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Erloschen

Erloschen

Titel: Erloschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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umkippte und sich sämtliche Sachen darin auf die Straße ergossen. Als Nächstes erschien die Besitzerin. Die arme Frau kreischte Maggie mit erhobenen Fäusten an, bereit, ihr Hab und Gut zu verteidigen. Maggie stieß ihr den Wagen entgegen und lief wieder los. Sie hatte eine, höchstens zwei Minuten nicht nach vorn gesehen, und jetzt war der Mann wie vom Erdboden verschluckt.
    Sie blieb stehen, wartete und sah zu den Türnischen. In diesem Block gab es keine Seitengassen, und er konnte es unmöglich schon bis zur nächsten Ecke geschafft haben. Auch auf der anderen Straßenseite war er nicht zu sehen.
    Maggie war außer Atem und in einem Adrenalin rausch, der das Geräusch in ihren Ohren zu einem hohen Pfeifen anschwellen ließ. Auch das Pochen in ihren Schläfen nahm zu. Beides im Verein mit ihrem wum mernden Herzschlag sorgte dafür, dass sie sich nicht konzentrieren konnte. Ihre Sicht war ein bisschen verschwommen. Sie stützte sich mit einer Hand gegen die kalte Mauer. Just in diesem Moment fiel ihr auf, dass sie sich in den Fenstern der gegenüberliegenden Straßenseite spiegelte.
    Sie lief wieder los, wenn auch langsamer. Dabei beob achtete sie die Spiegelungen und blieb dicht an der Mauer. Immer noch konnte sie den Mann nirgends entdecken. Versteckte er sich in einem dieser Häuser?
    Maggie reckte den Hals und blickte sich nach Firmen schildern um. Sie bemerkte, dass es auf dieser Seite keine Feuertreppen gab, nicht einmal eine rostige Leiter. Und von den Fenstern war keines auf Straßenhöhe. Es war nur ein einziger Eingang zu entdecken, der verrammelt aussah. Diese Gebäude schienen ausnahmslos Lagerhallen zu sein.
    Wie konnte er hier einfach verschwinden?
    Maggie beugte sich vor, die Hände auf die Knie gestützt, und rang nach Luft in der Hoffnung, so das Dröhnen in ihrem Kopf zu lindern. Dabei wurde ihr klar, dass es ein Fehler gewesen war, nur die Straße im Blick zu behalten.
    Dampf stieg aus Kanalisationsdeckeln auf. Aus diesen Schachteingängen dampfte es immerzu, besonders an kalten Tagen wie heute. Aber ein Deckel ganz in der Nähe lag schräg auf, sodass er auf der einen Seite höher stand. Jemand hatte ihn geöffnet und nicht wieder richtig geschlossen. Jemand, der in Eile war.
    Maggie starrte für eine kurze Weile auf den Kanaldeckel, ehe sie sich nochmals auf der Straße umsah. Weiter hinten wühlte eine alte Frau in einem Mülleimer nach Getränkedosen. Gegenüber lehnte ein Mann in einem Overall an einer Hauswand und tippte etwas in sein Handy. Ein anderer Mann kettete sein Fahrrad an einen Laternenpfahl. Ansonsten war niemand auf der Straße. Sogar der Verkehr schien zum Stillstand gekommen zu sein.
    Maggie stemmte ihre Hände in die Hüften und blickte wieder zum Kanaldeckel. Warum sollte der Typ weglaufen, wenn er nicht der Brandstifter war? War er zurückgekommen, um nachzusehen, ob die Leiche abtransportiert wurde? Die, die er dort abgelegt hatte? Wenn er jetzt entkam, erwischten sie ihn vielleicht nie.
    Maggie stieß einen langen Seufzer aus, bückte sich und schob den Kanaldeckel beiseite, worauf ein lautes metallisches Kreischen auf Beton ertönte. Er sollte ruhig wissen, dass sie ihm folgte.

23
    Er wollte ihr sagen, dass der Kerl mit dem Rucksack blanke Zeitverschwendung war. Er war ein Niemand, einer von diesen Pennern, ein echter Versager. Trotzdem hatte er ihn seit dem Brand im Auge behalten. Ihm war nicht bewusst gewesen, dass er die Schlafstätte des armen Mistkerls – einen schäbigen Pappkarton – als Leichen ablagestelle benutzt hatte. Deshalb beobachtete er ihn lieber, auch wenn der Typ ihn überhaupt nicht bemerkt hatte.
    Und er hatte ihn schon wieder fast vergessen, als der Wettlauf losging.
    Wow! Sie konnte echt gut rennen.
    Ja, sie sah aus, als wäre sie ans Laufen gewöhnt, trainiert für die Jagd. Er fragte sich, wie viel schneller sie rennen konnte, wenn sie selbst gejagt wurde. Das Kribbeln setzte wieder ein, und plötzlich hatte er den unwiderstehlichen Drang, das zu beobachten. Wie war es wohl, ihr dabei zuzusehen, wenn die Angst ihr Flügel verlieh?
    Er brauchte sich nicht einmal zu hetzen, um ihnen zu folgen, denn er wusste, wo der Obdachlose hinwollte. Sein Verhalten war ihm vertraut, und der Kerl besaß gewiss nicht den Grips, es zu ändern. Unter Stress oder in Angst reagierten Leute erst recht berechenbar. Das war einer der Gründe, weshalb er neuerdings hin und wieder einen Doppel-Coup landete. Natürlich mussten dafür die Umstände entsprechend

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