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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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durch die Luft, als hätte er sich an irgendwas verbrannt. »Hast du gesehen, wie sie sich geärgert hat, dass sie nicht selbst an das Datum gedacht hat?«
    Carl hörte es summen und beobachtete, wie die Schmeißfliege an der Decke landete. Jetzt ging das wieder los.
    »Was soll’s, Assad, die kriegt sich wieder ein.«
    Assad schüttelte den Kopf. »Na ja, Carl, egal wie hart du dich auf den Zaunpfahl setzt, wenn du aufstehst, tut dir der Arsch weh.«
    Carl runzelte die Stirn. Er hatte keinen Schimmer, was das Bild bedeuten sollte.
    »Sag mal, Assad«, flüchtete er sich ins Allgemeinere, »kreisen alle deine Redewendungen ums Arschloch?«
    Assad lachte. »Ich kenne auch ein paar ohne. Das sind die schlimmsten.«
    Okay. Falls man so etwas in Syrien unter Humor verbuchte, konnten seine Lachmuskeln getrost pausieren, wenn er mal das Pech haben sollte, dorthin eingeladen zu werden.
    »Und was hat dir Martin Holt beim Verhör erzählt?«
    Carl zog seinen Block heran. Da stand nicht viel, aber das wenige war brauchbar.
    »Martin Holt ist, anders als ich erwartet hatte, kein unsympathischer Mann«, sagte Carl. »Euer großer Brief da draußen hat ihn auf den Boden geholt.«
    »Und auf einmal wollte er über Poul sprechen?«
    »Ja. Eine halbe Stunde ohne Unterbrechung, wobei es ihm schwerfiel, seine Stimme unter Kontrolle zu halten.« Carl zog eine Zigarette aus der Brusttasche und drehte und wendete sie eine Weile. »Verdammt, was hatte der Mann für ein Redebedürfnis! Er hat seit Jahren nicht über seinen großen Sohn gesprochen. Das hatte ihn einfach zu sehr geschmerzt.«
    »Und was steht da auf deinem Zettel, Carl?«
    Carl zündete sich mit Wonne seine Zigarette an und dachte dabei an Jacobsens ungedeckten Nikotinbedarf. Tja, wenn man Pech hatte, wurde man ein so hohes Tier, dass man nicht mal mehr Herr seiner selbst war. So hoch hinaus wollte er mit Sicherheit nicht.
    »Martin Holt fand unsere Phantomzeichnung ziemlich treffend. Aber die Augen des Entführers seien zu engstehend und die Haare an den Ohren länger. Und der Schnurrbart schien ihm zu groß.«
    »Sollen wir das ändern lassen?«, fragte Assad und wedelte den Rauch weg.
    Carl schüttelte den Kopf. Tryggves Beschreibung konnte genauso gut stimmen wie die des Vaters. Jedes Auge nahm anders wahr.
    »Das Wichtigste an Martin Holts Aussage war, dass er ganz genau berichten konnte, wo und wie die Geldübergabe stattfand. Das Geld musste in einen Sack gesteckt und aus dem Zug geworfen werden. Der Entführer hat mit einem Stroboskoplicht geblinkt, und   …«
    »Was ist ein Stroboskoplicht?«
    »Was das ist?« Carl seufzte. »Na, so eine Art Blinklicht, wie in den Diskotheken. Das blinkt wie ein Blitz.«
    »Ach so!« Assad strahlte. »Und dann sieht es aus, als wennman ruckweise herumhüpft, wie in den alten Filmen. Ja, das kenne ich.«
    Carl betrachtete seine Zigarette. Schmeckte die nach Sirup, oder was?
    »Holt konnte ziemlich genau angeben, wo die Übergabe stattfand«, fuhr er fort. »Und zwar an einer Strecke, wo die Straße ganz nahe an der Eisenbahnlinie von Slagelse nach Sorø verläuft.« Carl nahm seine Karte und zeigte Assad die Stelle. »Genau hier auf dem Stück zwischen Vedbysønder und Lindebjerg Lynge.«
    »Gut gewählt«, sagte Assad. »Dicht an der Eisenbahn und nicht so weit bis zur Autobahn, sodass man schnell wegkommt.«
    Carl besah sich die Karte genauer. Ja, Assad hatte recht. Die Stelle war perfekt.
    »Wie hat es der Kidnapper geschafft, dass Pouls Vater dorthin kam?«, fragte Assad.
    Carl nahm die Zigarettenpackung und betrachtete sie forschend. Tatsächlich, da klebte dieser verdammte Sirup dran.
    »Martin Holt wurde angewiesen, einen bestimmten Zug von Kopenhagen nach Korsør zu nehmen und auf das Stroboskoplicht zu achten. Er sollte auf der linken Zugseite in einem Abteil der ersten Klasse sitzen und beim Aufblitzen des Lichts den Sack mit dem Geld aus dem Fenster werfen.«
    »Und wie hat er erfahren, dass Poul ermordet wurde?«
    »Wie? Er bekam per Telefon die Information, wo er die Kinder aufsammeln könne. Aber als er und seine Frau zu der Stelle kamen, lag dort nur Tryggve auf dem Feld. Bewusstlos. Irgendetwas hatte er bekommen, wahrscheinlich Chloroform. Tryggve hat seinen Eltern dann erzählt, dass Poul ermordet worden war und dass sie noch mehr Kinder verlieren würden, wenn sie auch nur das kleinste Wort über die Entführung verlauten ließen. Außer der entsetzlichen Nachricht von Pouls Tod machte Tryggves Schock über das,

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