – schon im Ausblick auf meinen Abschied. Sie soll deshalb als meine dritte, ganz persönliche Abschiedsrede ebenfalls im vollen Wortlaut wiedergegeben werden: 4
    Es ist für mich ein merkwürdiges und denkwürdiges Erlebnis, meine Damen und Herren: Da stehe ich nun wieder an demselben Platz, an dem ich schon vor sage und schreibe 50 Jahren im alten Kunsthaus stand, um für den Glaubensaufbruch des 1962 beginnenden Zweiten Vatikanischen Konzils zu werben. Ich war damals stolz

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