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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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gute Nachricht des Tages.
    »Danke«, sagte Yding an der Tür und starrte auf die Tasse mit den tanzenden Elefanten, aus der Carl trank. »Ich nehme die Unterlagen mit rauf zu Jacobsen, das ist doch in Ordnung?«
    Beide nickten.
    »Ach, und ich soll noch von einem alten Bekannten grüßen. Hab ihn vorhin oben in der Kantine getroffen. Laursen, von der Technik.«
    »Tomas Laursen?«
    »Ja.«
    Carl runzelte die Stirn. »Aber der hat doch zehn Millionen im Lotto gewonnen und gekündigt. Konnte die verdammten Toten nicht mehr ertragen, hat er immer gesagt. Was macht der denn hier? Hat er den Overall wieder übergezogen?«
    »Leider nein, obwohl die Technische Abteilung ihn sicher gut gebrauchen könnte. Das Einzige, was er übergezogen hat, oder besser gesagt umgebunden, ist eine Schürze. Er arbeitet oben in der Kantine.«
    »Das ist ja ein Ding!« Carl sah den gewaltigen Rugby-Spieler mit Schürze vor sich. Womöglich so ein albernes Ding mit Motto:
Hier kocht der Chef
. »Was ist passiert? Der hatte doch in alle möglichen Firmen investiert.«
    Yding nickte. »Genau. Ist aber nicht sonderlich gut gelaufen für ihn. Und jetzt ist alles weg. Blöde Sache.«
    Carl schüttelte den Kopf. Für jemanden wie ihn selbst, der immer versuchte, vernünftig zu sein, hatte das fast schon wieder etwas Tröstliches. Vielleicht war’s gar nicht so dumm, erst gar keinen Cent zu besitzen, den man verlieren konnte.
    »Seit wann ist er denn schon hier?«
    »Seit ungefähr einem Monat, sagte er. Kommen Sie denn nie nach oben in die Kantine?«
    »Sind Sie wahnsinnig? Bis zur Feldküche sind’s zehn MillionenTreppenstufen. Der Aufzug funktioniert schon seit Ewigkeiten nicht mehr.«
     
    Die Unternehmen und Institutionen, die auf den sechshundert Metern des Dortheavej noch übrig geblieben waren, gehörten nicht unbedingt zur ersten Liga: Neben einem undefinierbaren Beratungszentrum und einem Plattenstudio gab es eine Fahrschule, ein sogenanntes Kulturhaus, diverse Multikulti-Vereine und noch ein paar Sachen mehr. Ein altes Gewerbegebiet, das sich anscheinend nicht ausradieren ließ – es sei denn durch Abfackeln, wie beim Lager der Firma K.   Frandsen Engros geschehen.
    Die Aufräumarbeiten auf dem Hof waren weitestgehend abgeschlossen, nicht so die Arbeit der Ermittler. Die Kollegen verzichteten mal wieder darauf, Carl zu grüßen, aber die konnten ihn ohnehin kreuzweise.
    Er baute sich mitten auf dem Hof in K.   Frandsens ehemaligem Eingangsbereich auf und ließ den Blick langsam über die Zerstörungen wandern. Um das Gebäude war es sicher nicht schade, aber der galvanisierte Gitterzaun fiel sofort auf: Der war nagelneu gewesen.
    »In Syrien hab ich auch solche Häuser gesehen, Carl. Wenn der Petroleumofen zu heiß wurde, dann
bumm
…« Assad ließ die Arme wie Windmühlenflügel kreisen.
    Carls Blick wanderte nach oben zum ersten Stock. Das Dach sah aus, als habe es sich gehoben und sei dann wieder an seinen Platz geknallt. Der unter der Dachtraufe hervorquellende Rauch hatte die Eternitplatten nach oben hin komplett geschwärzt. Die Velux-Fenster waren sonst wohin geflogen.
    »Ja, das war ordentlich«, sagte er, während er überlegte, weshalb sich Menschen freiwillig an einem so gottverlassenen und hässlichen Ort aufhielten.
    »Carl Mørck, Sonderdezernat Q«, sagte er, als einer derjüngeren Ermittler vorbeiging. »Dürfen wir nach oben gehen und uns ein bisschen umsehen? Sind die Techniker fertig?«
    Der Typ zuckte die Achseln. »Hier ist man erst fertig, wenn der ganz Scheißdreck abgerissen ist«, brummte er. »Aber passt auf, wo ihr hintretet. Wir haben zwar Bretter auf dem Fußboden ausgelegt, damit keiner abstürzt, aber ich garantiere für nichts.«
    »K.   Frandsen Engros: Was haben die eigentlich importiert?«, fragte Assad ihn.
    »Alles Mögliche für Druckereien. Das ist ein ganz rechtschaffenes Unternehmen«, antwortete der Kriminalbeamte. »Die wussten offenbar nicht, dass da jemand in dem Gebäude war, ein Obdachloser oder wer auch immer. Die Angestellten sind ziemlich geschockt. Ein Glück, dass nicht alles in Rauch aufging.«
    Carl nickte. Unternehmen dieser Art dürften sich nie weiter als in sechshundert Meter Entfernung von der nächsten Feuerwache ansiedeln. Die hier hatten Schwein gehabt, dass sie noch in diesem Radius lagen – und dass die örtliche Feuerwehr den aberwitzigen E U-Outsourcing -Trend überlebt hatte.
    Wie erwartet war die erste Etage komplett ausgebrannt. Die Holzfaserplatten an den

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