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Erloschen

Erloschen

Titel: Erloschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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Schuhe.
    Aber sie konnte ihn noch vor sich hören. Er lief nicht, sondern ging. Demnach ahnte er nicht, dass sie hinter ihm war.
    Sie zählte nicht mit, um wie viele Ecken sie bog, während sie dem beleuchteten Gang folgte. Sehr wohl aber achtete sie darauf, möglichst leise zu sein. Etwas Schwarzes im Wasser huschte über ihren Fuß. Maggie unterdrückte einen Aufschrei und trat danach. Mit der Schuh spitze erwischte sie die Ratte unter dem Bauch und schleuderte sie beiseite.
    Ratten. Na klar gibt es hier Ratten.
    Sie holte einige Male tief Luft, auch wenn der säuerlich beißende Gestank immer übler wurde. Dann ging sie weiter.
    Auf einmal hallte hinter ihr ein Knall durch den Tunnel.
    Ein aufspringendes Ventil? Ein berstendes Rohr? Sie wusste es nicht. Vorsichtig machte sie einen Schritt vorwärts. Noch ein Knall. Diesmal bemerkte sie, dass das Licht hinter ihr schwächer wurde. Als sie sich umdrehte und das dritte Knallen ertönte, erkannte sie es. So knallten durchbrennende Glühbirnen.
    Konnten Dampf oder Feuchtigkeit die Birnen durchbrennen lassen?
    Noch während sie sich das fragte, hörte sie erneut Schritte. Nur waren sie diesmal hinter ihr.

25
    Maggie packte ihre Waffe fester, den Finger auf dem Abzug.
    Entlang der Mauer verlief ein etwa zwanzig Zentimeter breiter Vorsprung in ungefähr achtzig Zentimetern Höhe. Maggie kletterte hinauf und drückte ihren Rücken flach an die Mauer, wobei sie sowohl den Dreck als auch die Putzbrocken ignorierte, die ihr hinten in den Kragen rieselten. Das Piken und Ziehen der Stiche an ihrem Nacken konnte sie immer noch spüren.
    Das Knallen hatte aufgehört. Maggie war sich sicher, dass es die durchbrennenden Glühbirnen gewesen waren. Der Tunnel, aus dem sie gekommen war, lag jetzt im Dunkeln. Jemand hatte sie zerschlagen, als er ihr nachging.
    Wie zum Teufel konnte er jetzt auf einmal hinter ihr sein?
    Es war höchst unwahrscheinlich, dass die Tunnel im Kreis verliefen. Und nun konnte sie nicht mal mehr Schritte hören. Nur Wasser, das durch Rohre rauschte. Über ihrem Kopf setzte ein Tropfen ein. Maggie rührte sich nicht. Sie war ganz auf die Geräusche jenseits des Plätscherns konzentriert. Binnen Sekunden setzte das vertraute Pochen in ihrer Schläfe wieder ein. Und da sah sie seinen Schatten. Er war stehen geblieben, um nach ihr zu horchen. Gleich hinter der letzten Ecke. Offenbar wusste er nicht, dass sie den oberen Teil seines Schattens sehen konnte.
    Maggie hielt den Atem an und versuchte, das Hämmern in ihrem Kopf und ihrer Brust zum Verstummen zu bringen. Sie umklammerte ihren Revolver, der ihr nichts nützen würde. Hier unten durfte sie ihn nicht abfeuern, weil die Kugeln sofort an den Wänden abprallen und sonst wo einschlagen würden. Das wusste er wahrscheinlich und zählte darauf.
    Sie beobachtete, wie sich sein Schatten vorwärts bewegte, und presste sich dichter an die Mauer. Die Tropfen landeten auf ihrer Stirn. Verdammt! Das war nicht nur Wasser, wie sie riechen konnte. Langsam drehte sie den Revolver um, sodass sie den Lauf umfasste und den Knauf als Schlagwaffe einsetzen konnte.
    »O’Dell, wo zum Teufel steckst du?« Racines Stimme hallte so laut durch den Tunnel, dass Maggie vor Schreck fast vom Mauervorsprung fiel.
    Der Schatten zuckte und zog sich zurück. Maggie hörte ein Schlurfen, Wasserplatschen und sich entfernende Schritte. Sie sprang vom Vorsprung und lief zur Ecke.
    Er war weg.
    Sie horchte angestrengt, während ihre Augen sich noch an das matte Licht anpassten. Er musste in einen der unbeleuchteten Tunnel geflohen sein. Ebenso gut allerdings könnte er auch in diesem stehen, irgendwo in der Finsternis weiter vorn, sie direkt anstarren, und sie würde ihn nicht sehen. Ein Frösteln durchfuhr sie, und es wurde nicht besser dadurch, dass ihre Schuhe durchgeweicht und ihr Haar nass war.
    »O’Dell?«
    »Ich bin hier«, rief sie zurück, als auch schon der Lichtkegel einer Taschenlampe über die Wände auf sie zugetanzt kam.
    Vorsichtig ging Maggie Racine entgegen und lugte in jeden der dunklen Schächte, die zu beiden Seiten abgingen. Ihr wurde klar, wie aussichtslos es war, ihn hier unten fangen zu wollen. Offensichtlich kannte er sich aus, und er war immer noch dort in der Dunkelheit, wie Maggie deutlich fühlte. Er war so nah, dass sie ihn fast riechen konnte. Und dennoch konnte sie nichts tun.

26
    »Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?«
    Nachdem sie wieder sicher an der Oberfläche war, ließ Maggie Racines Standpauke

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