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Erloschen

Erloschen

Titel: Erloschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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geworden. Und ihre Sachen hatten trotz des Tyvek-Overalls nach Rauch gestunken.
    Gab es etwas Fieseres, als langsam immer nasser zu werden? Sie hatte nicht gewusst, dass sie nach der Untersuchung eines Brandortes das Gefühl haben würde, in einen Regen aus Asche und Eiswasser gemischt mit Lösch schaum geraten zu sein. All das troff aus dem verkohlten Gebäudeskelett. Von den tragenden Balken, die noch standhielten, und den wenigen Deckenstücken, die der Schwerkraft trotzten. Es war, als würde man in die dunklen Eingeweide einer sterbenden Kreatur treten. Einer Kreatur, die immer noch schnaubte, ächzte und blutete.
    Nicht dass Maggie ein Problem mit Blut hatte. Sie war schon mit ihm besprüht und bespritzt worden, hatte sich in ihm gewälzt, sogar ihr eigenes aus sich herausfließen gefühlt. Sie hatte mit Mördern, Auftragskillern und Terroristen zu tun gehabt, ein Profil von ihren Motiven erstellt – Macht, Gier, Rache, sexuelle Befriedigung.
    Aber Brandstiftung? Dies war ihre erste Erfahrung mit Brandstiftung, und sie tat sich schwer, die Motive von jemandem zu entschlüsseln, der willentlich Feuer legte.
    Tully und sie waren als Profiler hergerufen worden. Keiner von ihnen wusste so recht, warum, aber ihr Chef hatte sie beide das ganze letzte Jahr über zu seltsamen, außergewöhnlichen Fällen hinzugezogen. Maggie ver mutete, dass es politische Gründe hatte. Die waren bei Assistant Director Kunze fast immer ausschlaggebend. Ein Gefallen, eine offene Rechnung, irgendein Gesetzesentwurf, der unbedingt durchgewinkt werden musste, oder ein Skandal, der vertuscht werden sollte. Maggie hätte nie gedacht, dass sie einmal für einen Mann arbeiten würde, den sie nicht nur nicht respektierte, sondern dem sie auch nicht über den Weg traute.
    Auf den ersten Blick schien dies der typische Fall eines Serienbrandstifters. Er wählte Lagerhäuser aus, die er mitten in der Nacht anzündete, wenn sich niemand darin befand. Hieraus schlossen Tully und Maggie, dass es sich um den klassischen Aufmerksamkeitsjunkie handelte, der Brände legte, um sich einen Kick zu verschaffen und Aufmerksamkeit zu erregen. Er wollte eigentlich niemanden verletzen, genoss es nur, das Chaos zu beobachten und sich mächtig zu fühlen, weil er es verursacht hatte.
    Heute hatte er sich also wieder ein Lagerhaus ausgesucht. Nur war es diesmal anders, denn Racine hatte ge sagt, dass es eine Leiche gab. Und die veränderte die Situa tion komplett.
    Maggie näherte sich langsam dem Tatort, weil sie sich einen Überblick verschaffen wollte, aber auch um sich zu beruhigen und ihren Fluchtinstinkt zu bändigen. Sie musste ihren Körper – von ihrem rasenden Puls bis hin zu ihrer stoßartigen Atmung – regelrecht überreden, auf die Flammen zuzugehen. Und es half nicht gerade, dass sie schon jetzt die Hitze fühlte.
    Fast sofort schlug ihr der Rauchgestank entgegen und wurde mit jedem Schritt intensiver. Sie konnte das wütende Zischen, Knacken und Knallen hören, als die Flammen Teile des Gebäudes auffraßen und andere zum Einsturz brachten. Es hörte sich an wie ein Baum, der gefällt wurde: ein leichtes Knacken, gefolgt von einem Rauschen, dann das Krachen.
    Das Bild, die Geräusche und der Gestank waren Furcht einflößend.
    Konzentrier dich auf deinen Job, ermahnte sie sich. Beob achte. Such nach Hinweisen, die er zurückgelassen haben könnte.
    Sie schritt an einer Baustelle vorbei. Die Bulldozer, die riesigen Maschinen mit gezackten Schaufeln und die Lastwagen mit Schuttcontainern wirkten in dieser Gegend irgendwie deplatziert. Maggies Blick huschte von einer Führerkabine zur nächsten, doch sie alle waren dunkel und verlassen. Ein Schild neben dem Gehweg verkündete, dass hier demnächst das D.C. Outreach House stehen würde. Selbst wenn sie das kleiner gedruckte »in Zusammenarbeit mit der städtischen Baubehörde« nicht gelesen hätte, wäre Maggie klar gewesen, dass es sich inmitten des Industriegebiets nur um eine Obdachlosenunterkunft handeln konnte. Vorerst je doch war hier nicht mehr als ein Haufen Betonteile und gelbe Monstermaschinen.
    Während sie weiterging, sah Maggie in jede Seitengasse und jede Eingangsnische. Ihr Blick wanderte rostige Feuertreppen hinauf, und instinktiv griff ihre rechte Hand in die Jacke. Ihre Fingerspitzen streiften das Lederhalfter an der linken Hüfte, und sie legte die Finger um den Waffengriff, als sie in die Wagen sah, die am Straßenrand parkten.
    Inzwischen war sie dem Feuer nahe genug, dass das

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