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Erlosung

Erlosung

Titel: Erlosung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fischer Claus Cornelius
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horizontale rote Flamme ihres Mundes flackerte.

    Â» Déja vu «, sagte Ella. »Auch ein Symptom.«
    Â»Und jetzt erzähl mal von dir. Wie bist du eigentlich in diesen ganzen Schlamassel geraten?«
    Ella erzählte. Sie begann mit dem Rettungseinsatz vor einer Woche, berichtete von der verletzten jungen Frau, wechselte zu Silvan, zu Max und zurück zu Mado und Dany und allem, was danach geschehen war. Sie erzählte, und eine Viertelstunde später schloss sie mit den Worten: »Die große Depression, sagt dir das etwas?«
    Â»Jede Depression sagt mir etwas«, antwortete Annika, »große, kleine, leichte, schwere, einfach jede. Was ist mit diesem Dany, kannst du dich auf den verlassen?«
    Â»Weiß ich nicht. Manchmal denke ich, ja. Und dann wieder …«
    Â»Du bist aber nicht in ihn verknallt?«
    Ella trank den Tee, der jetzt genau die richtige Temperatur hatte. Weiß ich nicht. Doch. Vielleicht. Wahrscheinlich. »Kann ich nicht sagen«, antwortete Ella ausweichend.
    Â»Das hört sich nicht gut an«, erklärte Annika. »Ich habe den ausgesprochen starken Eindruck, dass du meine Hilfe brauchst.«
    Â»Du wolltest doch morgen zurückfahren.«
    Â»Ich hab’s mir anders überlegt. Das schulde ich dir. Und Max.«
    Â»Und dein Hund? Deine Katze?«
    Â»Fritz the Cat kommt allein klar, und Ronin ist bei einer Freundin. Ich hatte ihn mir eigentlich angeschafft, weil es hieß, er könnte epileptische Anfälle vorherahnen. Konnte er auch, bis er selber Epilepsie bekommen hat. Du müsstest mal einen seiner Anfälle sehen. Die reine Poesie!« Sie dachte kurz nach. »Ich finde, du solltest diesen Aziz anrufen, auch wenn er ein Polizist ist – und ein Mann … Jetzt gleich!«
    Ella holte ihr Handy heraus, aber die laute Musik und der Lärm der Stimmen in dem hallenden Raum hätten bedeutet,
dass sie zum Telefonieren hinausgehen musste, und sie hatte auf einmal Angst, Annika wieder allein zu lassen. Sie schob das Gerät in die Tasche zurück. »Möchtest du nicht erst noch über Max sprechen? Das ist doch so etwas wie ein Leichenschmaus hier, oder nicht? Da erzählt man sich normalerweise etwas über den Verstorbenen.«
    Annika zuckte mit den Schultern. »Meinetwegen, du fängst an. Ich habe ihn seit ein paar Jahren nicht mehr gesehen.«
    Ella sagte: »Weißt du noch, wie wir damals alle zusammen durch Kreuzberg gezogen sind – Max in der Zwangsjacke verschnürt und wie wir ihn gezwungen haben, Champagner mit dem Strohhalm zu trinken, um ihn betrunken zu machen?«
    Annikas Gesicht spannte sich. »Ich glaube, das ist jetzt keine gute Idee«, sagte sie, und im selben Moment erkannte Ella, dass sie recht hatte. Aber es war zu spät. Sie sah den Abend plötzlich wieder in allen Einzelheiten vor sich, jede Minute, bis die Bar, in der sie später noch gelandet waren, um drei Uhr morgens schloss. Sie war gleichzeitig hier mit Annika bei Murat und mit ihr und Max in der Calypso-Bar , und als sie aufbrachen und die Bar verließen, wünschte die Ella bei Murat sich, man könnte die Uhr anhalten und alles, was vor diesem Moment geschehen war, und alles, was ihnen noch bevorstand, existierte nicht. Dann hätte sie glücklich sein können.
    Der Wind in jener Nacht roch frisch, und am Himmel konnte man sehen, dass der Morgen nicht mehr weit war. Auf dem Weg zum Wagen begegneten sie zwei Nonnen, die schweigend mit gebauschten Habit wie zwei große Vögel mit schwarzen Flügeln die Straße hinauf eilten. Annika hatte sich bei Ella eingehängt, und Max hielt ihre andere Hand, und im Gehen lehnte sie den Kopf an seine Schulter.
    Ella dachte, dass es ein schönes Gefühl gewesen war, so früh am Morgen betrunken durch die Straßen zu schlendern, und sie wünschte, danach hätte alles einen anderen Gang genommen.
Aber das änderte nichts daran, dass es damals schön gewesen war, und immerhin hatte sie jetzt ihre beste Freundin wiedergefunden.
    Also war auch das noch schön, und es wäre noch schöner gewesen, wenn Max nicht ermordet worden wäre und Anni sich nicht diesem brutalen Bobby von New Scotland Yard in die Arme geworfen hätte. Sie konnte die Augen schließen und sich vorstellen, dass sie immer weiter mit Max und der Annika von früher ging, bis ans Ende der Straße, sogar ans Ende der Stadt und noch weiter.
    Â»Bambi!«, sagte

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