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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Seite. »Wenn du behauptest, die niederfrequenten Wellen seien in einem Radius von zwanzig Kilometern zu hören, dann nützt uns das hier gar nichts.« Sie deutete auf eine Reihe Kreuze auf der Karte.
    Er sah, was sie meinte. Sie befanden sich im Land der Windräder. Es gab viel zu viele davon, als dass sie sich zum Einengen des Suchgebiets eigneten.
    Ein kurzer Schatten vor seinen Augen, und die Fliege hatte sich am Rand von Yrsas Kaffeetasse niedergelassen. Der Brummer mit dem Tipp-Ex. Der kam wirklich weit herum.
    »Weg mit dir!« Mit langen blutroten Fingernägeln schnipste Yrsa die Fliege in die Tasse, wobei sie unbeeindruckt in die andere Richtung sah. »Lis hat in allen umliegenden Gemeinden angerufen«, fuhr sie fort. »Es hat keine Genehmigungen zur Errichtung von Bootshäusern in den Gegenden gegeben, auf die wir uns konzentrieren. Naturschutzbestimmungen und so was, du weißt schon.«
    »Bis in welches Jahr ist Lis bei ihrer Recherche zurückgegangen?« Carl verfolgte das Rückenschwimmen der Fliege in der Kaffeehölle. Wirklich unglaublich, wie Yrsa sein konnte. Und er selbst hatte den Fliegen den ganzen Tag nur dumm hinterhergeglotzt.
    »Bis zum Zusammenschluss der Gemeinde 1974.«
    1974! Das lag ja eine Generation zurück! Nach Zedernholz-Lieferanten brauchte er da gar nicht erst zu suchen.
    Etwas wehmütig verfolgte er den Todeskampf der Fliege. Damit wäre das Problem also gelöst.
    Da haute Yrsa mit der flachen Hand auf eine der Luftaufnahmen auf dem Tisch. »Meiner Meinung nach sollten wir da suchen.«
    Carl sah auf den Kreis, den sie um ein Haus im WaldgebietNordskoven gemalt hatte.
Vibehof
stand da. Anscheinend ein schönes Haus, das ganz in der Nähe der Straße lag, die durch den Wald führte. Aber soweit er sehen konnte, gehörte kein Bootshaus dazu. Das Haus war wirklich vollständig umgeben von Hecken und Sträuchern, die bis an den Fjord reichten. Aber dennoch. Kein Bootshaus.
    »Ich weiß, was du denkst. Aber das Bootshaus könnte sich sehr gut hier verstecken«, sagte Yrsa und klopfte energisch auf einen grünen Fleck am Ende des Grundstücks. Igitt, was zum Teufel   …« Plötzlich schwirrten mehrere Fliegen um sie herum, die sie mit ihrem Klopfen aufgescheucht hatte.
    Da knallte Carl seine Faust auf den Tisch, und der Luftverkehr um sie herum nahm noch weiter zu.
    »Was machst du da?«, rief Yrsa ärgerlich und erlegte zwei Fliegen, die sich auf dem Mousepad niedergelassen hatten.
    Carl tauchte unter den Schreibtisch. Selten hatte er auf so kleinem Raum so viel Leben gesehen. Wären diese Fliegen in der Lage, zu einer gemeinsamen Entscheidung zu kommen, dann hätten sie ohne weiteres den Abfalleimer anheben können, der sie ausbrütete.
    »Was zum Teufel hast du in diesem Papierkorb?«, fragte er entnervt.
    »Keine Ahnung. Den benutze ich nicht. Das muss noch was von Rose sein.«
    Na gut, dachte er. Jedenfalls wusste er jetzt, wer in Roses und Yrsas Wohnung nicht aufräumte, falls es überhaupt jemand tat.
    Er sah zu Yrsa hinüber, die mit verbissener Miene, bloßer Hand und unglaublicher Präzision links und rechts die Fliegen erlegte. Da würde Assad gleich was zum Aufräumen bekommen.
     
    Zwei Minuten später stand Assad mit seinen grünen Gummihandschuhen und einem großen schwarzen Müllsack, in demdie Fliegen und der Inhalt des Abfallkorbs landen sollten, in Yrsas Büro.
    »Unappetitlich«, sagte Yrsa, die Fliegenmasse an ihren Fingern betrachtend. Carl war geneigt, ihr zuzustimmen.
    Sie nahm sich eines der Fläschchen mit dem Zelluloseverdünner und einen Wattebausch und begann ihre Hände zu desinfizieren. Bald roch es in ihrem Büro wie in einer Schiffslackfabrik nach einem Mörserangriff. Carl hoffte nur, dass die Gewerbeaufsicht sie am heutigen Tag nicht mit einem weiteren Besuch beehrte.
    Da bemerkte er, wie der blutrote Nagellack am Mittel- und Zeigefinger von Yrsas rechter Hand verschwand und was darunter zum Vorschein kam.
    Der Unterkiefer klappte ihm förmlich herunter. Assad, der aus der Fliegenhölle unter dem Tisch auftauchte, fing seinen Blick auf.
    Jetzt standen sie zu zweit da und machten große Augen.
    »Komm«, sagte Carl schnell und zog Assad mit sich auf den Korridor, nachdem der den Müllsack zugezogen hatte.
    »Hast du das auch gesehen?«
    Assad nickte. Sein Mund stand schief offen, normalerweise ein Zeichen für helle Aufregung in der Bauchregion.
    »Sie hat Roses schwarze Filzstiftstriche unter dem Nagellack. Das Gekritzel vom Filzstift neulich. Hast du

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