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Erlosung

Erlosung

Titel: Erlosung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fischer Claus Cornelius
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die Kletten, und wir haben seine Telefone schneller angezapft, als er sie wechseln konnte. Ich brauche Sie also gar nicht zu fragen, warum Sie sich hier mit ihm verabredet haben, ich weiß es schon.«
    Â»Er hat gesagt, er hätte Beweise für meine Unschuld«, sagte Ella verwirrt, »für eine Verschwörung, deren Opfer ich geworden wäre. Er hat eigene Recherchen angestellt und – «
    Â» Ich bin derjenige, der eigene Ermittlungen angestellt und die Beweise für Ihre Unschuld gefunden hat«, fiel Schröder ihr ins Wort. »Sie sind unschuldig, bis zu einem gewissen Grad jedenfalls, aber der Mann, mit dem Sie da rumziehen – dieser Franzose, Monsieur Daniel Montheilet –, der ist nicht unschuldig. Und Aziz ist auch nicht unschuldig, so wenig wie unser früherer Vorgesetzter, den Sie unter dem Namen Kleist kannten. Aber Freund Aziz wird gleich hier sein, deswegen hören Sie mir genau zu und beantworten sie mir vor allem eine Frage: Was haben Sie bei Forell gesucht?«
    Â»Das sage ich Ihnen, wenn Sie mir sagen, was Sie mit Dany gemacht haben.« Ella ballte die Hände in den Jackentaschen zu Fäusten. »Er ist heute von zwei Polizeibeamten abgeholt worden, und wenn Aziz das nicht veranlasst hat, dann müssen Sie oder ihre Kollegen – «
    Schröder schüttelte den Kopf. »Ich habe damit nichts zu tun. Ich habe den Mitschnitt Ihrer Unterhaltung mit Aziz während der Taxifahrt gehört und das sofort überprüft, und nach meinen
Informationen ist Monsieur Montheilet von keiner hiesigen Dienststelle vorgeführt worden. Aber wir gehen dem nach. Bitte zurück zu Forell.«
    Â»Er hat mich gebeten, zu ihm zu kommen, weil er sich bedroht fühlte. Er hatte Angst und – «
    Â»Hat er Ihnen etwas gegeben?«
    Â»Gegeben? Was denn?«
    Â»Keine Ahnung – Fotos, Papiere, ein Tonband, einen Film, eine CD-ROM.«
    Ella schüttelte den Kopf. »Nein. Nichts.«
    Â»Er hat Ihnen nichts gegeben? Er wollte bloß, dass Sie seine Hand halten, weil er sich gefürchtet hat?«
    Â»Ja.«
    Â»Sie sagen mir nicht die Wahrheit.«
    Â»Das ist die Wahrheit«, log Ella, und dachte, dass er sich eben mit seinen Fragen verraten hatte.
    Â»Gut.« Schröder sah zur Straße hinüber, die immer noch leer im schwankenden Licht der Laternen lag. »Dann werde ich Ihnen jetzt auch die Wahrheit sagen: Sie sind so gut wie tot, Doktor Bach. Aziz hat etwas mit Ihnen vor – nicht er allein, sondern auch die, die hinter ihm stehen –, und wenn das erledigt ist, wird er Sie umbringen wie Ihren Freund Max und die anderen. Ich will Ihnen helfen – wir wollen Ihnen helfen, Doktor Bach.«
    Ella schloss die Augen. Erst waren alle hinter ihr her, und dann wollten ihr plötzlich alle helfen. »Warum, zum Teufel, sollte ich Ihnen glauben?«, sagte sie schließlich. »Jeder erzählt mit etwas anderes. Vielleicht haben Sie Kommissar Aziz ja nur überwacht, weil er Ihnen auf die Schliche gekommen ist.«
    Â»Hat er Ihnen das erzählt?«, Schröder stieß ein merkwürdig zischendes Lachen aus.
    Â»Nein, aber wenn Sie eigene Ermittlungen angestellt haben, dann sagen sie mir doch einfach, um was es bei dieser Verschwörung überhaupt geht …«

    Schröder nickte kaum merklich, als hätte er mit genau dieser Frage gerechnet. »Was sagt Ihnen der Name Raymond Lazare?«
    Â»Ein Bankier aus Paris, von dem dauernd in den Nachrichten die Rede ist.« Ella war froh über die Dunkelheit, die ihre Miene verbarg. »Er ist auch verschwunden.«
    Â»Der verschwundene Bankier, ja.« Wieder sah Schröder zwischen den Bäumen zur Straße und der Chinesischen Botschaft hinüber, in der kurz ein Licht angegangen, aber gleich wieder erloschen war. »Wissen Sie, von mir aus könnten alle diese Banker verschwinden, weg mit ihnen auf Nimmerwiedersehen, das Meer soll sie verschlingen wie die Armee des Pharao. Die Banken sind die elfte Plage, schlimmer als Viehpest, Heuschrecken, Stechmücken, blutige Gewässer und Tod aller erstgeborenen Kinder. Gibt niemanden, der das nicht so sieht, und die wissen das. Die wissen, was wir von ihnen halten. Aber es ist ihnen egal, weil sie in einer anderen Welt leben, einer Parallelgesellschaft, bloß ohne Kopftücher. Sie glauben, alle Macht geht vom Volke aus? Falsch. Sie glauben, die Macht geht wenigstens von den Regierungen aus, die das Volk

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