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Erlosung

Erlosung

Titel: Erlosung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fischer Claus Cornelius
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kann.«
    Â»Hast du Forell getötet?«, fragte Ella unerbittlich. »Hast du den grauen Audi gefahren?«
    Â»Der Wagen gehört Aziz, aber ich habe ihn benutzt und hinterher wieder – «
    Â»Warum?«, fragte sie.
    Plötzlich wirkte er ungehalten, er schob seine Schultern vor, als wäre ihm ein Schwall kalter Luft unter die Jacke gedrungen. »Warum habe ich Forell getötet, wenn ich doch schon wusste, dass sie mir Schwierigkeiten wegen Kleists Tod machen würden? Es war mein Job. Kleists Tod war ein Unfall, Forell war ein Auftrag. Ich war dafür bezahlt worden. Außerdem dachte ich, mit dem, was ich da finde, kann ich mir den Rücken freihalten. Hat das nicht jeder gedacht? Nur dass du mich gestört hast – «
    Â»Warum hast du mich nicht einfach genauso umgebracht? Bist du dafür nicht auch bezahlt worden?«
    Er schwieg so lange, dass Ella ein paar Schritte von ihm wegging, einfach um wieder atmen zu können. Sie hatte gar nicht gewusst, dass sie so wütend sein konnte und gleichzeitig so verletzt; noch nie war es so gewesen. Aber du warst auch noch nie so kurz davor, dich in einen Killer zu verlieben, dachte sie.
    Â»Also gut«, sagte Dany plötzlich hinter ihr, aber er sagte es mit einer atemlosen Schärfe, »ich bin dafür bezahlt worden, und am Anfang wollte ich den Auftrag auch ausführen. Als ich dir in Berlin im Hotel gegenüberstand, beschloss ich nur, zu warten und zu sehen, was weiter passiert, was du unternimmst. Deswegen habe ich mich als Mados Bruder ausgegeben. Es war
ein spontaner Einfall, und eine Zeit lang hat er ganz gut funktioniert, bis du herausgefunden hast, dass Mado gar keinen Bruder hatte. Ich habe dann Paris vorgeschlagen, dass ich dich weiter im Auge behalte. Ich wollte herausfinden, mit wem du alles gesprochen hattest.«
    Er zog die Hände aus den Taschen, und sie waren leer. »Aber du hast plötzlich sehr schnell immer mehr in Erfahrung gebracht und ständig weitergebohrt, und ich konnte dich nicht stoppen, und ich wollte es auch nicht, denn in dieser Hinsicht warst du ausgesprochen nützlich. Die Leute redeten schneller mit dir, verrieten dir mehr als einem von uns. Ich musste nur ab und zu die nötigen Informationen weitergeben. Die Entscheidung, ob jemand eine Gefahr darstellte, wurde dann in Paris getroffen. Bist du jetzt zufrieden?«
    Er sah zu dem Peugeot hinüber, der seinen Platz unter dem Zapfsäulendach verließ und mit ausgeschalteten Scheinwerfern an ihm und Ella vorbei zur Ausfahrt der Tankstelle fuhr. Ella drehte sich um. Annika war jetzt allein im Kassenraum. Sie stand am Kaffeeautomaten und ging dann mit dem Becher in der Hand zu einem Drehständer mit Zeitungen. Sie nahm eine der Zeitungen heraus.
    Â»Als dann doch der Befehl kam, dich zu eliminieren«, Dany redete weiter, aber sie blieb, wie sie war, drehte sich nicht zu ihm um, »hatte ich schon angefangen, dich gern zu haben. Eine Frau wie dich hatte ich noch nie getroffen. Und dann machte jemand, dem es nicht schnell genug ging, einen Fehler. Er beauftragte einen anderen, einen Deutschen. Ich mag es nicht, wenn man mitten im Rennen die Pferde wechselt und mich damit in Gefahr bringt, und dass es ein Polizist war, hat mir noch weniger gefallen. Nach der Pleite mit dem Mann auf dem Motorrad wollte er es selbst in die Hand nehmen, in der Kanzlei, aber ich war dabei, und er wusste nicht, wie er mit der Situation umgehen sollte. Er dachte, ich würde ruhig zusehen, wie
er dich umbringt. Ich kann so was. Ich kann ruhig zusehen. Aber bei dir nicht.«
    Annika verließ das Kassenhäuschen, die Zeitung unter dem Arm. Sie sah zu Ella herüber und schwenkte den Toilettenschlüssel in der Luft. »Noch jemand zum Frischmachen?«, rief sie.
    Â»Moment noch«, rief Ella zurück. »Wir sind hier gleich fertig, warte auf mich.« Sie wandte sich wieder Dany zu. »Vielleicht denkst du jetzt, du hättest mir gerade eine Art Liebeserklärung gemacht: Ich liebe dich so sehr, dass ich sogar darauf verzichtet habe, dich abzuknallen. Kann ja sein.« Sie kniff die Augen zusammen, weil ihr plötzlich zum Heulen zumute war. »Ich weiß nicht, warum ich hier stehe und dir zuhöre, denn was geschehen ist, ändert es nicht, und es ändert dich nicht, und es ändert mich nicht.« Sie ging auf ihn zu, bis sie so dicht vor ihm stand, wie sie es gerade noch aushalten konnte. »Aber wenn es dir so wichtig

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