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Erloschen

Erloschen

Titel: Erloschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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Zischen und Rauschen der Flammen die ansonsten ruhige Nacht völlig beherrschten. Der Verkehr war umgeleitet worden, und es war niemand auf der Straße. Keine Stimmen, keine Schritte. Hinter den dunklen Fens terscheiben zeichneten sich keine Umrisse ab, keine Bewegungen. Aus den geschlossenen Lagerhäusern drang kein Laut. Wer in dieser Gegend unterwegs gewesen war, hatte sich nun vor dem Absperrband im Umkreis von zweihundert Metern um den Tatort versammelt. Weit und breit war niemand zu sehen, und trotzdem hielt Maggie abrupt inne und drehte sich um.
    Er war hier.
    Sie spürte, dass sie beobachtet wurde. Mochte man es sechsten Sinn oder Gefühl nennen, wissenschaftlich begründen konnte sie diese Ahnung auf jeden Fall nicht.
    Sie stand vollkommen still da und sah sich abermals die umliegenden Gebäude an, suchte mit den Augen die Fenster und Türen ab. Stand er dort irgendwo und sah zu ihr hinaus? Sie blickte zu den Dächern und über die Baustelle, die sie eben passiert hatte. Aber nirgends war eine Bewegung auszumachen, kein Schatten, und sie hörte keine Schritte.
    »Hey, O’Dell!«, rief ihr jemand zu. Sie wandte den Kopf und sah Julia Racine, die sich unter dem Polizeiband hindurchduckte und auf sie zukam. Maggie blieb, wo sie war, schaute wieder in die andere Richtung. Noch war sie nicht bereit, die leere Straße zu verlassen.
    Aus dem Augenwinkel bemerkte sie einen Schatten, der hinter einem Laternenpfahl hervorkam. Nur eine blitzartige Bewegung. Doch nun war Maggie sich nicht mehr sicher. Manchmal sorgte das Pochen in ihrer Schläfe dafür, dass ihr die Sicht verschwamm.
    Nervig, aber nur vorübergehend. Es musste vorüberge hend sein, sagte sie sich wieder und wieder. Vor allem durfte Julia Racine nichts mitbekommen.

6
    Feuer bedeutete ihm nicht sonderlich viel. Es war lediglich eine billige Art, Aufmerksamkeit zu gewinnen.
    Aber hübsch ist es schon.
    Fast wie das Feuerwerk in einer dunklen Julinacht. Das Anstecken einer Zündschnur, der Schwefelge ruch, Funken gefolgt von glitzernden Farbexplosionen. Abertausenden Sternschnuppen gleich. Nette Erinnerungen.
    Er dachte daran, wie seine Momma Hähnchen für ihren Picknickkorb gebraten hatte. Sein Bruder und er hatten den ganzen Vormittag beim Schlachten der blöden Vögel geholfen – die schnatternden Schnäbel, die Knopfaugen, die ihn noch anstarrten, als der Kopf abgehackt auf dem Boden lag. Faszinierend anzuschauen.
    Dies waren seine Gedanken, als er sie zum ersten Mal sah.
    Eine ganze Weile war die Straße wie ausgestorben gewesen. Alle waren zum Feuer gelaufen, angelockt wie die Motten vom Licht. Sie krochen aus den Hauseingängen, von den warmen Lüftungsgittern auf den Gehwegen, um zu gaffen; und er hatte die Parade der Verwahrlosten kopf schüttelnd beobachtet.
    Diese Frau war allerdings keine von ihnen. Sie gehörte nicht hierher.
    Noch ehe sie mit einer Hand in ihre Jacke griff, wusste er, dass sie ein Cop war. Und attraktiv. Nein, mehr als das. Sie war ein echter Hingucker und hätte dem Aussehen nach auch alles mögliche andere außer einer Poli zistin sein können. Dass sie eine war, erkannte er an ihrem selbstbewussten Gang und ihrer Haltung. Ihr Kopf bewegte sich ununterbrochen, wenn auch kaum merklich, auf und ab und hin und her. Sie nahm alles um sich herum auf, wie bei einem Schaufensterbummel. Sie war präzise und effizient, aber von einer Anmut und einer Reife, wie sie gewöhnlich nur ältere Menschen besaßen.
    Ja, sie war gut, und dennoch hatte sie ihn bisher nicht entdeckt.
    Aber er wollte nicht unfair sein. Wer beachtete schon eine Baustelle, auf der gerade nicht gearbeitet wurde? Man erwartete schlicht nicht, dass irgendwer hinter der Schaufel eines Bulldozers hervorlugte oder hinter einem Berg von Straßenbelag stand, den die Maschine tagsüber aufgehäuft hatte.
    Außerdem brauchte er sich nicht zu verstecken. An den meisten Orten fügte er sich nahtlos ein, ohne verdächtig zu wirken. Er könnte dieser Frau in der hiesigen Polizistenkneipe einen Drink spendieren, und sie würde ihn fraglos für einen interessierten Bürger halten, der seine Hochachtung für die Gesetzeshüter zum Ausdruck bringen wollte. Tatsächlich hatte er das schon häufiger getan. Er saß gern in den Polizistenlokalen und hörte den Beamten zu. Einige der nützlichsten Informationen hatte er direkt von den Cops bekommen: Einzelheiten, die ihm halfen, seine Methoden zu verfeinern, oder ihm neue Ideen für künftige Projekte lieferten.
    Ja, er mochte

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