Erlösung
letzten Fälle? Das sind drei, aber wir haben nur von einem Opfer den Namen, und selbst da sind wir nicht sicher.«
»Nicht sicher?«
»Na ja, wir haben einen Vornamen auf einem Medaillon gefunden, das der Tote trug. Aber woher soll man wissen, ob das sein eigener war?«
»Hm. Sag mir noch mal schnell, wo die Brände waren.«
»Hast du die Akten nicht gelesen?«
Er atmete schwer aus. »Wir haben eine Leiche in Rødovre gefunden, das war 1995. Und ihr habt …?«
»… eine am letzten Samstag in der Stockholmsgade in Østerbro gefunden, eine am Tag drauf in Emdrup und die letzte in Nordvest.«
»Stockholmsgade, das klingt vornehm. Bei welchem Brand ist denn am wenigsten zerstört worden, weißt du das?«
»Nordvest, glaube ich. Draußen im Dortheavej.«
»Gibt’s irgendwelche Verbindungen zwischen den Fällen? Besitzer? Renovierungen? Nachbarn, die nachts Licht gesehen haben? Hinweise auf Brandstiftung?«
»Nicht, dass ich wüsste. Aber mehrere Kollegen arbeiten dran. Frag einen von denen.«
»Danke, Lis. Na, eigentlich ist das gar nicht mein Fall«, sagte er mit betont sonorer Stimme, in der Hoffnung, sie damit zu beeindrucken.
Dann legte er die Akte wieder auf den Tisch. Die sind offenbaram Ball, dachte er. Draußen auf dem Flur waren Stimmen zu hören. Wahrscheinlich wieder dieser Paragrafenhengst von der Gewerbeaufsicht mit seinem Asbest-Schwachsinn.
»Ja, er sitzt da drinnen«, hörte er Assads Stimme verräterisch nah.
Carl fixierte eine Fliege, die ihre Bahnen durch sein Büro zog. Mit dem richtigen Timing könnte er sie dem Mann genau an die Birne klatschen.
Die Rørvig-Akte zum Schlag erhoben, stellte er sich direkt hinter der Tür auf.
Doch in der Tür erschien ein unbekanntes Gesicht.
»Tag.« Ihm wurde eine Hand entgegengestreckt. »Mein Name ist Yding. Vizepolizeikommissar. Polizei Vestegn. Albertslund, Sie wissen schon.«
Carl nickte. »Yding? Ist das Ihr Vor- oder Ihr Nachname?«
Der Mann lächelte bloß, vielleicht wusste er das selber nicht so genau.
»Ich komme im Zusammenhang mit den Bränden der letzten Tage. Damals, bei den Ermittlungen 1995 in Rørvig, war ich Antonsens Assistent. Marcus Jacobsen hätte gern einen mündlichen Bericht und sagte, ich sollte mit Ihnen reden, dann könnten Sie mir Ihren Assistenten vorstellen.«
Carl atmete erleichtert auf. »Sie haben gerade mit ihm gesprochen. Der da draußen auf der Leiter, das ist er.«
Yding kniff die Augen zusammen. »Der da draußen?«
»Ja. Wieso? Ist der nicht gut genug? Er wurde in New York zum Polizeiassessor ausgebildet und hat bei Scotland Yard Sonderausbildungen in DNA- und Bildanalyse absolviert.«
Yding nickte beeindruckt.
»Assad, komm doch mal«, rief Carl und schlug mit der Akte nach der Fliege, bevor er Yding und Assad miteinander bekannt machte.
»Bist du mit dem Aufhängen fertig?«, fragte er.
Assads Augenlider wirkten bleischwer. Das war Antwort genug.
»Marcus Jacobsen sagte, die Originalakte von Rødovre sei hier unten«, erklärte Yding und schüttelte Assad die Hand. »Sie wüssten, wo sie ist.«
Assad zeigte auf Carls Hand – der hielt sie gerade hoch. »Da«, sagte er. »Noch was?« Nein, heute war er definitiv nicht gut drauf. Das mit Rose, das hatte ihn sicher mitgenommen.
»Jacobsen hat mich gerade nach einem Detail gefragt, an das ich mich nicht mehr erinnern kann. Darf ich mal kurz einen Blick in die Akte werfen?«
»Ja«, brummte Carl. »Wir haben es etwas eilig, wenn Sie uns also entschuldigen würden.«
Er zog Assad mit sich über den Korridor und setzte sich an dessen Schreibtisch, direkt unter eine schöne Reproduktion sandfarbener Ruinen. Darauf stand
Rasafa
, was auch immer das heißen mochte.
»Hast du was im Kessel, Assad?«, fragte er und deutete auf den Samowar.
»Nimm dir den Rest, Carl. Dann mache ich mir frischen.« Er lächelte. Danke für vorhin, sagten seine Augen.
»Wenn dieser Knabe endlich weg ist, dann müssen wir zwei mal einen Ausflug machen, Assad.«
»Wohin?«
»Nach Nordvest. Ein Gebäude anschauen, das so gut wie niedergebrannt ist.«
»Ja, aber Carl, das ist doch nicht unser Fall. Da werden die anderen nur sauer.«
»Ja, ja, das vergeht auch wieder.«
Assad wirkte nicht überzeugt. Dann änderte sich sein Gesichtsausdruck. »Ich hab da draußen an der Wand noch einen Buchstaben entziffert«, sagte er. »Und mir ist ein echt übler Verdacht gekommen.«
»Und zwar …?«
»Ich sag noch nichts. Du lachst ja bloß.«
Das klang wie die
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