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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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sollte wohl ein Lachen sein. Also hatte der Chef andere Vorstellungen. »Ja, ja, Carl. An sich hast du recht. Aber ganz abgehakt sind die Brandfälle natürlich noch nicht. Die Strippenzieher fehlen uns noch. Und dann haben wir ja auch noch diese Bandenkonflikte auf dem Tisch. Die frei werdenden Kollegen müssen wir wohl eher darauf ansetzen.«
    Als Carl auflegte, stand Assad wartend in der Tür. Ihm schien inzwischen gedämmert zu haben, wie das dänische Wetter funktionierte. Seine Daunenjacke war die dickste, die Carl im März jemals an jemandem gesehen hatte.
    »Ich bin so weit.«
    Nicht zu übersehen, dachte Carl. »Zwei Minuten, dann bin ich fertig«, entgegnete er betont freundlich und gab Brandur Isaksens Nummer ein. »Eiszapfen vom Halmtorvet« nanntensie ihn wegen seines äußerst knapp bemessenen Charmes. Er war der Mann, der alles wusste, was auf dem City Revier abging, der Polizeiwache, auf der Rose gearbeitet hatte, bevor sie zum Sonderdezernat Q versetzt worden war.
    »Ja«, bellte Isaksen in den Hörer.
    Carl erklärte ihm, was er wissen wollte. Er war noch nicht fertig, da wollte sich der Mann schier totlachen.
    »Ich hab echt keine Ahnung, was mit Rose nicht stimmt. Aber sonderbar war sie. Trank zu viel und ging mit den jungen Polizeianwärtern von der Polizeischule ins Bett. Du weißt schon. Wilde Dame mit Krallen, der das Fell juckt. Warum?«
    »Nichts weiter«, sagte Carl und legte auf. Dann loggte er sich ins Verzeichnis des Einwohnermeldeamts ein. Sandalparken 19 schrieb er in die Rubrik neben den Namen.
    Klarer konnte die Antwort nicht sein: Rose Marie Yrsa Knudsen stand neben der Personennummer.
    Carl schüttelte den Kopf. Man konnte nur hoffen, dass nicht eines Tages auch noch diese Marie aufkreuzte. Zwei Versionen von Rose reichten ihm völlig.
    »Oje«, kommentierte Assad, der hinter ihn getreten war und ihm über die Schulter sah.
    »Sag ihr, sie soll mal herkommen, Assad.«
    »Du sagst ihr das aber nicht auf den Kopf zu, Carl, oder?«
    »Bist du verrückt? Da geh ich lieber mit ’nem Sack voller Kobras ins Bad.«
    Als Assad mit Yrsa im Schlepptau wieder auftauchte, war sie bereits fertig angezogen: Mantel, Fausthandschuhe, Schal und Mütze. Da standen zwei Spezialisten vor ihm, jeder mit einer höchst eigenen Auslegung, wie man der Burka als Körperbedeckung den Rang streitig machen könnte.
    Carl sah auf die Uhr. Das war okay. Feierabend. Yrsa war auf dem Weg nach Hause.
    »Ich wollte dir noch sagen   …« Sie blieb abrupt stehen, alssie den Rosenstrauß auf Carls Schoß sah. »Nein, was sind denn das für Blumen? Die sind aber schön!«
    »Nimm die für Rose mit. Von Assad und mir«, sagte Carl und überreichte ihr den Strauß. »Bitte wünsch ihr gute Besserung von uns. Wir hoffen sehr, sie bald wiederzusehen. Du kannst sagen, das sind Rosen für eine Rose. Wir denken wirklich oft an sie.«
    Yrsa erstarrte. Einen Moment stand sie mucksmäuschenstill da, offenbar wirklich überwältigt, während ihr der Mantel von der Schulter rutschte.
    Dann war die Bürozeit um.
     
    »Ist sie denn richtig krank?«, fragte Assad, als sie über die Autobahn Richtung Holbæk bretterten.
    Carl zuckte die Achseln. Er war Spezialist für vieles, aber die einzige Persönlichkeitsspaltung, die er richtig kannte, war die Transformation, die sein Stiefsohn innerhalb von zehn Sekunden vollziehen konnte. Wenn er sich von einem entzückenden, lächelnden Jungen, dem hundert Kronen fehlten, in einen Kotzbrocken verwandelte, der partout nicht daran dachte, sein Zimmer aufzuräumen.
    »Wir erzählen das niemandem«, entgegnete er lediglich.
    Bis das Ortsschild von Tølløse auftauchte, hingen beide ihren Gedanken nach. Der Ort war in erster Linie bekannt für seinen Bahnhof, die Apfelsaftfabrik und einen Radrennfahrer, der Dreck am Stecken gehabt hatte und bei der Tour de France sein Gelbes Trikot hatte abgeben müssen.
    »Da, noch ein Stück weiter«, sagte Assad und deutete in die Straße, die zweifellos Tølløses Lebensader war und passenderweise Hauptstraße hieß, wie in jeder Provinzstadt. Nur herrschte dort derzeit nicht sonderlich viel Leben. Vielleicht steckten die Bürger ja an der Kasse des Supermarkts fest. Oder sie waren weggezogen. Unverkennbar ein Ort, der bessere Zeiten gesehen hatte.
    »Gegenüber von diesem Fabrikgelände da.« Assad deutete auf ein Backsteinhaus, das so viel Leben ausstrahlte wie ein verendeter Regenwurm in einer Winterlandschaft.
    Ihnen öffnete eine Frau von einem Meter

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