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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Gesicht wutverzerrt, das Messer auf Carls Brust gerichtet.
    Ein kleiner Fuß, höchstens Schuhgröße vierzig, brachte ihn zu Fall.
    Assad hatte mit einem seiner kurzen Beine nach dem Knöchel des Angreifers getreten. Und der wäre vielleicht gar nicht gestürzt, wenn er mit seinen bloßen Füßen nicht auf der Schneckenmasse ausgerutscht wäre. Es klatschte ordentlich, als seine Wange auf den Fliesen aufschlug. Carl taumelte nach vorn und trat ihm in den Unterleib, bis er das Messer losließ.
    Carl nahm es auf und hielt es dem Mann an die Halsschlagader, nachdem er ihn mit Mühe aufgerichtet hatte. Hinter ihm versuchte Assad, sich auf die Seite zu rollen, aber dann musste er sich übergeben. Arabische Flüche strömten zusammen mit dem Mageninhalt über seine Lippen. Stubenrein war das sicher nicht. Also konnte seine Verletzung nicht so schlimm sein.
    »Stechen Sie doch endlich zu«, zischte der Mann. »Ich kann Ihre Visage nicht länger ertragen.«
    Und in einem selbstmörderischen Akt riss er den Kopf nach vorn. Aber Carl hatte den Impuls kommen sehen und zog das Messer so weit zurück, dass es den Hals des Mannes nur streifte.
    »Dachte ich’s mir doch«, höhnte der, während ihm das Blut den regennassen Hals hinablief. »Sie tun es ja doch nicht. Trauen sich nicht.«
    Aber da irrte er sich. Ein zweites Mal würde Carl das Messernicht zurückziehen. Assads benebelte Augen würden bezeugen, dass der Mann seinen Tod selbst provoziert hatte. Und dem Rechtssystem bliebe einiges erspart.
    In dem Moment hörte das Hämmern im Bootshaus auf.
    Über die Schulter des Mannes hinweg sah Carl, wie sich die Tür öffnete. Wie von unsichtbarer Hand aufgezogen.
    Dann füllte dieser kranke Typ sein Gesichtsfeld wieder ganz aus.
    »Sie haben mir immer noch nicht erzählt, wie Sie mich gefunden haben. Da soll ich wohl bis zur Gerichtsverhandlung drauf warten, was?«, sagte er. »Was haben Sie gemeint, wie viel würde ich bekommen? Fünfzehn Jahre? Das überlebe ich.« Er legte den Kopf in den Nacken, als wolle er ihn gleich wieder vorschnellen lassen, und lachte hässlich.
    Na los, nur zu, dachte Carl, wirf deinen Kopf ins Messer. Er verschränkte die Finger um den Schaft und wusste, was jetzt kam, würde widerlich.
    Dann war ein kurzes Knacken zu hören, ein Geräusch, als würde ein Ei aufgeschlagen. Der Mann ging in die Knie und kippte lautlos zur Seite. Samuel, das Gesicht von Rotz und Tränen verschmiert, stand mit dem Hammer in der Hand vor Carl. Damit hatte er offenbar das Schloss der Bootshaustür zertrümmert. Wo zum Teufel hatte er den her?
    Carl ließ das Messer sinken und beugte sich über den Mann, der zitternd am Boden lag. Noch atmete er.
    Das, was er da eben miterlebt hatte, war eine regelrechte Hinrichtung gewesen. Er hatte den Mann doch unter Kontrolle gehabt. Das musste der Junge doch gesehen haben.
    »Wirf den Hammer weg, Samuel«, sagte er und sah zu Assad.
    »Das war reine Selbstverteidigung, Assad, da sind wir uns einig, oder?«
    Assad legte den Kopf in den Nacken und schob die Unterlippe vor.
    Seine Antwort kam stoßweise, während er sich weiter erbrach. »Na, wir sind uns doch immer einig, Carl.«
    Carl wandte sich wieder dem Mann zu, der mit offenem Mund und aufgerissenen Augen auf dem matschigen Gartenweg lag.
    »Soll Sie doch der Teufel holen«, flüsterte der Mann.
    »Und soll Sie doch der Teufel kriegen«, erwiderte Carl.
    Jetzt hörten sie im Wald die nahenden Einsatzkräfte.
    »Wenn Sie alles bekennen, was Sie getan haben, wird der Tod leichter.« Carl flüsterte jetzt unwillkürlich. »Wie viele haben Sie umgebracht?«
    Er blinzelte. »Viele.«
    »Wie viele?«
    »Viele.«
    Es war, als gäbe sein Körper jetzt nach. Der Kopf kippte zur Seite, sodass die schreckliche Wunde am Hinterkopf sichtbar wurde. Die Wunde und eine rötliche Narbe, die sich hinterm Ohr entlangzog.
    Aus dem Mund kam ein Gurgeln.
    »Wo ist Benjamin?«, fragte Carl schnell.
    Die Lider senkten sich langsam. »Bei Eva.«
    »Wer ist Eva?«
    Wieder blinzelte er mit den halb geschlossenen Augen, diesmal sehr viel langsamer. »Meine hässliche Schwester.«
    »Geben Sie mir einen Namen, ich brauche einen Nachnamen. Wie heißen Sie richtig?«
    »Wie ich heiße?« Er verzog das Gesicht zu einem letzten Lächeln.
    »Ich heiße Chaplin.«

Epilog
    Carl war müde. Vor fünf Minuten hatte er eine Akte auf den Stapel in der Ecke geknallt.
    Gelöst. Fertig. Aus dem System entfernt.
    Seit Assad den Serben unten im Keller auf den Fußboden

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