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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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sah skeptisch aus. Wie einer, der seinen Lottoschein anschaut und feststellt, dass alle Zahlen mit dem Sechser übereinstimmen. Wie einer, der beinahe schmerzlich einsehen muss, dass gerade der Traum seines Lebens in Erfüllung geht.
    »Eine was?«
    »Eine Familie, die in der Hand unseres Entführers war. Glaube ich.«
    »Sind das die von Kristushuset, von denen du erzählt hast?«
    Er nickte. »Lis hat sie gefunden. Neue Adresse und neuer Name, aber das sind sie. Sie hat es im Register der Personennummern überprüft. Vier Kinder. Und der Jüngste, Fleming, war vor fünf Jahren vierzehn.«
    »Hast du sie direkt gefragt, wo der Junge heute ist?«
    »Nein. Das fand ich nicht so schlau.«
    »Und was war das eben, als du sagtest, wir müssten vorbeikommen und uns selbst überzeugen?«
    »Na, ich hab der Frau nur gesagt, wir kämen vom Finanzamtund würden uns wundern, dass ihr jüngster Sohn offenbar als einziges ihrer Kinder nicht emigriert ist, aber nie eine Steuererklärung eingereicht hat. Dabei sei er doch schon längst achtzehn.«
    »Assad, das geht doch nicht. Wir können uns doch nicht für Beamte ausgeben, die wir nicht sind. Woher weißt du das übrigens mit der Steuererklärung?«
    »Gar nicht, hab ich mir ausgedacht.« Er tippte sich mit dem Finger auf die Nase.
    Carl schüttelte den Kopf – obwohl, die Idee war schon ganz gut. Wenn Menschen nicht gerade ein Verbrechen begangen hatten, gab es nichts, das sie nervöser machte als der Gedanke ans Finanzamt.
    »Wohin müssen wir? Und wann?«
    »Nach Tølløse, so heißt der Ort. Die Frau sagt, ihr Mann käme um halb fünf nach Hause.«
    Carl sah auf die Uhr. »Okay, wir fahren zusammen dorthin. Gute Arbeit, Assad, das war wirklich gut.«
    Carl lächelte eine Millisekunde und deutete dann auf die Fliegenzusammenkunft auf dem Plakat. »Assad, raus damit. Hast du hier etwas rumliegen, das diese Biester ihr Zuhause nennen?«
    Assad breitete seine kurzen Arme aus. »Keine Ahnung, wo die herkommen.« Seine Gesichtszüge froren für einen Moment ein. »Aber bei der hier«, er deutete auf ein einzelnes Insekt, deutlich kleiner als die Schmeißfliegen, »weiß ich haargenau, wo sie herkommt.« Ein hinfälliges hirnloses Wesen, das noch in derselben Sekunde zwischen Assads braunen Händen zermalmt wurde.
    »Hab ich dich!«, triumphierte Assad, während er die Motte am Schreibblock abwischte. »Von denen habe ich dort eine Menge gefunden.« Er deutete auf seinen Gebetsteppich, dessen Todesurteil er im selben Moment von Carls Augen ablas.
    »Aber Carl, in dem Teppich sind jetzt kaum noch Mottendrin. Er gehörte meinem Vater, ich mag ihn so gern. Ich hab ihn heute Morgen ausgeklopft, ehe du gekommen bist. Hinter der Tür, da beim Asbest.«
    Carl drehte eine Ecke des Teppichs um. Die Rettungsaktion war offenkundig im letzten Augenblick gekommen. Viel mehr als Fransen war nicht übrig.
    Eine gedankenvolle Sekunde lang sah Carl die Polizeiarchive dort hinten im Asbestland vor sich. Wenn die Motten erst Geschmack an vergilbtem Papier fanden, dann würde sich der Nachruhm etlicher Verbrecher wohl nicht mehr retten lassen   …
    »Hast du den Teppich eingesprüht? Ich finde, der stinkt.«
    Assad lächelte. »Petroleum. Das ist gut.«
    Anscheinend machte ihm der Geruch nichts aus. Vielleicht war das einer der Vorteile, wenn man in einer Gegend aufwuchs, wo im Untergrund Öl sprudelte. Falls das auf Syrien überhaupt zutraf.
    Carl schüttelte den Kopf und trat aus der Dunstglocke. In zwei Stunden in Tølløse. Blieb also nur noch das Fliegen-Rätsel zu lösen.
    Einen Moment stand er ganz still auf dem Gang. Summte es da nicht hinter dem Rohr an der Decke? Als er nach oben sah, fiel sein Blick auf die Alpha-Fliege mit dem Tipp-Ex-Klecks. Verdammt, die wollte ihn wohl verarschen.
    »Was machst du da?«, quäkte Yrsa hinter ihm und zog ihn am Ärmel. »Komm mal mit.«
    Sie schob eine Batterie von Fläschchen mit Nagellack, Nagelhautlöser, Nagellackentferner und anderen stark löslichen Substanzen gefährlich nah an die Schreibtischkante.
    »Hier hast du deine Luftaufnahmen«, sagte sie. »Aber das ist reine Zeitverschwendung.« Sie zog die Augenbrauen hoch und sah plötzlich aus wie Carls mürrische alte Tante Adda. »Fehlanzeige an der gesamten Küste. Nichts Neues unter der Sonne.«
    Da sah Carl, wie eine Schmeißfliege durch die offene Tür in den Raum schwirrte und nun unter der Decke summte.
    »Mit den Windrädern ist es dasselbe.« Sie schob eine halb volle Kaffeetasse zur

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